Frühlingserwachen


„Frühling lässt sein buntes Band flattern durch die Lüfte“    Mörikes Poesie begleitet mich durch diese Zeit.

 Ja, wenn die Sonne wieder scheint, dann wird Frühling sein!

 

Der Schleier des Winters löst sich auf im endlosen Blau des Himmels.

Diese Zeit wurde schon immer herbeigesehnt.

Aberglauben, genährt durch trübe und dunkle, scheinbar nicht enden wollende Wintertage.

 

Es entstanden Jahrhunderte alte Sitten und Gebräuche:

Kindergesang rief den Sonnenvogel herbei.

Begleitet von Stockschlägen und Lärmen wichen Dämonen und das Ungeziefer,

flohen aus den noch winterkalten Mauern.

Endlich sollte es Frühling werden!

Die Tage füllen sich spürbar mit hellen Stunden.

Die letzten Fetzen von Schnee und Eis verflüchtigen sich; 

schmutzige Farben weichen zaghaftem Grün

- gemächlich.  

 

Die ersten Boten des Frühlings: Schneeglöckchen, Krokusse, Narzissen.

Sie alle drängen durch den eben noch frostharten Boden der wärmenden Sonne entgegen. 

Bereits am frühen Morgen erlöst uns das verliebte Zwitschern der Vögel aus einem traumvollen Schlaf.

Die Natur öffnet sich, breitet die Arme aus mit unmerklicher Kraft.

Und es öffnen sich Tür und Fenster, lüften Stall und Haus.

Blütenvoll duftende Frühlingsluft strömt hinein, vermischt sich mit ammoniakgeschwängerter Luft.

 


Wieder flattern durch die Lüfte süße, wohlbekannte Düfte, Streifen ahnungsvoll das Land 

Wagenladungen ergießen sich in die Natur, Nahrung für die Pflanzen.

Und bald wogen gelbe Wellen Löwenzahn, Meere von Wiesenschaumkraut auf sattem Grün. 

Das noch stallblinde Vieh drängt ungestüm auf die Weiden, doch schnell greift es nach frischen Gräsern.

Irgendwann öffnen sich die Blüten der Bäume, weiß bis hellrosa,

um in wenigen Tagen wie Schnee den Boden zu bedecken.

Unruhiges Bangen, ob der Frost sich zurückhält in klaren Frühlingsnächten.



„Veilchen träumen schon, wollen balde kommen“

Erinnerungen an ferne Ostertage, eingebrannt bis ins Jetzt: 

Am Palmsonntag liegt meine kleine Hand in der meines Vaters.

Wir tragen gesegnete Weidenzweige, stecken sie wie kleine Kreuze in die Ecken der Felder.

Wir sprechen ein Gebet, hoffen auf gutes Gedeihen und reiche Ernte.

Mitten im Garten hinterm Haus stehen wir Kinder, staunend und voller Erwartung.

Mit Buchsbaum begrenzte Beete, aus denen die ersten Frühlingsblumen und viele bunte Eier leuchten.

Der Osterhase hat sie verloren, wohl auf dem Weg zu den Nestern.

Die sind bereitet auf einem runden Tisch in der Hainbuchenlaube.

Zuckersüße Leckereien hat er mitgebracht.

Sie leuchten in der Frühlingssonne, so wie unsere Kinderaugen.

Am Abend lodern die Osterfeuer, verbrennen den Unrat des Winters.

Alle singen: „Großer Gott, wir loben dich.“

Und Judas steht in Flammen; so will es der uralte Brauch.

 „Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist's, dich hab ich vernommen!“

Bald lassen herrlich klare Maientage die wärmende Sommerzeit erahnen.

 Das Jahr nimmt seinen Lauf.