Der Landwirtschaft verpflichtet


# Erinnerung an den Landwirtschaftsrat Dirketor Carl Bunne

# Ein positives Feedback

Dieser Aufsatz wird von mir im PDF-Dateiformat zum Download und Ausdruck zur Verfügung gestellt. Eine Veröffentlichung bzw. Weitergabe an Dritte und/ oder Verwendung zu gewerblichen Zwecken ist nur nach ausdrücklicher Genehmigung des Urhebers erlaubt:

(C) Wilhelm Feldmann

Download
LR Carl Bunne.pdf
Adobe Acrobat Dokument 529.1 KB


Prolog - Einleitung:

Wenn über die Geschichte der heimischen Landwirtschaft gesprochen und geschrieben wird, fällt berechtigterweise stets der Name des „Bauernpastors“ Johannes Dornseiffer (1837 – 1914). Er ist nicht nur der Gründungsvater der Landwirtschaftlichen Winterschule, sondern setzte sich selbst aktiv im Schuldienst, auch mit seinen Schriften und Predigten für die damals notwendigen Reformen in der Landwirtschaft ein. So ging er nicht nur als Seelsorger, auch als „Leibsorger“ in Eslohes Ortsgeschichte ein, indem er die Voraussetzungen für eine über die Grenzen des Sauerlandes bekannte Bildungseinrichtung schaffte. 

Sein nachhaltiger Erfolg ist auch seinem Kollegium zu verdanken, das auf der Grundlage neuen Wissens zu den verschiedenen Sachthemen, die Landbewirtschaftung betreffend, die jungen Bauernsöhne unterrichtete. Besonders segensreich und im Einklang mit dem Streben Dornseiffers war das über drei Jahrzehnte währende emsige Wirken des Landwirtschaftsrats Carl Bunne als Direktor der Landwirtschaftsschule in Eslohe. 

Anlässlich dessen 150jährigen Geburtstags erinnern wir heute (2023) mit diesem Aufsatz an diesen, mit den heimischen Bauern eng verbundenen und stets auf deren Förderung bedachten Pädagogen.  


Carl Bunne wird am 24.11.1873, also vor 150 Jahren, in der Bauernschaft Bergeler, heute ein Ortsteil der Stadt Oelde, geboren (01). Dort, auf einem ehemaligen Meierhof steht sein Elternhaus, auf dem er von Jugend an die Geschicke der Landwirte miterlebte. Sein Wunsch, den Beruf eines Landwirtschaftslehrers zu ergreifen, ist wohl diesem Werdegang geschuldet und als nachgeborener Sohn auf dem Hof war ihm ein Studium der Agrarwirtschaft in die Wiege gelegt. 

Angekommen in Eslohe

Direktor Carl Bunne (Foto: 1952)
Direktor Carl Bunne (Foto: 1952)

 

Der Zufall führt den jungen Landwirtschaftslehrer Carl Bunne nach Eslohe. Dort war der Direktor der Landwirtschaftlichen Winterschule Josef Oberdick im jungen Alter von 33 Jahren auf tragische Weise während einer Dienstreise verstorben. Nun wird hier dringend ein Nachfolger gesucht. Bunne bewirbt sich, kann überzeugen und übernimmt zum 1. Oktober 1901 im jungen Alter von nur 27 Jahre Jahren die Stelle seines Vorgängers. Er kann nicht ahnen, wie bedeutend dieser Tag für seine Zukunft, seinen beruflichen Werdegang und persönlichen Lebenslauf ist.  

 

In seinem ersten Schuljahr 1901/02 besuchen 45 Schüler die Winterschule. Nach Ende des Jahres scheidet Pfarrer Dornseiffer aus gesundheitlichen Gründen aus dem Schuldienst aus, was aber nicht bedeutet, dass er sich um die Belange „seiner“ Schule nicht mehr kümmert. 1905 regt er die Anlage eines forstbotanischen Gartens an und stellt dazu ein Grundstück im Eigentum der Kirchengemeinde zur Verfügung. 

 

Schulleiter Carl Bunne unterstützt dieses Vorhaben, welches er im fünfundzwanzigsten Jahresbericht der Winterschule fachkundig niederschreibt (02). Weitsichtig beschreibt er dort, was heute aktuell große Gültigkeit erfährt und regt den Anbau einer vielfältigen Auswahl von Baumsorten an. In der Weißfichte sieht er einen lohnenden Anbau.

Es sei zu prüfen was das Beste sei und dieses sollte behalten und für sich und die Heimat nutzbar gemacht werden: „Es ist nicht alles in Fichtenkultur zu legen; man kann nicht wissen, ob nicht einmal ein Umschlag (03) kommt und eine Überproduktion eintritt“. 

 

„Immer vorwärts, niemals zurück“ (lat.: Numquam retrorsum)

 

Das ist sein Wahlspruch und entspricht damit der Zielsetzung der ihm anvertrauten Bildungsanstalt. Längst hat sich Deutschland vom Agrarland zum Industrieland gewandelt. Das bedingt ein stetes Wachstum der Bevölkerung, die von den Erträgnissen der heimischen Landwirtschaft ernährt werden muss. Der erstarkte Nationalismus in Deutschland lässt die Einfuhr von Lebensmittel aus dem Ausland kaum zu. Das Land will sich selbst ernähren (04)

 

Die neuen Erkenntnisse der Wissenschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert lassen erkennen, wie notwendig eine Fachausbildung der Bauern, auf eine breite Basis gestellt, erforderlich ist:  

Eine Verbesserung der Ackerwirtschaft, z.B. durch Ausweitung bzw. Einführung des Klee-, Kartoffel- und Rübenbaues, die epochemachende Entwicklung der neuzeitlichen Düngerlehre und nicht zuletzt die Einführung neuer Anbau- und Düngetechniken mit Einsatz von neuzeitlichen Maschinen und Geräten. Die seit dem Mittelalter über Jahrhunderte praktizierten Methoden, wie die Dreifelderwirtschaft, ist nicht mehr zeitgemäß. 


Einfachste Arbeitsmittel in der früheren Landwirtschaft:


Auszug aus der Briloner Zeitung vom 24. Sept. 1903
Auszug aus der Briloner Zeitung vom 24. Sept. 1903

Diese Erkenntnis soll in der schulischen Arbeit den jungen Bauernsöhnen zugänglich gemacht werden. Carl Bunne erkennt, dass Überzeugung Not tut und initiiert mit der Einführung der ländlichen Wirtschaftsberatung Beachtliches. Bereits im Jahre 1906 finden unter seiner Beratung auf mehreren Standorten Feldversuche statt. Neue, ertragreiche Pflanzensorten werden jetzt auch im Sauerland angebaut. 

  

In der Folge erwirbt er sich besondere Verdienste durch die Förderung der Tierzucht und die ländlichen Genossenschaften verdanken seiner Initiative ihre segensreiche Tätigkeit. Maßgeblich beteiligt ist er an der Gründung der Molkereigenossenschaft des Kreises und der Bezugs- und Absatzgenossenschaft Eslohe sowie der Spar- und Darlehenskasse Eslohe, deren Vorsitzender Carl Bunne dreißig Jahre lang war. 

In Eslohe ein Zuhause

 

Carl Bunne freit erfolgreich um Martha (05), die Tochter des Hotelbesitzers Franz Egon Böhmer und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Dünnebacke aus Niedermarpe (06). Pfarrer Dornseiffer traut das Paar am 11.07.1905 in der Esloher Pfarrkirche (07).   

 

Am 23.04.1906 wird ihr erstes Kind, die Tochter Elisabeth geboren (08). Ein Jahr später vermerkt Pfarrer Dornseiffer im Taufbuch, dass ein zweites Kind der Eheleute jedoch tot geboren wurde (09). In den folgenden Jahren vergrößert sich die Familie um eine fröhliche Kinderschar: Carl Peter (10), Martha (11), Johanna (12) und Egon (13) werden geboren. 

  

 

Die Eheleute Carl und Martha Bunne errichten für sich und ihre Kinder in der Kupferstraße 29 ein neues Wohnhaus. In Eslohe gelten sie als angesehene, auch wohlhabende Familie. Carl Bunne ist offen für neuzeitliche Errungenschaften. Mit Stolz zeigt er sich mit seiner Familie im neuen Automobil der Marke OPEL, welches er von der Firma Arens & Kersting in Eslohe erworben hatte. 


Eine schwierige Zeit

 

Nach Fertigstellung der Bahnstrecken Finnentrop – Wennemen und Fredeburg – Wenholthausen im Jahre 1911 entsteht eine große Verbesserung der Möglichkeit, die Winterschule in Eslohe zu besuchen. Der Andrang ist so groß, dass diese um eine zweite Klasse erweitert werden muss. Die Schülerzahl erhöht sich auf 71, sodass auch die Einstellung eines zweiten Fachlehrers und die Aufteilung der Schülerschaft auf „Ober- und Unterklasse“ erforderlich wird. 

 

Kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges stirbt am 11.12.1914 der erkrankte Pfarrer Dornseiffer. Während der Kriegsjahre werden einige Lehrer zum Kriegsdienst berufen. Auch Direktor Carl Bunne wird davon nicht verschont. Der Unterricht wird eingeschränkt, erst einklassig und später nur noch unregelmäßig. Am 17.11.1919 ist der volle Unterricht wieder aufgenommen. Im Krieg waren 75 ehemalige Schüler und ein Lehrer gefallen. Carl Bunne bleibt unversehrt und nimmt seine Tätigkeit dankbar wieder auf. 

 

Die Schülerzahlen wachsen unter seiner Leitung. Einige müssen wegen Überfüllung abgewiesen werden. Das Jahr 1926 bringt eine grundlegende Veränderung der Schulverhältnisse. Unter der Bezeichnung „Landwirtschaftsschule und Wirtschaftsberatungsstelle der Landwirtschaftskammer in Eslohe“ wird die Schule von der Landwirtschaftskammer übernommen. Landwirtschaftsrat Carl Bunne bleibt auch jetzt der Leiter dieser Einrichtung. So wird es ihm als Direktor im Juni 1930 zugestanden, eine Jubelfeier anlässlich des 50jährigen Bestehens der Landwirtschaftsschule auszurichten. Viele ehemalige Schüler kann er zu diesem Anlass um sich versammeln. 

Er will sich nicht anpassen, nicht mitmachen. 

Bildausschnitt: Winterjahrgang 1932/33, vorn v.l.n.r.: Fachlehrer LR Franz Jakobs, Pfarrer Molerus, Direktor LR Carl Bunne, Dr. Genau
Bildausschnitt: Winterjahrgang 1932/33, vorn v.l.n.r.: Fachlehrer LR Franz Jakobs, Pfarrer Molerus, Direktor LR Carl Bunne, Dr. Genau

Nach der Machtübernahme der NSDAP im Jahre 1933 werden überall Veränderungen spürbar. Direktor Bunne sieht sich zunehmend dem Einfluss der neuen politischen Elite ausgesetzt. So erhält er Anweisung, dass die Lehrerschaft ihre Schüler beim Eintreten in die Klasse mit dem Ruf „Heil Hitler“ zu begrüßen haben. Carl Bunne widersetzt sich und soll gesagt haben: „Was geht uns der Mann in Berlin an. Wir können uns gegenseitig einen guten Morgen wünschen.“

 

Carl Bunne bleibt konsequent: Der um die Schule sehr verdiente und von der Bevölkerung geachtete Landwirtschaftsrat Bunne tritt schließlich wegen wachsender Anfeindungen durch den Nationalsozialismus wegen seiner gegensätzlichen politischen Haltung nach 34 Dienstjahren am 30.09.1935 in den vorzeitigen Ruhestand. Tragisch und untröstlich wird für ihn später, als sein jüngster Sohn Egon für den sinnlosen „Hitler-Krieg“ sein Leben lassen musste. Er starb in russischer Kriegsgefangenschaft am 10.07.1945. 

 

Veränderungen nach dem Krieg

Am pferdegezogenen Grasmäher: Berufswettkampf in Balve April 1953
Am pferdegezogenen Grasmäher: Berufswettkampf in Balve April 1953

Dennoch bleibt Carl Bunne ein aufmerksamer Beobachter der heimischen Landwirtschaft und verfolgt deren Entwicklung, die insbesondere in den fünfziger Jahren mit der Mechanisierung auf den Höfen große Veränderungen erfährt.  

 

In den Kriegsjahren 1944 und 1945 hatte der Unterricht in der Jungen- und der Mädchenabteilung, die seit 1937 bestanden hatte, geruht. Der Andrang bei Wiederaufnahme des Unterrichts im Jahre 1946 ist deswegen besonders groß. Pläne für einen Schulneubau hatte es schon unter Bunnes Schulleitung gegeben, können aber erst jetzt nach Kriegsende angegangen werden. Carl Bunne kann noch als Ruheständler die Umsetzung der Pläne miterleben und nimmt als Ehrengast bei der feierlichen Einweihung des neuen Schulgebäudes am 23.11.1951 teil.   

 

Im Jahre 1955 sieht man Carl Bunne im Gedankenaustausch mit Landrat Gabriel und der aus Eslohe stammenden Ministerialrätin Fischer sowie anderen Persönlichkeiten. Anlass ist die Feierstunde zum 75ten Jahrestag der Gründung der Landwirtschaftsschule. In deren Verlauf fand eine Kranzniederlegung an den Gräbern von Pfarrer Dornseiffer und den verstorbenen Landwirtschaftsräten Heinrich Remes und Franz Jakobs statt. 

 

Carl Bunne wird nicht vergessen. 

 

Am 23.11.1963 erscheint in der Westfalenpost anlässlich seines neunzigsten Geburtstages eine späte Würdigung seiner Verdienste. 

Am 20.06.1966 stirbt Landwirtschaftsrat Bunne in Eslohe im hohen Alter von 92 Jahren. Sein Leben, das er in stiller und bescheidener Weise meisterte, galt dem Wohl seiner Familie und gleichwohl der Förderung der bäuerlichen Betriebe im Sauerland. Das ist Grund genug, heute an diesen Mann zu erinnern. 

 


Anhang:

 

01.   Die Eltern von Carl Bunne sind der Gutsbesitzer Bernhard Bunne und seine Ehefrau Theresia, geborene Niehoft.

02.   Der Text ist veröffentlicht in den Esloher Museumsnachrichten 2015, Seite 66 – Verfasser: Fritz Söbbeler, ehem. Landwirtschaftsdirektor.

03.   Mit dem Begriff „Umschlag“ wird Carl Bunne damals die Möglichkeit einer Klimaveränderung und deren negative Auswirkung auf die Fichte nicht in Betracht gezogen haben.

04.   Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse besagen, dass eine Eigenversorgung Deutschlands möglich sei, wenn die gesamte Bevölkerung ihre Essgewohnheiten verändert: Mehr Gemüse, weniger Fleisch! Zudem müsste die Landwirtschaft ihre Anbauweise auf eine siebenjährige Fruchtfolge umstellen. Auf ein und demselben Feld würden dann jedes Jahr andere Pflanzen angebaut und nach sieben Jahren wiederholt sich die Reihenfolge schließlich. Die Forschung kommt zu dem Ergebnis, dass sich mit dieser Art des Anbaus alle mit abwechslungsreichen, gesunden Lebensmitteln versorgen ließen. Gleichzeitig gibt das, zugegebener Weise utopische Szenario sogar noch bessere Haltungsbedingungen für die Tiere her. Sie hätten mehr Platz und ein artgerechteres Leben.

05.   Bunnes Ehefrau war Maria Martha Hubertina Böhmer, geb. in Eslohe am 26.05.1885

06.   Der Großvater der Braut namens Peter Joseph Böhmer, gnt. Volmars, geb. am 09.07.1786 in Bremscheid starb am 05.10.1860 in Eslohe. Er war Gastwirt und Schultheiß in Eslohe, auch zeitweise provisorisch für Wenholthausen, von der Hessischen Regierung bestellt und nach Übernahme Westfalens von Preußen wieder abgeschafft. 1837 wird er deshalb „gewesener Schultheiß“ genannt. Die Ernennung zum Bürgermeister lehnte er jedoch ab. Er heiratete am 28.10.1813 Maria Anna Fomme, die am 17.02.1788 in Niedersalwey geboren war. Mit ihr hatte er fünf Kinder, von denen eines als Kind starb. Peter Joseph Böhmer heiratete nach dem Tode seiner Ehefrau 1836 in zweiter Ehe Maria Anna Funke. Auch sie war geboren in Niedersalwey, am 15.08.1810, und war die Nichte seiner ersten Frau. Mit ihr hatte er noch acht Kinder, wovon vier früh nach der Geburt starben. Der Sohn Franz Egon, geb. am 23.08.1846, übernahm die Gaststätte bzw. Hotel seines Vaters. Er heiratete 1872 Maria Elisabeth „Settken“ Dünnebacke (geb. in Niedermarpe 26.07.1846, gest. in Eslohe 15.08.1922). Sie sind die Eltern der Braut.

07.   Pfarrer Dornseiffer vermerkte im Copulationsbuch unter Trauzeugen: „parentes sponsae“ – Eltern des Bräutigams und „fratres et sorores sponsi“ – Brüder und Schwestern der Braut. Die Verbindungen zwischen den Familien Bunne und Böhmer wurden enger durch die Heirat am 25.05.1909 zwischen Bunnes Schwager (älterer Bruder seiner Ehefrau) Franz Egon Böhmer jun. (geb. 04.04.1881 in Eslohe, gest. 06.12.1937 ebenda) und der jüngeren Schwester Katharina Bunne (geb. Bergeler 05.09.1884, gest. in Eslohe 30.03.1970). Aus dieser Ehe gingen acht Töchter hervor.

08.   Elisabeth Maria Theresia Bunne, geb. in Eslohe am 23.04.1906. Sie heiratete in Eslohe am 16.08.1932 Philipp Gehling, der am 21.10.1900 in Montabaur geboren und Oberstudiendirektor an den kaufm. Schulen in Lahnstein war. Das Paar hatte einen Sohn: Othmar Gehling, Dr. med., Facharzt für Innere Medizin.

09.   Eintragung im Taufbuch am 01.05.1908: „Ein tot geborenes Kind ohne erkennbare Gliedmaße, wurde sofort vom Totengräber Ramrath beigesetzt.“

10.   Carl Peter Bunne jr. wurde am 15.01.1910 in Eslohe geboren. Er heiratete am 04.05.1935 standesamtlich die Ilse Pauline Albertine Moser aus Altenburg, geb. 05.04.1910. Die kirchliche Trauung erfolgte am 28.01.1963. Das Paar wohnte in Jena. Er starb am 19.12.1994

11.   Martha Maria Katharina Bunne, geb. in Eslohe am 29.01.1914. Sie studierte Philologie und war als Berufsberaterin in Oberhausen tätig. Sie war ledig und verbrachte ihren Lebensabend zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Johanna im elterlichen Haus in Eslohe.

12.   Johanna Maria Bunne, geb. in Eslohe am 06.05.1916. Auch sie blieb ledig und führte den elterlichen Haushalt und sorgte sich um ihre Mutter. Sie starb am 03.02.2015 in Eslohe.   

13.   Egon Heinrich Bernhard Bunne wurde am 19.06.1921 als jüngstes Kind der Eheleute Carl und Martha Bunne in Eslohe geboren. Er starb in Russland in Kriegsgefangenschaft. Als Todestag wird der 10.07.1945 genannt. 


Verwendete Literatur:

 

-          Daten und Fakten zur Geschichte und Entwicklung der Landwirtschaftsschule Fretter – Eslohe – Meschede von LD i.R. Dr. Fritz Söbbeler im Jahre 1996

-        Geschichte der Familie Dünnebacke 2. Band, Seiten 390, 398, von Dr. Maria Thiemann, geb. Dünnebacke

-          Zeitungsausschnitt Westfalenpost vom 23.11.1963 „Direktor Karl Bunne wird 90“

-          Esloher Museumsnachrichten 2015, Seite 66, von Dr. Fritz Söbbeler

-        Jahresberichte der landwirtschaftlichen Winterschule des Kreises Meschede zu Eslohe

-    Festschrift 75 Jahre Landwirtschaftsschule aus dem Jahre 1955, verfasst von Magdalene Padberg, Eslohe 

-   Verschiedene Zeitungsberichte und Bildmaterial zum Thema aus dem Archiv des Verfassers

Die Ehefrau: Martha Bunne, geb. Böhmer Foto: 1952
Die Ehefrau: Martha Bunne, geb. Böhmer Foto: 1952
Die Tochter Martha Bunne (Foto: Kappe 1953)
Die Tochter Martha Bunne (Foto: Kappe 1953)
Die Tochter Johanna Bunne (Foto 1952)
Die Tochter Johanna Bunne (Foto 1952)


Ein positives Feedback

Mit meinem Aufsatz „Der Landwirtschaft verpflichtet“, der in den Esloher Museumsnachrichten 2023, ab Seite 29 veröffentlicht wurde, wollte ich an den ehemaligen Direktor der Landwirtschaftlichen Winterschule in Eslohe, Landwirtschaftsrat Carl Bunne erinnern. Anlass war dessen 150-jähriger Geburtstag. Daraufhin erfuhr ich - selten genug – Resonanz aus der Leserschaft. 

 

Ein überraschender Anruf erreichte mich Ende März 2024 aus dem schönen Städtchen Lahnstein, das ich anlässlich meiner Lahn-Radtour im Sommer 2012 bereits kennenlernen durfte. Am anderen Ende der Leitung stellte sich Dr. med. Othmar Gehling vor. Carl Bunne war sein Großvater. Er hatte über Umwege Kenntnis erhalten von meinem Aufsatz und wollte mir nun mitteilen, dass dieser bei ihm auf große Zustimmung gestoßen sei. Tatsächlich hatte ich ihn, den Sohn der erstgeborenen Tochter der Eheleute Carl und Martha Bunne, in meinen Anmerkungen unter Ziffer 8 namentlich genannt. Ich konnte mich nun aber spontan nicht daran erinnern, mein telefonisches Gegenüber im Aufsatz erwähnt zu haben. Herr Gehling, heute im Alter von 83 Jahren, war beruflich als Internist tätig. Er ist in seinem Heimatort als geschichtlich interessierter Bürger bekannt. Das Internet vergisst nichts, wie man weiß und auch diesmal feststellen muss. 

Die Akademie in Poppelsdorf (Foto aus Webseite)
Die Akademie in Poppelsdorf (Foto aus Webseite)

Neben Lob und Zustimmung erhielt ich durch Herrn Gehling zusätzliche Informationen, die mir „bei genauerer Recherche“ nicht verborgen geblieben wären. So habe Carl Bunne in jungen Jahren in Münster ein Theologie-Studium begonnen, sich aber dann zu einem Agrarstudium an der Königlich Preußischen Landwirtschaftlichen Akademie in Bonn Poppelsdorf umentschieden.

 

Carl Bunne, gehörte hier zum engen Kreis von Landwirtschaftsstudenten die 1896 die katholische Studenten-Verbindung Rheno-Borussia gründeten. Anlass war, dass zahlreiche Studenten nur ein Zeugnis der Mittleren Reife besaßen. Sie konnten deshalb nicht Mitglied in einer der Bonner Katholischen Verbindungen werden. Diese nahmen nur Mitglieder auf, die ein Abitur vorweisen konnten.

Die neue Verbindung, die noch heute rege Aktivität zeigt, „nichtschlagend“ ist und eine große Mitgliederzahl hat, zeigt ihren landwirtschaftlichen Ursprung mit den Farben: Schwarz wie die Erde, Gold wie die Ähren und Grün wie die Saaten. Der Verein setzt sich, - wie von Anbeginn -, aus Studenten, beruflich aktive Mitglieder und ehemaligen Studenten zusammen. 

Eine gesicherte Erkenntnis ist daher, dass Carl Bunne dieser Verbindung bis zu seinem Lebensende die Treue hielt. Mit Beginn des „Dritten Reiches“ 1933 erfuhr das "Verbindungsleben" spürbare Beeinträchtigungen durch die Nationalsozialisten. Carl Bunnes Auflehnung dagegen war damit zusätzlich begründet und führte schon 1935 zu seinem vorzeitigen Ruhestand. Drei Jahre später wurden aufgrund eines NS-Erlasses alle katholischen Studentenverbindungen zur Auflösung gezwungen. 

 

Im Übrigen fuhr Carl Bunne einen Opel- Typ: Laubfrosch, gekauft von Arens & Kersting in Eslohe. Der Wagen wurde ihm von der Landwirtschaftsschule zur Verfügung gestellt, da seine Tätigkeit nicht nur auf den internen Schuldienst beschränkt war. Eine auf die Praxis orientierte Beratung auf den Höfen „vor Ort“, verlangte die Nutzung eines motorisierten Fahrzeugs.