Das "Klocken-Guth to Vrylinchusen"


* Die Hofgeschichte Klauke - Klöpper in Frielinghausen (Teil I)

* Klöppers Leben am Bach - Das Wasser gibt, das Wasser nimmt -

* Die St. Nikolaus-Kapelle in Frielinghausen

„Tritt ein …“

 

Mit diesen Worten beginne ich meinen Aufsatz  über die bewegte Hofgeschichte Klauke und Klöpper zu Frielinghausen.

 

Man sollte es als eine Einladung verstehen, einzutauchen in über sechshundert Jahre gelebte Zeit auf einem Hof am Ufer der Wenne. Das Bild vom halb geöffneten Deelentor des im Jahre 1782 errichteten Wohnhauses ergänzt trefflich meinen Wunsch an den geneigten Leser, dieser Einladung zu folgen. 

 

Mir ist dabei bewusst, dass nicht jeder dazu bereit ist und den Willen hat, mir beim Eintritt in den dunklen Raum der dahinter liegenden Tenne zu folgen. Auch mir war am Anfang nicht klar, was sich bei meinen Recherchen über die Historie des Hofes an Dramatik, Tragödien und Schicksalen entgegenschlug.

 

Es sollte Licht in das Dunkel der Vergangenheit bringen; eine Kerze angezündet werden, um zu sehen, was sich hinter dem halb geöffneten Tor verbirgt.

 

Das gilt übrigens für alle Hofgeschichten, die ich zu erforschen beginne. Es ist wie ein Hineintreten aus dem Licht in einen dunklen und unerforschten Raum. Das Auge muss sich erst gewöhnen, bis dann langsam die Konturen sichtbar werden.

 

Wer bereit ist, eine solch detaillierte Hofgeschichte nicht nur oberflächlich in sich aufzunehmen, der muss sich zum Lesen Zeit und Muße nehmen. Nur so wird man dem Leben der Protagonisten gerecht. 

 

Zuvor noch ein weiterer Hinweis:

 

Für diese Seite meiner Homepage habe ich eine stark abgekürzte Version der Hofgeschichte Klauke-Klöpper, aufgeteilt in zwei Teilen, eingestellt. Im Rahmen meiner Recherchen wurde auch die Geschichte des Dorfes Frielinghausen tangiert. So wird mein Aufsatz um die Themen "Leben am Bach", die St. Nikolaus-Kapelle in Frielinghausen, die Dorfschule und der Bau der Trinkwasser-Leitung im Ort ergänzt.

Dieser Aufsatz wird von mir im PDF-Dateiformat zum Download und Ausdruck zur Verfügung gestellt. Eine Veröffentlichung bzw. Weitergabe an Dritte und/ oder Verwendung zu gewerblichen Zwecken ist nur nach ausdrücklicher Genehmigung des Urhebers erlaubt:

(C) Wilhelm Feldmann

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Schon um das Jahr 1400, inmitten der Epoche, die man als Spätmittelalter bezeichnet, wird in einem Güterregister des Stiftes Meschede „unus mansus in Vrylinchusen“ erwähnt, welcher an den Haupthof in Reiste Abgaben zu leisten hatte. Es handelt sich um das Klauken Gut in Frielinghausen, das zudem von der Probstei in Meschede belehnt wurde. Als weiterer Nachweis des frühzeitigen Bestehens des Hofes, der idyllisch zwischen der ehemaligen Dorfstraße und dem Fluss der „Wenne“ angesiedelt ist, gilt die Urkunde vom 26. Mai 1426.  Darin wird unter weiteren Zehntpflichtigen das „Klocken-Guth to Vrylinchusen“ genannt. 

Beginn der nachweisbaren Stammfolge

 

In der Folge sind in alten Urkunden, Schatzungsregistern und Kirchenbüchern im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts, bis tief hinein in das 17. Jahrhundert, vielzählige Erwähnungen der damaligen Hofbesitzer namens „Klauke“ mit unterschiedlicher Schreibweise nachgewiesen. Der Ort Frielinghausen zählte damals zum Kirchspiel Eslohe. Dort im ersten Taufbuch der St. Peter- und Paul Pfarrei wurde im Jahre 1620 erstmals die Geburt eines Sohnes auf dem Hof, namens Theodor Klauke, eingetragen. Es folgten zwei jüngere Schwestern, wovon die jüngere, Elisabeth Klauke, als einziges Kind überlebte und deshalb das Erbe über den Klauken Hof übernahm. Als diese den aus Beisinghausen stammenden Paul Hellermann im Jahr 1659 ehelichte, nahm dieser – so war es bis ins 18. Jahrhundert üblich, den Hofnamen an. Er wurde 1685 bei einer Schatzung mit „Paull Klocke“ erwähnt. 

Immer wieder ein frühes Sterben

Das Wohnhaus auf Klauken bzw. Klöppers Hof (Foto um 1900-1910)
Das Wohnhaus auf Klauken bzw. Klöppers Hof (Foto um 1900-1910)

Ungewöhnlich ist, dass die Erbfolge vorerst an die älteste Tochter Catharina ging, die bereits wegen dem frühen Tod ihrer Mutter den Haushalt führen musste. Nach ihrer Heirat im Jahre 1688 mit Diedrich Husemann, der in Husen geboren und aufgewachsen war, führte sie mit ihrem Angetrauten den Klauken Hof. Die Eheleute gaben jedoch später die Bewirtschaftung auf und es übernahm der jüngere Bruder Hermann Klauke das Erbe und die Bewirtschaftung, gemeinsam mit seiner Ehefrau Anna Schulte aus Hengsbeck. Aus deren Ehe gingen vier Kinder hervor, wovon drei überlebten. Der älteste Sohn verstarb als Kind. Auch des Vaters Leben endete viel zu früh. 1714 starb er im Alter von 49 Jahren, sodass die Witwe ein Jahr später eine neue Verbindung mit dem fünfzehn Jahre jüngeren Heinrich Husemann einging. Auch diese Ehe wurde durch einen plötzlichen Tod beendet. Nach nur vier Jahren Ehe verstarb Anna. Kinder gingen aus dieser Ehe nicht hervor. Dennoch scheint Heinrich Husemann auf Klauken Hof ansässig geblieben zu sein. 

 

1736 heiratete dessen Stiefsohn Jakob Klauke, Sohn aus erster Ehe seiner verstorbenen Ehefrau, eine Elisabeth Gramann aus Bremke. Aus dieser Verbindung gehen viele Kinder hervor. Das zweite Kind, der Sohn Franz Klauke, wurde 1740 geboren und wurde nach dem tragischen Tod seiner Eltern im Jahr 1772 Erbe des Hofes. Das Jahr 1772 ging in die Geschichte ein, da eine große Hungernot ganz Europa erfasst hatte. Innerhalb einer Woche starben die Eltern an einem bösartigen Fieber. Franz übernahm jetzt im Alter von 31 Jahren, noch unverheiratet, die Verantwortung für die jüngeren Geschwister und den Hof. 

 

Wenige Jahre später kam mit der Familie Mestermann eine neue Nachbarschaft ins Dorf. Deren Tochter Anna Maria Mestermann konnte den mittlerweile 38jährigen Junggesellen „erweichen“, sodass dieser 1778 mit ihr den Bund der Ehe einging. 1782 wurde ein neues Wohnhaus errichtet, welches heute noch auf dem Hof Bestand hat und ein Zeuge intensiver Bautätigkeit im Sauerland nach dem Siebenjährigen Krieg ist. Mehr als tragisch verlief jedoch die Ehe der Brautleute, weil insgesamt fünf Kinder geboren wurden, die jedoch sämtlich im Kindesalter erkrankten und starben. Als dann 1788 auch noch Franz Klauke im Alter von nur 48 Jahren an Tuberkulose starb, stand die junge Witwe allein mit den unverheirateten Schwägern, die Brüder ihres Ehemannes, namens Anton und Everhard Klauke, auf dem Hof. 



So kam der Name Klöpper auf Klauken Hof

 

Noch im selben Jahr 1788 ging Anna Maria eine neue Ehe ein mit dem aus Beisinghausen stammenden Swibertus Klöpper. Aus dieser ehelichen Verbindung gingen fünf Kinder hervor, darunter der spätere Hoferbe Hermann Theodor Klöpper. Auch wenn Anna Maria durch Erbschaft aus dem Nachlass ihres Vaters Vermögen erhielt und dadurch der Klöppers Hof profitierte, die schicksalshaften und tragischen Ereignisse stellten sich dennoch nicht ein. Der zweitälteste Sohn Franz Klöpper nahm als Söldner am Feldzug der Franzosen während der Befreiungskriege 1813 – 1815 teil. Er kehrte nicht wieder in seine Heimat zurück. Hermann Theodor trat nach dem Tod seines Vaters Swibertus im Jahre 1810 das Erbe an. 1814 vermählte er sich mit der Bauerntochter Anna Maria Elisabeth Deimel gnt. Holle. Sie stammte aus Obersalwey. Schon bald kündigte sich die Ankunft ihres ersten Kindes an. Doch der werdende Vater hatte die Geburt seines Sohnes nicht mehr erlebt. Hermann Theodor starb im Alter von 27 Jahren im Jahre 1816 an Typhus [Nervenfieber]. Kurze Zeit danach gebar seine Frau den kleinen Jungen.  Keine vier Wochen später kam der Stammhalter auf die Welt und wurde auf den Namen Johann Peter Klöpper getauft. 


Hof Klauke-Klöpper um 1955 am Wenne-Ufer in Frielinghausen. Gut erkennbar die hofeigene Brücke und Streuobstwiese.
Hof Klauke-Klöpper um 1955 am Wenne-Ufer in Frielinghausen. Gut erkennbar die hofeigene Brücke und Streuobstwiese.

Das schicksalshafte Leben der Stiefgeschwister, namens Schulte

 

Im Jahr 1818 ging die junge Witwe eine neue Ehe ein mit Johann Schulte gnt. Witte aus Reiste. Aus dieser Verbindung gingen zwei Töchter und zwei Söhne hervor, Stiefgeschwister des Peter Klöpper, deren Schicksale bekannt sind: 

 

- Der älteste Sohn Joseph Schulte blieb Junggestelle und lebte als Knecht auf dem Hof.

- Der zweite Sohn Franz Schulte lernte den Beruf des Schreiners. 1849 wurde dieser als Soldat der preußischen Armee in Baden zur gewaltsamen Unterdrückung der als „Deutsche Revolution“ in die Geschichte eingegangenen Bewegung einberufen. Nachhause zurückgekehrt und von seinen Erlebnissen geläutert, fasste er den Entschluss, sich der Gemeinschaft der Barmherzigen Brüder anzuschließen. Er trat als Novize in diese Gemeinschaft, die sich der Pflege der Kranken und der Unterstützung der Armen verschrieben hatte, in Recklinghausen ein. Doch nach kurzer Zeit erkrankte er selbst an der ansteckenden Tuberkulose [Schwindsucht], kam zurück nach Frielinghausen und erlag am 05.02.1853 seinem Leiden im Alter von nur 28 Jahren. 

- Die älteste Tochter Anna Maria Elisabeth Schulte heiratete am 08.02.1844 auf den Hof Mathweis in Sallinghausen. 

- Franziska Schulte, die Jüngste, wanderte nach Amerika (Porta) aus und heiratete dort um 1860 den aus Dorlar stammenden Sohn eines Tagelöhners namens Franz Pinkelmann. Franziska gebar im Jahr 1864 eine Tochter und verstarb danach im Kindsbett.   

Der Tod war ihr ständiger Begleiter

Spielende Kinder auf Klöppers Hof
Spielende Kinder auf Klöppers Hof

Am 23. März 1826 starb nach einem Leben voller Prüfungen, Trauer und Leid, mit 73 Jahren die Anna Maria Klöpper, geb. Mestermann. Altersschwäche ist im Sterbebuch der Kirchengemeinde als Todesgrund eingetragen. Für heutige Verhältnisse ist es unvorstellbar, was diese Frau in ihrem Leben erdulden und an Schicksalsschlägen hinnehmen musste. Zwei Ehemänner hatte sie überlebt und zehn Kinder geboren, von denen fünf im Kindesalter starben und zwei im besten Mannesalter aus dem Leben gerissen wurden. Dass sie trotz dieser Widrigkeiten für die damalige Zeit ein hohes Lebensalter erreichte, spricht dafür, dass sie die ihr vom Leben gestellten Prüfungen, wie der frühzeitige Tod geliebter Menschen, akzeptiert hatte. In der heutigen Zeit zerbrechen Menschen an solchen Schicksalen.

 

Anna Maria Klöpper hatte bereits 1818 bestimmt, dass ihr kaum zweijähriges Enkelkind Peter Klöpper nach Erlangung seiner Volljährigkeit Erbe des Klauken Hof werden solle. Im August des Jahres 1836 wurde der zwanzigjährige Peter Klöpper schon als großjährig erklärt.

 

Der junge Mann war der erste Bauer auf dem Hof, der durch die endgültige Aufhebung der grundherrlichen Rechte profitierte. Der Hof war vormals lehnspflichtig und unterstand der Probstei in Meschede. Er konnte nun als „freier Bauer“ seinen Hof nach seiner Gunst bewirtschaften.

 

1847 heiratete er die Theresia Gierse vom Wertmanns Hof in Isingheim. Aus ihrer Ehe gingen sechs Kinder hervor, wovon zwei Jungen tragisch als Kleinkinder starben: Der älteste Sohn Joseph starb, keine zwei Jahre alt, an einer Lungenentzündung. Daraufhin tauften sie ihr fünftes Kind mit dem Namen ihres verstorbenen Sohnes. Auch dieser Knabe starb, keine drei Jahre alt, auf Fronleichnam 1860. Beim Spielen an der Wenne wurde er mitgerissen und ertrank.  

Nicht mehr für fremde Herren schaffen

 

Peter Klöpper war nicht mehr gezwungen für fremde Herren zu schaffen und so steckte er seine ganze Energie in die Entwicklung seines Hofes. 1855 errichtete er einen neuen Schweine- und Rinderstall und schaffte Maschinen an, die seine Arbeit erleichterten, wie Dreschmaschine und Strohschneider. 1879 folgten dringende Renovierungen und Umbauten im Wohnhaus. Drei Töchter gingen mit einer großzügigen Aussteuer vom Hof. Ihre Brautwagen wurden reich bestückt. 1881 wurde das Wohnhaus erstmals mit heimischem Schiefer neu eingedeckt und im darauffolgenden Jahr wurde auch das mit Roggenstroh gedeckte Stalldach mit Schiefer erneuert. Peter Klöpper bereitete frühzeitig seinen Sohn und späteren Hoferben Johann Klöpper auf die Hofnachfolge vor. Dieser sollte einmal, so wie es sein Vater tat, den mittlerweile auf 140 Morgen angewachsenen Hof weiter zur Blüte bringen.   Noch im folgenden Jahr, im Sommer 1882, sollte auf Klöppers Hof eine Hochzeit gefeiert werden.


Wie der Sohn Johann um die Hand einer Gastwirtstochter freite und auf Klöppers Hof dann endlich eine Hochzeit gefeiert werden konnte, wird im folgenden Teil 2 dieser Hofgeschichte berichtet:


Bild-Auswahl vom Wirtschaften auf Klöppers Hof


KLÖPPERS LEBEN AM BACH - DAS WASSER GIBT, DAS WASSER NIMMT -


Die Wenne ist eigentlich ein stiller, sich durch das Wiesental fließender und dahinplätschernder Bach. In früherer Zeit wuschen dort die Frauen die Wäsche und nach getaner Arbeit wurden an ihn die Pferde zum Tränken geführt. Ein idyllisches Bild bietet sich dem Betrachter: Die überspannende Brücke, hin zur alten Mühle an dem die Kinder sich im Sommer gerne zum Baden aufhielten. Und sie spielten am Wehr, mit dem das Wasser der Wenne in die Gräben zum Bewässern der Wiesen (01) geleitet wurde. 

Spielende Kinder am Steg über die Wenne. Im Hintergrund die alte Mühle.
Spielende Kinder am Steg über die Wenne. Im Hintergrund die alte Mühle.

Man könnte meinen, es war stets ein paradiesisches Leben am Bach. Doch weit gefehlt, denn die Gefahren waren auf dem Hof präsent. Der Tod des 2 ½-jährigen Kindes Joseph Klöpper war Tragik und Mahnung zugleich. Er ertrank am Fronleichnamsfest des Jahres 1860 beim Spielen am Bach. 

 

Zerstörerische Flut

 

Immer wieder in der Geschichte trat die Wenne über ihre Ufer und wurde zum reißenden Fluss, der in die Häuser eindrang und alles fortnahm, was die Flut erfassen konnte. 

Von einer großen Wasserflut vom 10. März 1888 erzählte Pfarrer Dornseiffer. Es sei „hier seit Menschengedenken die größte Wasserflut gewesen“. Ursache waren steigende Temperaturen Anfang März, welche die großen Schneemassen, die Ende Februar gefallen waren, nun zum Schmelzen brachten. Es folgten ergiebige und anhaltende Regenschauer, die alle Bachläufe zusehends anschwellen ließen. 

Doch es kam noch mächtiger im November des Jahres 1890. Seit Wochen waren sintflutartige Niederschläge gefallen. Es braute sich etwas zusammen, was am 25. November seinen Höhepunkt fand und später als die „Katharinenflut“ in die Geschichte einging (02). Johann Klöpper berichtete von seinem Erleben: „Vom 20. bis 24.11. war starker Regen. Dann sah man die Quellen fließen, so sonst keine sind. Die Wenne stieg so hoch, wie sie noch nie gewesen war. Das Wasser schlug auf die südliche Ecke der Sockel, des an der Wenne liegenden Gebäudes und zerstörte die Transmissionsleitung zwischen der Turbine und der Dreschmaschine. Am 25ten mittags fiel das Wasser als Schneegestöber eintrat und 1 Zoll tiefer Schnee fiel. Dann trat Frost ein bis zu – 22 Grad. Das Wasser fror zu, sodass viele Mühlen stillstanden. Unsere Turbine war festgefroren vom 6. Dez. bis zum 26. Januar 1891. Anfang März setzte nach Tauwetter und Regen eine mittlere Hochflut ein.“

Im Frühjahr 1928 wurde entlang der Wenne eine 85 Meter lange Stützmauer aus Bruchstein gesetzt. Sie sollte dem Schutz bei Hochwasser dienen. Doch Franz Klöpper konnte vom 4. November im Kriegsjahr 1940 berichten. An diesem Tag führte die Wenne Hochwasser, wie es seit der Katharinenflut 1890 nicht mehr gewesen sei. Der ganze Hofraum war bis an die linke Hausecke überschwemmt und das Wasser drang ins Haus und in die Stallungen ein. Im folgenden Jahr musste ein beschädigter Brückenkopf der Hofbrücke über die Wenne neu betoniert werden. Ähnlich hoch sei dann auch das Hochwasser am 8. Februar 1946 gewesen. 

Gesundheitliche Gefahren

Ein heißer Sommertag an der Schlacht
Ein heißer Sommertag an der Schlacht

Der Klauken-Hof wurde einst an seinem Standort errichtet, weil auch die Nähe zum Wasser für Mensch und Tier einige Vorteile bot. Der Brunnen, der am Haus gegraben war, versiegte niemals. Reichlich Grundwasser war immer da, weshalb früher die Wohnhäuser in den Flusstälern nicht unterkellert waren.  Der Untergrund war immer feucht, auch dann, wenn der nahe Bach nicht über seine Ufer getreten war. Im Jahre 1936 musste Franz Klöpper den Holzfußboden im „guten Zimmer“, rechts vom Hauseingang gelegen, entfernen und durch einen Zementboden ersetzen. Das Holz war schon nach nur vier Jahren durchgefault. Nässe, die nicht durch Lüften und Heizen dauerhaft beseitigt werden konnte, war in den alten Häusern die Ursache für Schimmelbildung. Das hatte Folgen für die Gesundheit ihrer Bewohner, die an Infektionen der Atemwege mit Fieber und Husten oder im schlimmsten Fall an Lungen- und Hirnhaut-Entzündungen litten. Das waren Krankheiten und Beschwernisse, deren Ursache den Menschen früher nicht bekannt war. Hinweise dazu finden sich aber im Sterbebuch, wo als Todesursache in den wenigsten Fällen „Altersschwäche“, vielmehr Gründe genannt sind, die heute mit Krankheiten in Verbindung gebracht werden, die den geschilderten Wohnverhältnissen geschuldet sind. 

01.     Die Wiesentäler wurden in früherer Zeit durch Gräben nicht nur entwässert, sondern auch in jahrhundertealter Tradition durch Überflutung bewässert. Damit erreichte man eine natürliche organisch-mineralische Düngung durch die Sedimentation der im Wasser enthaltenen Nährstoffe. Hierzu wurden von den Bauern regelrechte Bewässerungssysteme angelegt und teilweise noch bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges genutzt. Durch das sog. „Flößen“ konnte zu Beginn des Frühjahrs der noch vorhandene Schnee auf den Wiesen zeitiger weggetaut werden. Nach der Frostperiode war das Bachwasser wärmer als der Boden. Dadurch erwärmte sich der Boden früher, sodass die Vegetationsperiode einige Tage früher einsetzen konnte. Diese ökologisch verträgliche Form der Wiesenbewirtschaftung brachte so vermehrt Grünfutter für die ohnehin geringe Viehhaltung, auch weil eine zweite Mahd möglich wurde. Das Flößrecht für Klöppers Hof wurde 1929 im Grundbuch eingetragen.

02.     Esloher Museumsnachrichten 1994, Seite 23 „Das Wasser steht uns bis zum Halse“ von Wilhelm Feldmann


DIE ST. NIKOLAUS-KAPELLE IN FRIELINGHAUSEN


Der Kontrakt von 1886 über die St. Nikolaus- Kapelle in Frielinghausen

 

Das Baujahr der Dorfkapelle in Frielinghausen, die dem Heiligen St. Nikolaus geweiht wurde, ist unbekannt. Sie diente damals den Bewohnern von Frielinghausen und Lochtrop als gemeinsames Gotteshaus. Am 20. Dezember 1886 unterzeichneten die Frielinghauser „Solstätter“ Johann Klöpper, Caspar Püttmann, Franz Greitemann und Wilhelm Becker sowie die Lochtroper Franz Hermes, Ferdinand Peitz und Franz Püttmann „nach langjährigen Verhandlungen“ (01) einen Kontrakt (Vereinbarung). Sie vertraten die Kapellengemeinde Frielinghausen/ Lochtrop im Beisein des Pfarrers Johannes Dornseiffer aus Eslohe und brachten zu Protokoll, dass sie ihr Eigentumsrecht an der Kapelle in Frielinghausen an die Kirchengemeinde St. Peter und Paul zu Eslohe abtreten wollen. 

Die St. Nikolaus-Kapelle in Frielinghausen
Die St. Nikolaus-Kapelle in Frielinghausen

Weiter wurde geregelt, dass der Kapellendiener Wilhelm Becker zu Frielinghausen u.a. Flächen, die zum Kapelleneigentum gehörten, dabei ist auch der Kapellenhof, zum Eigentum erhält. Dieser verpflichtete sich dagegen zu Diensten, die er zukünftig zu leisten habe:

 

1. täglich dreimal zur rechten Zeit, morgens, mittags und abends zum Englischen Gruß (02) läuten, 2. dem Priester am Altare (als Messdiener) und beim Versehen der Kranken in Frielinghausen und Lochtrop zu dienen,

3. die beim Gottesdienst notwendigen Wachskerzen auf seine eigenen Kosten bereitzustellen,

4. beschädigte Glockenseile auf seine Kosten anzuschaffen,

5. die Kapelle „von Zeit zu Zeit“ auf seine Kosten „weißeln“ (03) zu lassen, 6. die „Brandsteuer“ (04) jährlich bis zu 80 Pfennig zu zahlen. 

 

Die übrigen Kosten für Reparatur, Unterhaltung und Neubau fällt der Kirchengemeinde zur Last. Der Erwerber Wilhelm Becker soll das erworbene Eigentum sowie die darauf liegenden Pflichten bei Gericht im Grundbuch auf eigene Kosten eintragen lassen. 

 

Die Dorfbewohner zeigten sich kurz entschlossen und anpackend

 

Im Juli 1931 sollte die Dorfkapelle einen neuen Putz erhalten. Nachdem der alte abgeschlagen war, stellte sich heraus, dass sich das alte Mauerwerk in einem sehr schlechten Zustand befand. Kurz entschlossen wurde es abgerissen und dabei das Dach auf Stützen gestellt. Eine behördliche Genehmigung wurde nicht eingeholt. In kürzester Zeit waren die Mauern wieder aufgebaut. Das dazu notwendige Geld wurde hauptsächlich durch eine Spenden-Sammlung beschafft. Bereits am 13.08.1931 wurde die Kapelle durch den Esloher Pfarrer Josef Mollerus (05) eingeweiht. 1943 stifteten die Brüder Josef und Theodor Klöpper für die Kapelle ein weißes Messgewand.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die bronzene Angelus-Glocke beschlagnahmt und aus dem Turm geholt. Sie sollte für kriegswichtige Zwecke eingeschmolzen werden. Am 03.04.1953 wurde als Leihgabe aus dem Osten (Keilerswalde) eine andere Glocke in den Turm gehängt. Am 15.08.1948 ist der Beschluss gefasst worden, die Orte Frielinghausen, Bremke und Lochtrop zu einer selbstständigen Kirchengemeinde zusammenzufassen. Die Lochtroper bauten danach ihre eigene Dorfkapelle, die am 08.12.1953 eingeweiht wurde.  

01.     Nach Pfarrer Dornseiffer „Geschichtliches über Eslohe“ Seite 19 wurde „nach langjährigen Verhandlungen“ am 27.09.1887 die Kapelle der Kath. Kirchengemeinde zu Eslohe im Grundbuche Bd. IV, Bl. 156 zugeschrieben; nämlich Flur IV Nr. 79 in Größe von 406 qm

02.     Der englische Gruß ist ein Gebet und bezeichnet seit dem Mittelalter die Grußworte des Erzengel Gabriel bei der Verkündigung, dass Maria den Sohn Gottes gebären werde. Die Bezeichnung des Grußes als „englisch“ ist von dem Wort Engel abgeleitet; mit der englischen Sprache hat der Ausdruck nichts zu tun. Der Gruß des Engels steht im Neuen Testament im Evangelium nach Lukas. Er wird so gebetet, dass nach den 3 Sätzen jeweils ein "Gegrüßt seist Du Maria" gebetet wird. "Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft, und sie empfing vom Heiligen Geist." ....

03.     weißeln bedeutet: eine Wand in weißer Farbe tünchen bzw. streichen

04.     Brandsteuer ist eine Geldbeisteuer für Abgebrannte (heute: Beitrag zur Feuerversicherung)

05.     Josef Mollerus war seit 1915 Pfarrer in Eslohe. Er starb wenige Monate nach der Einweihung der Frielinghauser Dorfkapelle, am 17.05.1932.