Den Absprung verpasst

Erinnerung an eine wechselvolle Vereinsgeschichte:

Der Zucht-, Reit- und Fahrverein Eslohe und Umgebung


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Es war mein erster Beitrag, den ich Anfang der neunziger Jahre  für die jährlich erscheinende Ausgabe der Museumsnachrichten schrieb. Die Geschichte über das Entstehen und Vergehen eines zwischenzeitlich doch sehr aktiven Reitervereins weckte reges Interesse nicht nur in Reiterkreisen in unserer näheren Heimat. Noch 2001 veröffentlichte die damals bei Pferdefreunden bekannte Zeitschrift „Reiter Passage“ meinen Beitrag, aufgeteilt in zwei Ausgaben. Die Zeitschrift hat, wie so viele andere, die digitale Medienzeit nicht überstanden. Doch geschichtliche Themen bleiben interessant und finden ihre Leserschaft. Sie werden wertvoller mit der Zeit wie ein guter Wein im Keller. Ich erinnere mich gerne an die Recherchen zu diesem Thema. 

Bildbeschreibung:   Fototermin 1933 auf dem Reitgelände in Sallinghausen. Vorstandsmitglieder und Aktive mit ihren Pferden (von links nach rechts): Dr. Eberhard Heymer (später Zahnarzt in Eslohe), Franz Mathweis, Sallinghausen (Vorsitzender), Josef Ramm, Reitlehrer u. Landjägermeister in Eslohe, Anton Baust (später verheiratet in Much), Anton Kremer, Frielinghausen, Franz Koch, Bremke (später bei Böhmer in Eslohe eingeheiratet), Leo Eickhoff, Kückelheim, Johann Molitor, Sallinghausen, Karl-Heinz Pellengahr, Haus Wenne (sein Vater war Pächter auf Gut Wenne), Berthold Poggel, Eslohe (Metzgermeister), Kaspar Voss, Sallinghausen (später gefallen, war damals Großknecht bei Mathweis), Josef Feldmann (später gefallen, war der potentielle Hoferbe von Nurks Hof), Norbert Roß, Niedereslohe, Eberhard Rischen, Bremscheid (Kassierer)

 

Eine Hand voll Fotos waren es damals, die mein Interesse weckten. Da hatten sich Reiter im Halbrund mit ihren Pferden postiert und blickten nicht ohne Stolz, aufrecht im Sattel sitzend, in den vor ihnen aufgebauten Fotoapparat. In der Runde fällt ein Schimmel besonders auf. Sein Reiter war mir bekannt: Es ist Josef Feldmann, der älteste Bruder meines Vaters. Meinen Onkel lernte ich nie kennen, denn er fiel im II. Weltkrieg in Russland. Eine Granate schlug in der Nähe der Deckung ein, wo er mit seinen Pferden Schutz und Rast suchte. Ein Splitter durchschlug seinen Stahlhelm. Mit ihm fanden zwei Pferde den Tod. Er war ein Pferdefreund, so wie mein Vater und mein Großvater, und die harte Tagesarbeit mit diesen schönen Tieren verleidete es ihm nicht, auch die Freizeit mit ihnen zu verbringen. So ging es damals allen Gründern des Reitervereins, die meisten Bauern, die eins miteinander verband:   Die Liebe zum Pferd. 

Meine Recherchen kamen zur rechten Zeit, denn Eberhard Rischen aus Bremscheid lebte zu dieser Zeit noch. Er gehörte zum Kreis derer, die 1928 den Zucht-, Reit- und Fahrverein Eslohe und Umgebung gründeten. Bei meinem Besuch im gastfreundlichen Hause Rischen berichtete er mir nur zu gerne von den damaligen Erlebnissen, den sportlichen Aktivitäten, den erfreulichen und weniger erbauenden Ereignissen. Er erzählte von dieser bewegten Zeit, die Einflüsse auf alle Lebensbereiche der Menschen hatte, so auch auf die Vereinsaktivitäten. Die Vorkriegszeit, dann das sog. Dritte Reich, die Nachkriegszeit. Einige Reiterkollegen sind auf dem Schlachtfeld geblieben, andere kamen zurück und waren dennoch nicht die selben wie zuvor. Und dann waren da die veränderten Lebensverhältnisse in der Nachkriegszeit, wie die Mechanisierung der Landwirtschaft und die Verdrängung des Pferdes als Zugkraft durch den Ackerschlepper. Die Bauernreiterei wich dem kommerziellen Pferdesport. Waren es die Bauern, die diesen Verein gründeten und belebten, so führte eine Veränderung in der Zusammensetzung der Vereinsstruktur letztlich zur Einstellung der Aktivitäten.

 

Bildbeschreibung:  Am Patronatsfest der St.Peter und Paul Schützenbruderschaft Eslohe im Juni 1928 hatten die Reiter des gerade neu gegründeten Reitervereins ihren ersten öffentlichen Auftritt. Pferd und Reiter stellten sich hier einer ungewohnten Aufgabe. Die Musikkapelle im Nacken, tänzelten die unruhigen Tiere hin und her und waren nur schwer zu halten und forderten ihren Reitern recht viel Mühe ab. Das ist auf diesem Foto, das wärend des Festzuges gemacht wurde, deutlich zu erkennen.

Das Reitgelände im Mühlental während der Turnierveranstaltung am 2. und 3. Oktober 1948 (Pressefoto)
Das Reitgelände im Mühlental während der Turnierveranstaltung am 2. und 3. Oktober 1948 (Pressefoto)

Mein Bericht schildert diese von der allgemeinen Geschichte dieser Zeit verbundenen und abhängigen Entwicklungen im Verein. Weitere Erkenntnisse erlangte ich durch Hinweise, die Heinrich Heymer in seinen Aufzeichnungen hinterließ sowie von meinem Vater Otto Feldmann. Dieser gestand mir, nachdem ich seinen Namen in einem Turnierkatalog lass, seine Teilnahme an dem einen oder anderen Ritt.

 

Vielleicht kann man in der Vereinsgründung des Zucht- Reit- und Fahrverein Schwartmecke u.U. e.V. am 23.10.1965 ein Wiedererstehen des Esloher Vereins sehen. Der Verein füllt mit dem Reiterverein Wenholthausen heute in der Gemeinde die Lücke für die hiesigen Pferdefreunde. Hauptanliegen ist in erster Linie die Liebe zum Pferd, die Ausbildung der Jugend, die Pflege der Kameradschaft und eine sinnvolle und bereichernde Freizeitgestaltung. Und das in einer Welt, die keinesweg vergleichbar ist mit der ihrer Vorgänger. 

 

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