Die alte Fischbauchbrücke an der Wenne


Ein seltenes Bauwerk ist dem Verfall preisgegeben

Schon Jahrzehnte ist die Bahnstrecke von Finnentrop nach Wennemen stillgelegt. Diejenigen, die Hoffnung auf ein Wiedererstehen der Bahnlinie hegten, wurden eines Besseren belehrt: Dem Bahnabschnitt zwischen  dem ehemaligen Esloher Bahnhof in Niedereslohe, über Sallinghausen bis zur Wenne entledigte sich die Verwaltung der Deutschen Bundesbahn  durch einen Verkauf des Gleisbettes mit den angrenzenden Böschungsflächen. Ein Landwirt aus Sallinghausen erwarb dieses Eigentum in der Absicht durch den Abverkauf von Metall und Schotter die Kosten des Grunderwerbs abzudecken. Ob ihm dieses gelungen war, ist sein Geheimnis. Und das soll es auch bleiben!

 

Emotionsgeladen war die Entscheidung des Esloher Rates, die "Hellebrücke" bei Niedereslohe, die den Zugang zu den Waldgebieten der Homert über den Bahneinschnitt ermöglichte, nicht mit hohen Kosten zu sanieren. Die Tragkraft der Brücke sei nicht mehr den Tonnen der voll beladenen Holztransporter angepasst und stelle eine Gefahr dar. Man entschloss sich weder zu einem Erhalt, noch zu einem Abriss dieser steinernen Brücke, die ein Relikt einer vergangenen Epoche darstellt. Sie wurde im Zuge des Bahnbaus um 1910 errichtet. Heute ist nur noch der obere Brückenteil mit Fahrbahndecke und seitlichen Geländern sichtbar. Der gesamte Geländeeinschnitt der ehemaligen Bahnstrecke unter der Hellebrücke wurde in den letzten Jahren zum Leidwesen vieler Bürger mit Abraum zugeschüttet. Damit hatte sich für die DB und für die Gemeinde eine weitere Altlast erledigt. 

 

Nicht abgehakt ist die Zukunft der Eisenbahnbrücke in Richtung Wenholthausen. Sie überspannt den Fluss der Wenne und die angrenzende Landstraße. Dieses eiserne Denkmal gibt Zeugnis einer besonderen, also seltenen Bauart von Eisenbahnbrücken. Es handelt sich dabei um einen in der Sprache der Experten im Bauwesen genannten "Fischbauchträger". Der Name sagt es aus: Die äußere Form dieser Brücke hat die Form eines Fischbauches. Der gerade "Obergurt" der Brücke bleibt erhalten, während der "Untergurt" konvex gewölbt ist. So bezeichnen es die Fachleute. 

Wegen der Seltenheit dieser Brückenbauart stehen viele Fischbauchbrücken unter Denkmalschutz. Deren Erhalt wird als technisches Baudenkmal öffentlich gefördert und geschützt, da diese nur noch selten vorhanden sind und deren Bauweise heute nicht mehr üblich ist. Man findet diese vor allem bei Eisenbahnbrücken aus dem 19. Jahrhundert und bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts oder im Industriebau. 

 

Im Sauerland sind Fischbauchbrücken bei Plettenberg und östlich bei Meinerzhagen, die ausnahmslos ehemalige Eisenbahnbrücken waren. Sie wurden, wie "unsere" Brücke über die Wenne in den Jahren 1910 bis 1914 errichtet und haben einen guten Dienst getan. Belohnt wurde das mit der Einstufung zum technischen Denkmal und somit mit ihrem Erhalt über viele Jahre hinweg. Die Brücken sind begehbar und dienen teilweise auch als gesicherte Aussichtsplattform, eine nachhaltige Bereicherung des Kulturgutes Eisenbahn in unserer Region. 

 

Diesen Wert hat man jedoch an der Wenne nicht erkannt. Zur Sicherung ist die Brücke für Fußgänger gesperrt. Vor einigen Jahren wurde sie beschädigt. Ein zu hoch beladener Transporter rammte die Brücke und beschädigte sie in einem Teilbereich. Ein praktischer Nutzen zum Erhalt dieses Bauwerks ist nicht zu erkennen und scheinbar wird auch ihr historischer Wert nicht erkannt. Wie ist es anders zu erklären, dass sie vor der Witterung ungeschützt vor sich hin rostet, da schon lange kein Schutzanstrich vorgenommen wurde. 

 

Für mich stellt diese Brücke nicht nur wegen ihrer seltenen Bauweise einen Wert dar. Sie ist ein Erinnerungsstück, ein letzter Beweis dafür, dass hier mit dem Bau und dem Betrieb der Eisenbahnstrecke Finnentrop- Wennemen ein Stück Eisenbahngeschichte geschrieben wurde. An diesem Ort ist zudem auch Ortsgeschichte präsent, die ich in meinen Berichten erzähle. 

Die Hellebrücke

 

Sie überspannt seit dem Bahnbau um 1910 die Bahnstrecke von Finnentrop nach Wennemen, kurz hinter dem Bahnhof Eslohe und ermöglichte damit den Zugang zum Homert-Gebirge von Niedereslohe aus. Dieses Bauwerk war beeindruckend und ortsprägend zugleich. Über Jahrzehnte wurde über sie die gesamte Holzabfuhr abgewickelt. Die Belastbarkeit war jedoch eingeschränkt, sodass die Schwerlast-Transporter sie nicht mehr befahren durften. Der Erhalt der Hellebrücke oblag nach Einstellung der Bahnstrecke der Gemeinde, nachdem die Bahn sich aus der Unterhaltspflicht zurückgezogen hatte. Nach langen und zähem Ringen und teils erregter Diskussion in der Bevölkerung wurde im Rat der Beschluss gefasst, die Hellebrücke aufzugeben. Ein Relikt einer vergangenen Bahnepoche ist nun durch Auf- und Zuschüttung des Bahneinschnittes in der Versenkung verschwunden. Nachfolgende Bilddokumente erhalten die Erinnerung an dieses imposante Bauwerk.