Der Hauskauf - Adämmers Hof in Hengsbeck


Erst einhundert Jahre war es alt, das 1751 erbaute Wohnhaus auf dem Schultenhof in Sallinghausen. Caspar Eickhoff hatte auf diesen Hof eingeheiratet, da keine männlichen Nachkommen vorhanden waren. Er stammte aus Niederbergheim, in der Nähe des heutigen Möhnesee gelegen. Dort kannte man herrschaftliche Gutshöfe. Das alte Haus auf dem Schultenhof war aber nicht von solch stattlicher Bauart, hatte keinen Keller und stand viel zu nah am Salweybach, sodass bei Hochwasser oft das Wasser im Hause eindrang. Das war dem neuen Hausherrn lange Zeit „ein Dorn im Auge“. Ein neues, schöneres und geräumiges Haus sollte errichtet werden. Im April 1848 war es soweit.

Sein Sohn Eberhard, nun bereits 34 Jahre alt, wollte in den Ehestand eintreten und den Hof übernehmen. So wurden gemeinsam die über lange Jahre gereiften Pläne in die Tat umgesetzt. Schon bald konnte das Richtfest gefeiert werden. Wenige Monate später hielten Jung und Alt Einzug ins neue Heim. Man schrieb das Jahr 1849.

Dieses stattliche Bauernhaus stand in Sallinghausen, wurde dort abgerissen, verkauft und in Hengsbeck wieder aufgebaut.
Dieses stattliche Bauernhaus stand in Sallinghausen, wurde dort abgerissen, verkauft und in Hengsbeck wieder aufgebaut.

Da das alte Haus aber noch gut erhalten war, bot Eickhoff es zum Verkauf an. Vollständig aus eichendem Fachwerk errichtet, ließ es sich gut in alle Teile zerlegen, transportieren und wieder neu aufbauen. Schon bald fand Eickhoff einen Interessierten. Es war der Adämmer aus Hengsbeck. Schnell sprach sich der angesagte Kauf-Abschluss im Ort herum. Eickhoff wurde eindringlich gewarnt. Vom Käufer sei kein Geld zu erwarten. Arm wie eine Kirchenmaus sei er, und trauen könne man ihm auch nicht. Doch der Mann ließ sich nicht beirren. Hatte er doch den Kauf schon zugesagt, so wollte er sein Wort nicht brechen. Auch waren bereits Maurer- und Zimmermeister für ihre Arbeiten beauftragt worden. Da wollte er sein Gesicht nicht verlieren und einfach absagen. Nachdem Eickhoff sein Kaufversprechen eingehalten hatte und der Vertrag mit Adämmer besiegelt war, wurde er zum Erstaunen der misstrauischen Nachbarschaft mit barem Gelde ausbezahlt. Adämmer zahlte mit Gold und Silber sofort auf die Hand. Die Handwerker wurden ebenfalls prompt bezahlt.

Doch was sich hinter dem plötzlichen Reichtum des Adämmer verbarg, stellte sich viel später heraus. Der Volksmund erzählt dazu die nachfolgende Geschichte.

DEr Plötzliche Reichtum


Adämmers Hof in Hengsbeck, links das Wohnhaus, rechts das Stallgebäude. Im Hintergrund die Dorfkapelle St. Margaretha aus dem 17. Jahrhundert
Adämmers Hof in Hengsbeck, links das Wohnhaus, rechts das Stallgebäude. Im Hintergrund die Dorfkapelle St. Margaretha aus dem 17. Jahrhundert

Wie alle Tage ritt der Postreiter von Arnsberg kommend über den „Windknochen“, so heißt der Bergrücken zwischen Sallinghausen und Wenholthausen gelegen, in Richtung Bilstein. Am Sattel seines Pferdes hing die lederne Geldtasche, in der sich oft eine hohe Summe verbarg. Bei einem solchen Kurierritt musste der Postreiter, bereits in Cobbenrode angekommen, mit Entsetzen feststellen, dass die Geldtasche abgerissen war. Eilig kehrte er um und durchsuchte Weg und Graben zu Fuß, das Pferd am Zügel haltend. So lange er auch suchte, die Geldtasche mit beträchtlichem Inhalt blieb verschwunden. Der arme Mann wurde für sein Missgeschick hart bestraft. Er wurde seines Postens enthoben, ins Gefängnis gesteckt und zur Deckung der verlorengegangen Summe wurde ihm sogar sein Haus verkauft.

Nachher erinnerten sich Leute, dass sie am fraglichen Tage ein von Hengsbeck kommendes Fuhrwerk beobachtet hätten, welches mit Eichengerbrinde hoch beladen und auf dem Weg ins Siegerland war. Zwischen Bockheim und Cobbenrode habe der Fuhrmann angehalten, sich nach etwas gebückt und einen Gegenstand aufgehoben. Hastig habe er es zwischen den Lohbürden verstaut und seine Fahrt fortgesetzt. Es soll Adämmer gewesen sein, der wenig später das alte Schulten Haus mit barem Gelde erworben hat. Doch keiner konnte bezeugen, dass es die Ledertasche war, die jener am Fundort so hastig an sich genommen hatte. Hartnäckig hielt sich aber das Gerücht vom unrechten Gut. So zitiert der Chronist die Sprichwörter: „Ehrlichkeit währt am längsten.“ und „Unrecht Gut kommt nicht an den dritten Erben.“, aber auch „Unrecht gut gedeihet nicht.“

Der Zyniker sollte Recht behalten. Nichts klappte mehr auf Adämmers Hof. Pech und Unglück folgten aneinander. In der nächsten Generation fehlte bereits der männliche Erbe. Der Kotten wurde verkauft. Adämmers Haus, das alte Haus vom Schultenhof, ist bereits seit Jahren abgerissen. Später tummeln sich auf diesem Platz, der als Spielplatz hergerichtet war, die Hengsbecker Kinder. Doch heute steht dort ein neues Dorfgemeinschaftshaus. Vom alten Adämmer Hof sind alle Spuren verwischt.

So eine wahre, vielleicht nur halbwahre Geschichte aus alten Zeiten.