Rund um Sankt Peter und Paul


Der historische Ortskern von Eslohe, Erster Teil

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(C) Wilhelm Feldmann

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Schöne Blickpunkte eröffnen sich bei einem Rundgang durch Eslohes Ortskern. Die Pfarrkirche, die den Aposteln Peter und Paul geweiht ist, wird zweifelsohne als Mittelpunkt für eine Ansammlung gut erhaltener Fachwerkhäuser gesehen. Sie steht auf einer Anhöhe und lässt erkennen, dass sie bzw. ihre Vorgängerinnen Anlass für die erstmalige Ansiedlung von Menschen hier am Ort gewesen ist.

 

Die langsame Ausdehnung des alten Dorfes über Jahrhunderte bis an die heutigen Ortsgrenzen, dessen Einwohnerzahl, überhaupt die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung: Betrachtet man Eslohe heute, kann man sich kaum vorstellen, wie bescheiden sich einst die Verhältnisse hier darstellten. Es sind noch bauliche Zeugen vorhanden, vom ursprünglichen Kirchdorf, das sich einst Esleve nannte und nur wenige Häuser zählte, die sich um die alte Pfarrkirche scharten. 


Eslohe vor fünfhundert Jahren

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul ist der Mittelpunkt im alten Ortskern in Eslohe.
Die Pfarrkirche St. Peter und Paul ist der Mittelpunkt im alten Ortskern in Eslohe.

Nach dem Schatzungsregister aus dem Jahr 1536 standen in „Kirch-Esleve“ nur neun Häuser, dazu noch Pastorat und Vikarie. „Niederen-Esleve“ galt als eigenständiges Dorf, so wie Bremscheid, Sallinghausen oder Sieperting. Dem nun fast fünfhundert Jahre alten Schatzungsregister verdanken wir die Kenntnis über die Namen der damals angesiedelten Bewohner von Esleve: 

 

Ermerth Schoulth zahlte 2 ½ Goldgulden Schatzung. Er bewirtschaftete den Schultenhof und war damit der größte Steuerzahler im Kirchort, gefolgt von Herman Schroeder. Dieser zahlte 1 ½ Goldgulden Schatzung. 

Jacob Schmyt und Peter Schepper zahlten jeweils 1 Ort (= ¼ Gulden). Letzter war „profugus“ und galt demnach als flüchtig, verbannt oder abtrünnig. 

Als „pauper“, arm, galten Joist Becker und Thoenes Roist. Sie zahlten keine Schatzung, ebenso wie die beiden Adeligen, Diederich von Eßleben und Johann von Eßleben. Die waren von der Schatzung enthoben, da sie „mit Pferd und Harnersch“ (Harnisch = Rüstung) dienten, also ihren Tribut mit ritterlichen Pflichten zollten. 

Und dann war da noch Evert, der Richter des Go-Gerichtes von Esleve. Er hieß Evert van dem Broke und war von der Schatzung befreit. Seine Zugehörigkeit zum Adel ist jedoch nicht nachgewiesen (01)

 

 

 

Wo standen ihre Häuser

und wie veränderte sich ihr Eigentum im Laufe der Jahrhunderte? 

 

Der Versuch einer Rekonstruktion ist zum Scheitern verurteilt. Auch die an den Esloher Forschungen beteiligten Historiker mussten sich mit der Aufzählung von Namen und Jahreszahlen, aus Schatzungsregistern, Urkunden und Kirchenbüchern erforscht, beschränken. Zu oft wechselten Eigentümer, änderten sich die Namen der Hofbesitzer durch Einheirat, Kauf- bzw. Verkauf oder Erbschaft. Der Stammsitz der Familie von Esleven zerfiel um 1600 völlig und war bereits zu Anfang des 16. Jhd geteilt. Lediglich die Standorte des Schultenhofes und der heutigen „Domschänke“ sind unverändert und lassen deshalb Schlüsse zu deren Geschichte bis in unsere Zeit zu. Hilfreich ist eine Bestandsaufnahme über vorhandene Häuser und Familien mit Handzeichnung aus dem Jahre 1819, die ein Kreisbeamter namens Michael Gerlach erstellte. 

 

Anhand historischer Daten über den Kirchort „Esleve“ kann nachgewiesen werden, wie sich im Dorf die Häuser und damit auch die Einwohner mehrten. Lagen diese erst noch „im Schatten der Pfarrkirche“, so erweiterte sich ab 1814 die Besiedelung während der hessischen Regierungszeit nach Teilausbau der „schönen Kunststraße“. Nach Fertigstellung dieses Teilabschnitts, der schnurstracks von Eslohe nach Wenne führte, ließen sich an dem Verlauf der Chaussee neue Bewohner nieder, wurden Häuser errichtet und Gärten angelegt. Arbeiter und Handwerker kamen hinzu und so zählte man im Jahr 1885 bereits 45 Wohngebäude, in denen 398 Einwohner lebten. Einen wesentlichen Anteil daran hatte die Familie Gabriel, die in ihren Hammerwerken und Fabriken Arbeit und damit ein Auskommen schaffte. Im Laufe der Zeit wuchs so das Kirchdorf Eslohe mit dem Bauerndorf Niedereslohe zusammen und erscheint heute in einem einheitlichen Dorfbild, in dem dennoch der alte Ortskern immer noch als Dorfmittelpunkt erkannt wird. 


Die Pfarrkirche, das Esleven'sche Haus und rechts das "Pape-Haus" bilden ein historisch gewachsenes und harmonisches abgestimmtes Bau- Ensemble im Ortsmittelpunkt. wfoto2022
Die Pfarrkirche, das Esleven'sche Haus und rechts das "Pape-Haus" bilden ein historisch gewachsenes und harmonisches abgestimmtes Bau- Ensemble im Ortsmittelpunkt. wfoto2022

Die Pfarrkirche im Mittelpunkt

Es soll eine „Kreuzkirche“ gewesen sein, die letzte kleinere Vorgängerin der jetzigen Pfarrkirche. Ihr Bau scheint nicht besonders fest und dauerhaft gewesen zu sein, denn er hat keine 300 Jahre bestanden. Im Jahre 1494 erwirkte der damalige Pfarrer Hermann Rorbach vom Papst Alexander VI einen Ablass von 100 Tagen für diejenigen, welche neben Erfüllung der übrigen kirchlichen Vorschriften den Kirchenbau durch ein Almosen unterstützen.

 

Bei Ausgrabungen fanden sich Bestattungsreste unter frühmittelalterlichen Fundamenten, die einen sicheren Hinweis auf die Existenz einer noch viel früheren Kirche um das Jahr 900 geben (02).

 

Die heutige, „neue“ Pfarrkirche wurde nach mehrjähriger Bauzeit fertiggestellt. Einige Prüfungen mussten der Bauherr Pfarrer Enste, seine Männer vom Kirchenvorstand und die am Bau beteiligten Handwerker über sich ergehen lassen, bis das neue Gotteshaus mit einer feierlich begangenen Konsekration am Sonntag, dem 28. September 1783 der Pfarrgemeinde übergeben werden konnte. Dazu zählten damals noch die Dörfer Frielinghausen und Lochtrop sowie Kückelheim und die Dörfer im Salweytal, Nieder- und Obersalwey. 

 

 

Auch ein gesellschaftliches Zentrum

 

Die alten Kirchwege liefen strahlenförmlich auf das Gotteshaus zu. Das war der „Lochtroper Kirchweg“, die heutige „Papestraße“. Dieser Weg verlief weiter durch die „Sormeckestraße“. Über den „Kückelheimer Kirchweg“, der „über’n Rochus“, also entlang der Rochuskapelle verlief, kamen die Gläubigen von Kückelheim und aus dem Salweytal zum Kirchort nach Eslohe.

Die heutige „Kirchstraße“ ist Teil des ehemaligen „Bremscheider Kirchweges“ und über die „Kupferstraße“, die bereits 1497 als „Kopperstrote“ urkundlich erwähnt ist, fanden sich die Kirchgänger aus Niedereslohe und Sallinghausen in ihrer Pfarrkirche ein. Über das Hofgut der Hallmanns (heute: Gabriel) führte ein Pfad nach Sieperting. 

 

So wurde dieser Ort gleichsam zu einem religiösen und gesellschaftlichen Zentrum und es verwundert kaum, dass im Umfeld der Pfarrkirche Wirtsstuben geöffnet waren, in denen sich die Dörfler trafen und ihre Neuigkeiten austauschten. Der Bedarf war anscheinend groß: 1819 gab es hier bei 30 Haushalten immerhin fünf Schankwirtschaften. Es bestand aber auch die Gelegenheit zum Kauf von Utensilien und Bedarfswaren für Haus und Hof. 

Das alte Pfarrhaus

Eine Inschrift erzählt seine Geschichte

Gut erhaltene Inschriften in weißen Lettern auf schwarz geteerten Eichenbalken, geben noch heute Auskunft über ihre Errichtung und deren Erbauer. Ihre Namen finden sich erwähnt in den alten Kirchenbüchern, einst geführt und aufgehoben im Esloher Pfarrhaus. Dieses Pfarrhaus ist auch das älteste der alt-ehrwürdigen Häuser, die sich um die Pfarrkirche drängen. 

 

Pastor Antonius Becker war gebürtiger Esloher und hat das Pfarrhaus 1688 neu errichten lassen. Er war vormals Vikar in Eslohe, wurde dann hier für eine kurze Zeit als Pfarrer ernannt und hat vermutlich für seine Mühen am Bauprojekt einen großen Teil seiner Kraft verzehrt. Pastor Becker starb nur ein Jahr nach Fertigstellung des Pfarrhauses am 11.03.1689.

Er hat sich mit dem Bau des Pfarrhauses ein Denkmal gesetzt, unübersehbar und noch heute deutlich lesbar am Querbalken der südlichen Frontseite des Hauses:

[ PAROCHIANIS ESLOVIENSES SVE Rda DNO ANTONIO BECKER PASTORE ME POSVERE ANN 1688 VEGESIMO TERTIO IVLII ]   (03).

 

Historische Karte von 1830 (Ausschnitt) zeigt das Kirchdorf Eslohe nach Fertigstellung der Minden- Koblenzer Reichsstraße im Jahre 1814
Historische Karte von 1830 (Ausschnitt) zeigt das Kirchdorf Eslohe nach Fertigstellung der Minden- Koblenzer Reichsstraße im Jahre 1814


Linkes Foto: Die Südseite mit Querbalken und Inschrift. Das Pfarrhaus in Eslohe ist ein zweigeschossiges massives Steinhaus mit aufgesetztem Fachwerkgiebel und Krüppelwalmdach. Der hohe Dachraum bot viel Platz für die Erntevorräte in einer Zeit, als der Pfarrer noch den Pfarrhof bewirtschaftete. Rechtes Foto: Die Eingangstür an der nördlichen Giebelseite führt zu den Räumen des Pfarrers. In die darüberliegende Holzklappe im Fachwerk wurde in früherer Zeit Stroh und Heu hochgereicht und auf dem Dachbalken gelagert ("unter Dach und Fach"). 


Über 300 Jahre alt und immer noch unverzichtbar

Eslohes Pfarrhaus kann auf eine über 300jährige Geschichte „zurückblicken“. Es wurde stets an die Notwendigkeiten, die sich im Laufe dieser langen Zeit ergaben, baulich angepasst. Damals galt es für einen Pfarrer in Eslohe, neben der Seelsorge auch den Hof der Pfarrgemeinde in Größe von immerhin dreihundert Morgen zu führen. Dazu zählte der Pfarrgarten, die Wälder und etwa einhundert Morgen Acker, die er mit Knechten und Mägden bewirtschaftete. Deshalb wurde das Pfarrhaus einst in der, den alten Sauerländer Bauernhäusern eigenen Aufteilung errichtet: Ein großes Deelentor in der südlichen Giebelseite führte ins Pfarrhaus in die große Tenne. Daneben waren die Ställe für das Rindvieh und die Pferde. Eine große Wirtschaftsküche mit Wasserpumpe und Brunnen befand sich auf der Kopfseite der Tenne. Auch ein Gewölbekeller für die Vorräte fehlte nicht. Zu des Pfarrers Wohnräume führte eine Treppe hinauf zum Obergeschoss. Zum Pfarrhaus gehörte damals noch ein Schafstall, der in Sichtweite, südlich des Pfarrhofes gestanden haben soll.  

Vor dem 1836 errichteten Vikariehaus, welches unter Pfarrer Krawinkel abgerissen und neu erbaut wurde.
Vor dem 1836 errichteten Vikariehaus, welches unter Pfarrer Krawinkel abgerissen und neu erbaut wurde.

 

In den Jahren des Kulturkampfes ist Eslohe ohne geistlichen Beistand. Das Pfarrhaus ist verwaist. Erst um 1885/90 war es dem neuen Pfarrer Johannes Dornseiffer vorbehalten, das Pfarrhaus mit umfangreichen Umbauten an die veränderten Verhältnisse anzupassen. Acker und Wiesen musste die Pfarrei an die Bauern im Dorf verpachten, die eigene Landwirtschaft wurde eingestellt. Der Pfarrgarten blieb als Refugium des Pfarrers, wo er mit Freude sein Gemüse hegte. Nun ließ er die Tenne verkleinern und da, wo Kuh und Pferd gestanden hatten, dienten nun neue Räume kirchlichen Zwecken (04)

 

Dennoch galt Eslohes Pfarrhaus, das in der Folge viele Jahrzehnte schwierigster Zeitgeschichte überstanden hatte, nicht mehr zeitgemäß. Ihr historischer Wert wurde wenig geschätzt, was dem Zeitgeist der sechziger Jahre im 20. Jhd. entsprach (05). Der Pfarrer zog hinüber in die neu gebaute Vikarie. Die alte, um 1836 unter dem in Niedereslohe geborenen Vikar Caspar Anton Hesse erbaute Vikarie, einige Zeit nicht mehr kirchlichen Zwecken dienend und als Wohnstätte und Schusterladen (u.a. „Schuster-Fritz“) vermietet, wurde dem Erdboden gleichgemacht (06). An dieser Stelle befindet sich seitdem ein Parkplatz für Kirchenbesucher. 

 

Das unter Denkmalschutz stehende alte Pfarrhaus blieb jedoch sichtbar unberührt, setzte „Patina“ an und sein hohes Alter wurde bald unübersehbar. Ein Umdenken führte ab 1992 zu einer soliden und vollumfänglichen Restaurierung vom Keller bis zum Dach. Seitdem ist Eslohes Pfarrhaus wieder das, warum es einst erbaut wurde: Heimstätte und Wirkort des Pfarrers, Sitzungsort der Pfarrgremien, Archiv und Pfarrbüro, ein Schmuckstück in Eslohes Dorfmitte.  

 


Das Esleven'sche Haus

Unter der Adresse „Papestraße Nr. 11“ und im Schatten der Pfarrkirche steht ein unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus. Es wurde einst im Volksmund das „Esleven’sche Hus“ genannt“. Auch Pfarrer Dornseiffer bezeichnete es in seinen Aufzeichnungen so; benannt nach den früheren adeligen Besitzern, derer „von Esleven“. 

 

Einen möglichen Einblick in damalige Besitzverhältnisse gibt eine Urkunde aus dem Jahre 1463, nach der Johan van Esleue „in dem gehegeden Gerichte“ eine Frage über sog. Markenrechte klären lässt, deren Hintergrund sein Wohnhaus in Eslohe und sein Wohnsitz in Bremscheid (Rittergut) gewesen sein muss. So mutmaßte der Historiker Albert K. Hömberg. 

 

Generationen später tritt der um 1570 geborene Dietrich von Esleven in die Erbfolge. Dieser war verheiratet mit Margarethe, geborene Rump vom Rittergut Wenne. Dietrich von Esleven war Erbe des Rittergutes in Oberbremscheid, zu dem auch der Grundbesitz in Eslohe gehörte. 

Diesen verkauften die Eheleute am 19.11.1627 an den Krämer (07) Georg Wesemann und dessen Hausfrau Else, geborene Hoffmann. Gegenstand des Kontraktes war „ihr zu Esleve unten am Kirchhofe gelegene Behausung samt angehörigen Gärten und ihre uralte freie Berechtigkeit …“ (08) Im Jahre 1669 tritt ein Enkelsohn der Eheleute von Esleven, namens Conrad Philipp von Lürwald urkundlich in Erscheinung, als dieser mit seiner Unterschrift und Petschaft (09) bezeugt, dass der Erbkaufbrief von 1627, das Haus am Kirchhof in Eslohe betreffend, „in allem gültig und bündig sei(10).


Das unter Denkmalschutz stehende Esleven'sche Haus kennt viele Besitzer und Bewohner. Es ist vermutlich älteren Datums als angenommen. Das linke Foto entstand um 1960. Im Erdgeschoss waren Verkaufsraum, Werkstatt, Lager und Wohnraum des Schuhmachers Franz Keite. Außen hängt ein Reklameschild der Rheinberger Schuhfabrik aus Pirmasens (1882 gegründet und 1995 endgültig eingestellt). Im Obergeschoss des Hauses waren die Wohnräume anderer Familien. Eigentümer war zu dieser Zeit Clemens Kersting, der einst das Haus bewohnt hatte, jedoch bereits 1934 nach Attendorn zog.  Foto in der Mitte: Der Schützenzug führt über die Papestraße, um 1960. 


Die Wesemanns in Eslohe

 

Von Georg Wesemann und seiner Ehefrau, die im Taufbuch der Kirche mit „Elsa“ bezeichnet wird, lassen sich sechs Kinder nachweisen, die in der Zeit zwischen 1622 und 1640 geboren wurden. Die Familie, die man später „Jürgensmann“ im Dorf nannte, muss in Eslohe geachtet gewesen sein. Die Taufpaten der Kinder waren hier nicht unbedeutend. Namen wie Theodor Bartholdi (Pastor), Hermann Rump de Wenne („nobilis“ = hoch angesehen), Antonius Schulte de Marpe, Simon Pape („judex“ = Richter) in Esleve, u.a. finden sich in den kirchlichen Eintragungen. Ein Sohn der Eheleute namens Antonius Wesemann, war von 1657 bis 1660 Vikar in Eslohe (11)

Am 30.06.1673 wurde Georg Wesemann beerdigt. Wer dessen Erbe wurde, ist nicht bekannt. 

 

Die Hallmanns in Eslohe

 

Dieses alte von Esleven’sche Haus und Gut ist später in Hallmanns Besitz übergegangen …“, weiß Pfarrer Dornseiffer zu berichten (08). Ein erster Hinweis über die Familie Halmann (später: „Hallmann“ geschrieben) findet sich im Copulationsbuch der Pfarrei: 

 

Am 30.05.1690 ging Jodokus Halmann mit der Esloherin Margaretha Becker (12) die Ehe ein. Er soll Richter in Oedingen gewesen sein, wie auch später sein am 21.05.1691 geborener Sohn Max, der seinen Wohnsitz jedoch in Marpe hatte. Weil im Jahr 1694 Jodokus Halmann einer der Unterzeichner der neu aufgestellten Markenordnung für die Gemeinschaftsmarken Eslohe, Sallinghausen und Sieperting war, lässt sich daraus schließen, dass er als Markengenosse am gemeinschaftlichen Grundbesitz auch Eigentümer eigenen Grundbesitzes war (13).

Wahrscheinlich ist er auch jener, der von den Erben Wesemann den Besitz käuflich erworben hatte. 

 

Neues Haus auf alten Gemäuern?

Das Esleven'sche aus, im Hintergrund das Pfarrhaus (aus dem Werbeprospekt 2024)
Das Esleven'sche aus, im Hintergrund das Pfarrhaus (aus dem Werbeprospekt 2024)

Die ursprüngliche Behausung derer von Esleven wird es nicht sein, so wie sich das Haus heute zeigt. Die Bausubstanz lässt eine Neuerrichtung des Hauses auf alten Mauern vermuten. Das Haus steht auf den Fundamenten eines sehr alten Kellergewölbes. Doch wer war der Erbauer und wann ließ dieser es neu aufrichten?

 

Es findet sich nur eine Inschrift, die wohl als Teil eines ursprünglichen Textes noch erhalten blieb und die Zeiten überdauert hat:

[ MEINE FRAU IST NOCH UNBEKANNT / OB SIE SCHON IST AUSERSEHEN / SO WILL SIE DOCH NOCH HIER NICHT STEHEN]

 

Wohl zu sehr haben gründliche Umbauten dazu geführt, dass übliche Angaben über den Tag des Richtens und dem Namen des Erbauers im Gebälk verloren gingen. Man erkennt, dass es einst nicht im Stil eines ortstypischen Bauernhauses errichtet wurde. Auch lässt die Anordnung des Fachwerks an der südlichen Giebelseite nicht erkennen, dass hier jemals ein großes Deelentor Einlass gewährte. Trat man hinein ins Haus, erblickte man einen langen Flur, der erst am anderen Hausgiebel sein Ende fand und Zugang in die Räume zur linken und rechten Hausseite bot. Auch wenn der Baustil früherer Bürgerhäuser sehr verschieden war, so entspricht das neue „Esleven’sche Haus“ einem „traufständigen“ Bürgerhaus, gebaut nach dem Bedarf seiner Bewohner, die Kaufleute, Händler oder Handwerker waren. 

 

Offene Fragen stehen im Raum: 

 

War Jodukus Halmann der Erbauer des „Esleven’schen“ Hauses und seine Braut, die er 1690 ehelichte, die Ausersehene, - so wie es die Inschrift kundtut? 

Mehrere Übereinstimmungen lassen Raum für Vermutungen: Wohlmöglich wurde dieses „neue“ Haus von Jodokus Halmann zur selben Zeit gebaut, wie das in Sichtweite von Pfarrer Becker errichtete Pfarrhaus. Der Zeitpunkt der Eheschließung mit Margaretha Becker, die eine jüngere Stiefschwester des Pfarrers war, passt dazu. Das hierzulande unübliche Krüppelwalmdach bedeckt beide Häuser (14), was auffällig ist. Es sind zugegebenermaßen Gedankenspiele, die keine beweissichere Grundlage haben. Das Haus verrät sein Geheimnis nicht! 

 

Um 1759 soll ein Karl Halmann mit seiner Familie das „Esleven’sche“ Haus bewohnt haben (15). Vermutlich ist es Carl Philipp Halmann, der am 11.06.1754 in Eslohe die Anna Maria Becker aus Hellefeld ehelichte. Wie, wer und wann ein Mitglied der Familie Hallmann letztlich in Eslohe Grundbesitz, einen einst nicht unbedeutenden Hof, erwarb, ist unbekannt. Das sog. „Halmann’sche Gut“ lässt sich mindestens seit 1764/65 nachweisen (16).

 

Die Statue des Hl. Nepomuk auf der Essel-Brücke
Die Statue des Hl. Nepomuk auf der Essel-Brücke

Das Esleven’sche Haus war Wohnstätte eines churfürstlichen Richters

 

Auch der Richter Ferdinand Christian Höynck hat einst in der Papestraße seine Spuren hinterlassen. Höynck war geboren am 1. März 1733 und starb in Eslohe an der Wassersucht am 24.10.1802. 

Obwohl Höynck im Besitz des Ritterguts zu Marpe und Gütern in Eslohe war, also nicht unvermögend gewesen ist, bescheidet er sich als Mitbewohner. „Er wohnte unmittelbar unterhalb der Kirche in dem jetzigen Niederschen Hause.“, berichtete Pfarrer Dornseiffer 1896. Richter Höynck war unverheiratet, hatte aber einen Sohn, der in Schliprüthen lebte (17).  

 

 

Wenige Monate vor seinem Tode verfügte er, „dass ein Johannes-Nepomucenus-Bild in ordentlicher Größe gefertigt und an hiesiger Brücke aufgestellt werde“. Dem wurde bekanntlich entsprochen: Noch heute – weit über 200 Jahre danach – erinnert die Statue des Hl. Nepomuk auf der Brücke über den Essel-Bach an den letzten churfürstlichen Richter in Eslohe. Dieser übte sein Amt in der Zeit von 1756 bis zu seinem Tode aus. Ein Jahr später (1803) wurde das Herzogtum Westfalen mit dem Herzogtum Hessen-Darmstadt vereinigt.

 

 

Die Gabriels:   Ein Kiepenkerl schreibt Geschichte in Eslohe

 

Um 1790 erschien in Eslohe ein junger Mann, der mit einer Kiepe auf seinem Rücken geschnallt allerlei Waren anzubieten hatte. An Sonntagen soll dieser gegenüber der Pfarrkirche, geschützt unter einem Kastanienbaum vom Schulten Hof, seinen Verkaufsstand aufgebaut haben. Nach den Gottesdiensten fanden sich dort stets einige Kirchgänger ein, die seine Ware schätzten und so ihren Kirchgang gleichzeitig zum Einkauf nutzten. Neben allerlei Eisenwaren gehörte auch „Mescheder Wand“, ein begehrtes Tuch, zum Angebot. Das stammte aus der Herstellung von Leinewebern aus Meschede. 

 

Der junge Händler war Christoph Gabriel (geboren um 1761). Dieser hatte im Gasthof Schulte „Zum goldenen Pflug“ ein geräumiges Zimmer angemietet. Ein Kleiderschrank soll ihm als Warenlager gedient haben. Wochentags war er „in alle Himmelsrichtungen“ unterwegs. Christoph Gabriel belieferte die Schuhmacher-Werkstätten in der Umgebung mit Schuhnägeln und anderen Bedarfsartikeln; das alles zu Fuß mit einer schweren Kiepe auf seinem Rücken (18)

Er war der Sohn einer jüdischen Familie, die zum christlichen Glauben konvertiert und sich später in Arnsberg niedergelassen hatte (19). Die Esloher Bürger nahmen ihn als klugen und seriösen Kaufmann wahr, der sich mit Fleiß, Sparsamkeit und Anspruchslosigkeit ein Vermögen schaffte. 

 

Schließlich wurde er hier sesshaft, indem er 1792 von Hallmanns das „Esleven‘sche“ Haus mit Stall und dazu Land erwarb und einen Laden mit Spezerei- (Gewürzwaren), Kolonial- und Eisenwaren eröffnete; dazu noch Landwirtschaft betrieb (20). 

 

Am 10.06.1800 heiratete Christoph Gabriel in der Esloher Pfarrkirche die Tochter eines Bauern. Christine Wortmann gnt. Peetz, gebürtig aus Brenschede bei Kloster Brunnen, war die richtige Frau für den regen Kaufmann und unterstützte ihn mit Fleiß und Sparsamkeit.

Sie kann sich auf einem Steinhaufen ernähren!“, sagten die Leute damals von ihr (21). Im Jahre 1805 wurde Christoph Gabriel in Eslohe als Gerichtsscheffe benannt.

 

Nachdem Christoph Gabriel 1792 das „Esleven’sche“ Haus erworben hatte, wurde 1819 ein Bericht über die Möglichkeit der Unterbringung von Kreisbeamten in Eslohe verfasst (22). Darin wurde die Situation in diesem Haus wie folgt beschrieben:

Das Haus des Gabriel, zugleich bewohnt von dem provisorischen Bergschreiber Dr. juris Becker, ist brauchbar. Gabriel kann aber bei seiner eigenen starken Familie und seinen bedeutenden Handelsgeschäften höchstens nur noch ein oder zwei Zimmer für einen ledigen Beamten abgeben; dabei ist vorauszusehen, dass er, der die Stubenmiete nicht nötig hat, sobald es geschehen könnte, wieder aufkündigen würde“.

Des Weiteren wurde das Vorhandensein einer zum Haus gehörenden Scheune erwähnt, deren Standort links vom heutigen Treppenaufgang zur Kirche am Esselbach gelegen war. 

 

 

 

Die Familie Gabriel kaufte Hallmanns Hofgut

 

Bereits 1810 kaufte der rege Kaufmann den Lochtroper Hammer, 1823 einen Anteil von 5/6tel vom Frielinghauser Hammer. Das war der Beginn einer erfolgreichen Familiengeschichte, die Christians einziger Sohn Ferdinand und in der Folge der namensgleiche Enkel weiterschrieb. 

Christoph Gabriel und seine Ehefrau Christine, geb. Wortmann

Die Pape-Straße mit dem Schultenhof, der gegenüber dem Pfarrhof liegt (um 1930). Hier bot Christoph Gabriel jeden Sonntag seine Waren an.
Die Pape-Straße mit dem Schultenhof, der gegenüber dem Pfarrhof liegt (um 1930). Hier bot Christoph Gabriel jeden Sonntag seine Waren an.

Gabriels erwarben später das ganze ehemalige Hallmanns Hofgut in Eslohe, das hoch verschuldet und herabgewirtschaftet war, von dem damaligen Besitzer. Es soll der Bergrichter Herold gewesen sein, der eine geborene Hallmann zur Frau hatte (22). Noch 1819 wurde das entlang der Kupferstraße stehende und bewohnte Haus der Hallmanns (heute: Gabriels Scheune) als „durchaus ruiniert“ beschrieben (23). In diesem Zustand beherbergte es 21 Personen, darunter war der unter Vormundschaft gestellte und als Tagelöhner bezeichnete Hallmann mit seiner Familie. Zudem „wohnten“ dort die unter diesen widrigen Zuständen untergebrachten Kreisbeamten, darunter der Berichterstatter Michael Gerlach, der Kreissekretär und die Familie des Gendarmen Christian Tölcke. Es war das Geburtshaus des Carl Wilhelm Tölcke, der hier am 31.05.1817 geboren und später einer der führenden Köpfe der deutschen Arbeiterbewegung wurde (24).  Zur nötigen Reparatur der im Bericht ausgiebig geschilderten Schäden und sonstigen Missständen war kein Geld vorhanden. Der Verkauf des Gutes war letztlich nicht zu verhindern. Im offensichtlich schlechten Zustand ist dem Bericht nach auch das zwischen Esselbach und Papestraße gelegene Haus mit Schafstall des Ferdinand Hallmann gewesen (25). 

 

Gabriels ließen nach dem Erwerb der Hofstelle sämtliche Gebäude abreißen. Der Neuaufbau ihrer Hofstelle, so wie sie noch heute besteht, folgte von Grund auf nach ihren Plänen. Dazu entstand 1861 das herrschaftliche Wohnhaus der Familie Gabriel (26). 

Die Hausbesitzer wechselten häufig: 

 

[Gabriel > Nieder > Wiese >-Schneider> Kersting] 

Links das Esleven'sche Haus, dahinter das Pape-Haus, rechts: Nepomuk-Brücke über den Essel-Bach (wfoto 2024)
Links das Esleven'sche Haus, dahinter das Pape-Haus, rechts: Nepomuk-Brücke über den Essel-Bach (wfoto 2024)

 

Nach Kauf des Hofguts Hallmann durch Gabriels verkauften diese vermutlich um 1860 das Esleven’sche Haus (27) an den in Gellinghausen geborenen Kaufmann, namens Wilhelm Nieder und dessen Ehefrau Sophia. Sie war eine geborene Bergenthal und deshalb mit Gabriels verschwägert (28,29)

 

Nach dem Tod des Vaters am 12.10.1885 erbte die Tochter Bertha, geb. am 19.03.1867, das Haus. Diese heiratete am 17.01.1888 den Lohgerber Franz Anton Wiese (geb. 16.12.1854), Sohn des Landwirts Caspar Wiese aus Niedermarpe. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor (30), die das Haus jedoch nicht übernahmen. 

 

Es wurde verkauft an den Kaufmann und Sparkassenrendanten (31) Alfred Schneider, der 1878 in Hagen geboren war und am 04.08.1903 die Gastwirtstochter Emma Böhmer (geb. in Eslohe 01.02.1879) ehelichte. Emma verstarb am 05.02.1906 wenige Tage nach der Geburt ihres zweiten Kindes (der Sohn Franz Egon Schneider). Aus der zweiten Ehe, die Alfred Schneider mit Paula Niehus 1907 einging, wurde noch eine Tochter geboren. In dieser Zeit, um 1910, bot er sein Haus zum Verkauf an. Als Käufer fand sich Caspar Kersting aus Westfeld. Alfred Schneider starb 51jährig in Eslohe am 07.02.1929, drei Jahre nach dem Tod seiner Tochter, die als junge Frau mit 17 Jahren verstorben war.

 

Caspar Kersting und Nachfolger im Esleven‘schen Haus

Nachdem Caspar Kersting seinen Wohnsitz eingenommen hatte, stellte sich bald heraus, dass ein aktiver und vielseitiger Mensch, ein richtiger „Tausendsassa“, in Eslohe angekommen war. Er hatte den Schmiedeberuf gelernt und pachtete von 1913 an die Huf- und Wagenschmiede des Franz Gies in Eslohe (32). Nebenbei bot er sich mit Erfolg bei den Vereinen als Festwirt an und „schmiedete“ eine Allianz mit dem Bäcker Heinrich Schmidt.

 

Dieser war in Eslohe als „der Kaffee-Schmidt“ bekannt, da er einen fahrenden Kaffeehandel betrieb und auch bei Festen seinen Kaffee ausschenkte. Er war Mieter bei Caspar Kersting im Esleven’schen Haus und trat, nachdem Kersting 1934 mit seiner Ehefrau Maria und fünf Kindern hin nach Attendorn gezogen war, als neuer Festwirt auf. Kersting erwarb damals in der Hansestadt das „Hotel zur Post“, wo es noch heute von der Familie seines Enkelsohnes Otto als Garni-Hotel geführt wird. 

 

Das „Esleven’sche Haus“ blieb lange Jahre im Eigentum der Familie Kersting und wurde zum Mietobjekt. Schon vor Auszug der Kerstings werkelte im Erdgeschoss des Hauses ein Schuhmacher namens Josef Gehlhaus. Er hatte hier seine Schusterwerkstatt eingerichtet. Im Nebengebäude, welches heute als Garage genutzt wird, befand sich das Schuhwarenlager. Gehlhaus warb 1927 mit seinen Diensten: „Anfertigung feiner Maßarbeit und Reparaturen“.

Im Jahre 1946: Mußestunde auf der Nepomuk-Brücke, links: Gisela Deichmann (meine Mutter)
Im Jahre 1946: Mußestunde auf der Nepomuk-Brücke, links: Gisela Deichmann (meine Mutter)

So zeigt sich heute das Esleven'sche Haus im Werbeprospekt
So zeigt sich heute das Esleven'sche Haus im Werbeprospekt

Im Jahre 1934 trat der gelernte Schuhmacher Franz Keite als Geselle in die Werkstatt ein. Er stammte ebenfalls aus Westfeld und übernahm 1938 von Gehlhaus die Schusterwerkstatt mit Wohnung im Erdgeschoss. Ein Laden wurde eingerichtet. In zwei großflächigen Fenstern konnte die Esloher Laufkundschaft die zur Schau gestellte neueste Schuhmode bewundern. Franz Keite blieb mit seiner Familie bis zum Jahre 1963. Dann zogen sie um an die Hauptstraße in ihr neu gebautes Wohnhaus mit Schuhgeschäft und Orthopädie-Werkstatt. 

 

So wie die Schusterfamilie Keite hatten mehrere, heute eingesessene und renommierte Esloher Familien, im „Esleven’schen“ Haus in der Papestraße ihre erste Heimstätte gefunden. Dazu zählt die Familie Otto Lisketing, die hier für einige Jahre ihre Bleibe fand. Marianne, die Tochter vom „Kaffee-Schmidt“, ehelichte den Dachdeckermeister Otto Schulte aus Frielinghausen. Ihre Kinder wuchsen in der Papestraße auf. Der Gärtner Heinrich Weber („Blumen-Weber“) wohnte seit 1936 zehn Jahre im Haus. 1946 zogen „Blumen-Webers“ in das „Langeloh“ mit ihrer Gärtnerei um. Dem Chronisten ist bewusst, dass diese Aufstellung letztlich nicht vollständig sein kann (33)

 

Seit wenigen Jahren ist das „Esleven’sche“ Haus in neuen Händen. Nachdem das Dach neu eingedeckt, die Fassaden und Innenräume aufwändig renoviert, ist der drohende Verfall gestoppt und es zeigt sich heute wieder für viele Jahre gerüstet. Der neue Eigentümer konnte die Auflagen des unter Denkmalschutz stehenden Hauses erfüllen und für seine Zwecke nutzen. Neben festen Mietern wird nun auch ein Appartement als Ferienwohnung beworben, das geschmackvoll und zeitlos eingerichtet wurde. 


Anmerkungen:

 

01. Esloher Forschungen Teil II, Seite 78

 

02. Hinweise aus dem Artikel von Erika Biskoping in der Ausgabe des Homert-Kuriers vom 24.11.1990

 

03. Von Pfarrer Johannes Arens 1988 aus dem Lateinischen ins Hochdeutsche übersetzt: „Die Pfarrangehörigen von Eslohe haben mich unter dem Hochwürdigen Herrn Antonius Becker am 23. Juli 1688 gelegt“. 

 

04. Hinweise aus dem Artikel von Reinhold Hesse in der Ausgabe des Homert-Kuriers vom 9.7.1988

 

05. 1962 wurde Pfarrer Josef Krawinkel in sein Amt eingeführt. Tatkraft und nimmermüden Einsatz zeichnete ihn aus: Die Renovierung der Pfarrkirche, eine zeitgemäße Gestaltung des Kirchplatzes und des neuen Friedhofs, der Neubau des Kindergartens, Abriss der alten und Bau der neuen Vikarie prägten dessen Wirkzeit in Eslohe, die durch seinen vorzeitigen Tod im Jahre 1976 endete. 

 

06. Schon im Bericht des Kreisbeamten Gerlach an die Regierung in Arnsberg wird 1819 „das reparaturbedürftige kleine, bewohnte Vikariehaus“ erwähnt. Es stand auf selben Grund, wie die 1835/36 neu erbaute Vikarie. Das alte Haus wurde abgerissen. Über den Bau des neuen berichtet die Chronik „Die Domschänke zu Essel“ von Dierk W. Stoetzel 2006, Seite 24: „Anton Peitz war ein erfolgreicher Land- und Gastwirt, aber anscheinend weniger erfolgreich als Unternehmer. Als das Vikariehaus 1835/36 zum Bau vergeben wurde, erhielt Anton Peitz den Zuschlag bei 1210 Reichstaler. Die Bedachung war zu Lehmschindeln veranschlagt, musste aber schon 1838, da das Dach nicht vorschriftsmäßig gelegt war, mit Schiefer gedeckt und dem Übernehmer ein verhältnismäßiger Abzug gemacht werden. Bei der Übernahme dieses Baues soll Peitz über 300 Rt eingebüßt haben (laut E.F.I, 103, Pfarrarchiv Eslohe A 4: Vikarie)“

 

07. „Krämer“ ist ein alter Begriff für einen Händler bzw. Kaufmann, siehe auch die überalterte Bezeichnung „Kramladen“ 

 

08. Pfarrer Dornseiffer in „Geschichtliches über Eslohe“, Paderborn 1896, Seiten 35/36

 

09. „Petschaft“ ist ein Stempel aus einem harten Material, der geeignet ist, ein Siegel in eine Siegelmasse einzudrücken (Quelle: Wikipedia)

 

10. Siehe Aufsatz von Wilhelm Feldmann: Die von Eslevens und die Volmars:  Alte Höfe in „Overen-Bremschedt“ Teil II:  Das Rittergut von Esleve in Ober-Bremscheid

 

11. Siehe auch Pfarrer Dornseiffer, Geschichtliches über Eslohe, Seite 123: über Antonius Wesemann, der am 1.5.1634 geborene Sohn der Eheleute Georg und Elsa Wesemann, die man später „Jürgensmann“ nannte. Der Vater war Krämer und Kaufmann und hatte zu diesem Zweck das von Esleve’sche Haus angekauft. Antonius Wesemann war von 1657 bis 1660 Vikar in Eslohe. 

 

12. Margaretha Becker wurde am 29.10.1665 in Eslohe geboren. Die Eltern waren Christian Becker (geb. ca 1625, gest. 30.05.1702 in Eslohe) und dessen zweite Ehefrau Anna Cobbenrodt (gest. in Eslohe 29.05.1683). Margaretha war das älteste Kind aus dieser zweiten Ehe des Vaters. Die erste Frau namens Eva, geb. Stalschmidt war am 28.06.1664 gestorben. Im Taufbuch vermerkte der Pfarrer zu Margarethas Geburt: (lat.: Casu extrema necessitatis ab obstetrice baptizata est...)= wegen unbedingter Notwendigkeit von der Hebamme getauft wurde...

Aus der ersten Ehe des Vaters mit Eva Stalschmidt ging Peter Anton Becker als ältestes Kind hervor. Er wurde geboren am 07.01.1653 und ist von 1673 bis 1685 Vikar in Eslohe gewesen; anschließend als Pfarrer in Eslohe ernannt und Erbauer des Pfarrhauses. Sein Name erscheint als Zeuge in den Prozessakten vom 07.09.1686 Poggel gegen Engelhard wegen des Hammergrabens in Niedereslohe. Darin wird auch sein Vater Christian Becker namentlich benannt (Dornseiffer, Geschichtliches über Eslohe, Seite 124-125)

 

13. Esloher Forschungen Teil II, Seite 42 zu Markenrechten

 

14. Dieser Baustil wurde auch beim Bau des Pape-Hauses im Jahre 1796 sowie Haus Hengesbach (jetzt Stinn) 1809 übernommen. Auch diese haben ein sog. Krüppelwalmdach. Diese Bauart gilt als besonders stabil und langlebig, ist jedoch mit nicht unwesentlichem Aufwand und damit Kosten verbunden. Vielleicht war es damals ein Zeichen für den Wohlstand seiner Erbauer.

 

15. Nach Handzeichnungen mit Beschreibungen von Wilhelm Molitor, geb. in Sallinghausen am 14.07.1904, gest. in Eslohe nach 1994. Danach soll auch Karl Halmann Richter in Oedingen gewesen sein (?).

 

16. Esloher Forschungen Teil II, Seite 81: „1764/65 Hallman, scheffen beym schlechteren gericht, 1/0, dessen frau 0/18, ein schwiegervatter, so ein kötter, 0/12, dessen frau 0/6, ein voller knecht 0/24, ein halber knecht 0/12, ein kleiner jung über 12 jahr 0/4, 2 mägde 0/24, ein klein mädgen 0/4“

 

17. Über den letzten churfürstlichen Richter Höynck berichtete Pfarrer Dornseiffer auf Seite 203 des 1896 herausgegebenen Buches „Geschichtliches über Eslohe“

 

18. Hinweis von Bauer Heinrich Heymer in seiner unvollendeten Dorfchronik für Sallinghausen

 

19. Nach den Aufzeichnungen von Heinrich Heymer (fortan: H.H.) stammte Christoph Gabriel aus der Nähe von Warburg. Dessen Vater und Bruder sollen dort einen Eisenhammer betrieben haben. Die Eisenwaren, die diese herstellten, bot Christoph Gabriel zum Verkauf an. Diese Aussage ist nicht bestätigt, vielmehr sagen die Forschungen von Hans Jürgen Rade (Veröffentlicht im 2019 erschienenen Buch „Und sind war auch Israels Kinder“, ab Seite 174) etwas anderes: Danach stammen die Gabriels einer israelitischen Familie, die zum katholischen Glauben konvertiert hatte (das hat auch H.H. beschrieben). Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert gaben viele Juden in Deutschland ihren Glauben auf. Die Gründe waren vielfältig. Die preußischen Gesetze sahen eine Zivilehe zwischen Christen und Juden nicht vor. Wer als Jude eine Christin heiraten wollte, musste deren Glauben annehmen. Es war selten ein religiöses Motiv, meistens ein pragmatischer Schritt, um sich der deutschen Kultur anzunähern und gesellschaftlich anerkannt zu werden. Letzteres war wohl auch das Anliegen des Juden Natan Feist aus Hermannstein bei Wetzlar und dessen Frau Clara Jacob aus Frielendorf, die nach ihrer Konvertierung zum christlichen Glauben den Familienamen Gabriel annahmen. Die Taufe fand am 25.03.1756 durch den Pfarrer Kraeling in Winterberg statt. Die Eheleute erhielten die Namen Clemens und Anna Elisabetha Gabriel. Der Weg der Eheleute führte nach den Recherchen von Hans Jürgen Rabe später von Winterberg nach Hallenberg und Siedlinghausen (Kirchspiel Brunskappel) bis sich die dann mittlerweile vielköpfige Familie (vermutlich waren es 11 Kinder) in Arnsberg niederließ und wie zuvor sich vom Metzger-Handwerk ernährte. Diese Feststellung steht im krassen Widerspruch zur Aussage H.H. und Gabriels Firmenchronik, wo geschrieben steht, dass der Vater mit einem Bruder gemeinsam einen Eisenhammer bei Warburg betrieben haben soll. (Rabes Recherche- Ergebnis wird auch tlw. in den Esloher Forschungen Teil IV – ab Seite 429 übernommen)

 

20. Dazu berichtete H.H. (um 1950!): „Im Jahre 1792 erwarb er vom Kaufmann Kremer ( ? hier irrte wohlmöglich H.H.) dessen Haus an der Kirche (welches heute Herrn Kersting aus Attendorn gehört) und eröffnete darin ein Eisenwarengeschäft. Dazu gehörte auch das Stallgebäude gegenüber. Von der Familie Pape kaufte er in der Folge Grundstücke in der Sormecke und an der Steinschelle“. H.H. vermutete das Stallgebäude an der Stelle des Pape-Hauses, was m.E. nicht wahrscheinlich ist. Siehe dazu auch Esloher Forschungen IV, Seite 429, wo H.H. Aussage nicht übernommen wurde. 

 

21. Dazu berichtete H.H.: „Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, wovon jedoch drei in frühen Jahren verstarben. Das Leben der Eheleute war somit nicht ungetrübt. Christine ging ihrem Mann drei Jahre im Tode voraus. Als Christoph Gabriel am 24.4.1847 im hohen Alter an Altersschwäche starb, endete ein erfolgreiches Kaufmannsleben. Überliefert ist, dass er kurz vor seinem Ableben mit Kreide sein Vermächtnis auf eine Schranktüre schrieb: „In diesem Schrank befindet sich mein sauer verdientes Vermögen, welches sich meine beiden Kinder Ferdinand und Marianne teilen sollen.“ Es sollen 80.000 Thaler gewesen sein!“ 

 

22. Esloher Forschungen IV, Seite 430 von Gudrun Schulte

 

23. Bericht des Kreiskassen-Kontrolleurs Michael Gerlach an die Regierung in Arnsberg, siehe EF III ab Seite 21

 

24. Siehe Esloher Museumsnachrichten 2012, Seite 25, Aufsatz von Karl-Arnold Reinartz.

 

25. Diese Gebäude standen dort, wo später Fritz Spiekermann (Buchhandlung 1927 und ab 1930 Fremdenpension EF II Seite 423, heute: Haus Stappert) an der Papestraße baute.

 

26. Esloher Forschungen IV, Seite 430 von Gudrun Schulte

 

27. Dazu schrieb Pfarrer Dornseiffer in „Geschichtliches über Eslohe“, Paderborn 1896, Seite 36: „Letzterer (gemeint ist der Gewerke Christoph Gabriel) verkaufte das Haus an den Kaufmann Wilhelm Nieder; es liegt unmittelbar am Kirchhofe, vor der Brücke.“

 

28. Der Kaufmann Wilhelm Nieder war durch die eheliche Verbindung mit Sophia Bergenthal mit Gabriels verschwägert. Begründung: Die Familie Gabriel war mit der Familie Bergenthal verwandtschaftlich und wirtschaftlich eng verbunden. Christoph Gabriels überlebende Kinder, sein Sohn Ferdinand (der Ältere), geb. am 30.01.1802 und die Tochter Maria Theresia, geb. am 17.2.1805 heirateten beide am 21. Mai 1833 (Doppelhochzeit) in der Esloher Pfarrkirche: Ferdinand ehelichte Wilhelmina Bergenthal und seine Schwester Theresia nahm den Bruder Franz Wilhelm Bergenthal aus Warstein zum Ehemann. Die Familie Bergenthal stammte vom Ursprung her aus Gleidorf (Nachweise von dort bereits seit 1420). Da Gleidorf zur Zeit der Soester Fehde um 1440 zerstört wurde, verzog die Familie nach Schmallenberg, wo diese Bürgerrechte erhielt (1436 urkundlich erwähnt). 1770 zog ein Spross der Familie, die in Schmallenberg zu Wohlstand und Anerkennung gekommen war, nach Warstein und wurde dort Jahre später zum Bürgermeister gewählt und war ein wohlhabender Kaufmann.

 

29. Die Geburt von drei Kindern (1867, 1870, 1874) ist im Esloher Taufbuch nachgewiesen.  Wilhelm Nieder starb 1885 an Schwindsucht, seine Frau 1895 an Wassersucht. Sie wurden beide in Eslohe begraben.  

 

30. Die drei Töchter der Eheleute Nieder-Wiese waren: Maria Wiese, geb. 11.11.1888, Johanna Wiese, geb. 16.04.1890 und Augusta Paula Mathilde Wiese, geb. 19.01.1893. 

 

31. Die Amtssparkasse Eslohe wurde am 1.11.1898 gegründet. Erster Rendant war der Kaufmann Otto Peitz aus Eslohe. Dazu berichtet die Chronik „Die Domschänke zu Essel“ von Dierk W. Stoetzel 2006, Seite 32: „Dieser Beschäftigung ging er mehrere Jahre nach, bis es Anfang 1905 offensichtlich zur Beendigung kam. Die Fama sagt, er habe als Junggeselle gern mal etwas länger geschlafen, und als ihn immer wieder Leute aus dem Bett holten, die zu früh Geld abheben oder einzahlen wollten, habe er irgendwann vor dem Schlafengehen seine Stubentür mit schweren Möbeln zugestellt. Und in der Tat passt der Wortlaut der Bekanntmachung in der Mescheder Zeitung vom 24.02.1905: „Für die Amtssparkasse Eslohe wird ein tüchtiger zuverlässiger Rendant gesucht.“ Als Nachfolger fand sich Alfred Schneider, der von 1905 bis 1910 Rendant der Amtssparkasse war. 

 

32. Wohnhaus mit Werkstatt und Stall des Schmiedemeisters Gies befanden sich gegenüber des Pape-Hauses auf der anderen Seite des Esselbaches (heute. Standort des „Pampel“). 1819 wurde berichtet: „Das Haus des Schmied Giese, dessen Schmiedewerkstatt und Stallung, in schlechtem Stande und kann davon überdies nichts vermietet werden.“ Die Gebäude wurden um 1970 abgerissen. 

 

33. Ich danke Rudolf Keite, der durch seine Auskunft Mithilfe leisten konnte.