Die St. Sebastian-Kirche in Niedersalwey


Berichterstattung in der Mescheder Zeitung 1956-1957 über die Entstehung eines neuen Gotteshauses

• Über Notwendigkeit, Planung und Umsetzung: „Heimstatt für eine kernige Frömmigkeit“

• Über die Grundsteinlegung: „Durch diese Urkunde bezeugen wir“

• Über die Opfer und den Fortgang: „Aus Opfern wächst ein Gotteshaus“

• Über das Richtfest: „Der Turm grüßt weit ins Land hinaus“

• Über den Tag der Kirchweihe: „Geheiligt und geweiht werde dieser Stein“

• Über die Handwerker und Künstler: „Sie schufen die neue Salweyer Kirche“

• Über die Glockenweihe: „Nach 600 Jahren war wieder eine Glockenweihe in Salwey“


Die St. Quirinus - Kapelle in Niedersalwey.
Die St. Quirinus - Kapelle in Niedersalwey.

Eine Handvoll vergilbtes und verknittertes Zeitungspapier fand ich in den Unterlagen des Nachbarn Heinrich Heymer, dem Sallinghauser Dorfchronisten, der einiges aufschrieb und noch viel mehr sammelte. Mein näheres Hinschauen sagte mir, dass entgegen dem ersten Eindruck hier doch etwas zusammenkam, was auch thematisch zusammengehörte. Es war also kein Zufall, dass hier der Neubau der St.-Sebastians-Kirche in Niedersalwey und die damit verbundene Berichterstattung in der Mescheder Zeitung, die damals nach eigenem Bekunden die „meistgelesene Tageszeitung des Kreises“ war, bewusst aufbewahrt und gesammelt wurde. Dem Chronisten interessierte offensichtlich nicht nur das eigene Dorfgeschehen, auch die Nachbarorte fanden seine Aufmerksamkeit und in diesem Fall der Neubau einer Kirche im Salweytal, zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

 

 

Die Pläne für einen Kirchenneubau für die Bewohner von Nieder- und Obersalwey reiften bereits um die Jahrhundertwende, nachdem diese Orte nebst Kückelheim nicht mehr zum Kirchspiel Eslohe zählten. Der Erste Weltkrieg setzte vorerst einen Schlussstrich, die folgende Zeit der Hyperinflation verbrannte jegliches Kapital und in Zeiten des Nationalsozialismus fanden Kirchenneubauten wenig Anklang.

Es bedurfte erst einen Neuanfang in gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Weise in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, um die Energie für eine Umsetzung der Neubaupläne in der Bevölkerung freizusetzen. Besonders Niedersalwey vergrößerte sich durch neue Wohnbebauung, wie die Siedlung „Auf der Liet“ kurz nach 1950. Das ließ die Zahl der Bewohner im Salweytal deutlich anwachsen.

Die uralte Kapelle St. Quirinus, die vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet wurde und heute als das älteste Gebäude in der Gemeinde Eslohe gesehen wird, war jetzt erst recht zu klein und konnte besonders an den kirchlichen Hochtagen die Gläubigen nicht mehr unter seinem Dach vereinen. Es zeigte sich die Opferbereitschaft der Bewohner beider Ortschaften und das Vorhaben konnte bald ins Werk gesetzt werden. 

Die 1957 geweihte St. Sebastian- Kirche in Niedersalwey
Die 1957 geweihte St. Sebastian- Kirche in Niedersalwey

Über die Vorgeschichte und die Planung des Kirchenneubaus wurde in der Tageszeitung ausführlich berichtet. Der Schreiber, dessen Kürzel mit dem Buchstaben (d) gezeichnet wurde, ist mir namentlich nicht bekannt. Dieser begleitete aber offensichtlich den Werdegang des Bauvorhabens und die Umsetzung innerhalb von zwei Jahren mit großem Interesse. Bis zur Glockenweihe im November 1957 informieren mindestens sieben ausführlich verfasste Artikel den Leser über das Geschehen in Niedersalwey. Möglich sind weitere Berichterstattungen, da Heinrich Heymer vermutlich nicht alle Zeitungsausschnitte seiner Sammlung zugefügt hatte. 

 

Dennoch erscheint mir jetzt - mehr als sechzig Jahre danach - die Zeit reif zu sein, diese zeitgenössischen Berichte in einem Kontext zu sehen und wieder öffentlich zu machen. Die Opferbereitschaft der Salweyer Bewohner und die in Gemeinschaftsarbeit betriebene Kraftanstrengung ist symptomatisch für diese Zeit des Neuaufbruchs in der Nachkriegszeit. Beispiele dazu gibt es genug, wie auch der Kapellenneubau in Sallinghausen und die Kirchbauten in Bremke oder Anfang der siebziger Jahre in Wenholthausen zeigen. Es wäre verklärt zu behaupten, dass alles immer im Einvernehmen unter den Beteiligten geschah. Die unterschiedlichen Sichtweisen, der Ärger, die Rückschläge und Schwierigkeiten werden heute nicht mehr gesehen. Es bleibt die Sicht auf das geschaffene Ganze und vielleicht ein wenig Stolz auf ein Jahrhundertwerk. Sind wir ehrlich zueinander: Wer würde heute noch einen Kirchenneubau in jeglicher Hinsicht unterstützen? Die Zeiten haben sich gewandelt, vieles zum Guten, aber auch vieles zum Schlechten. Die Kirche als Institution kämpft heute um ihr Überleben. Kirchenaustritte sind nicht nur Zeichen des Bemühens um Steuereinsparung, sie haben mehr mit einer zunehmend kritischen Auseinandersetzung aufgeklärter Gläubiger mit ihrer Kirche zu tun und das nicht zu Unrecht. Sie wollen ein Zeichen setzen, doch sie begeben sich gleichzeitig damit ins Abseits. Kritik muss aus dem Inneren geschehen, aus dem Kern entstehen. Von Außenhalb wird man nicht gehört und kann nicht am Wandel teilhaben. 

 

Wie sich die Zeiten gewandelt haben, erkennt man durchaus beim Vergleich mit der Berichterstattung vor über sechzig Jahren und heute. So detailreich diese einst war, so oberflächlich erscheint sie uns heute. Der Schreiber von damals nahm den Leser mit zum Ort des Geschehens, berichtete so ausführlich, dass dieser meinen konnte, er sei dabei gewesen. Er unterwarf sich dieser Mühe des informativen Schreibens in einer Zeit, als die technischen Voraussetzungen nicht so komfortabel waren, wie sie es heute durch die moderne Technik der Berichterstattung durch die sog. „Printmedien“ sind. 

 

Auch vor diesem Hintergrund rate ich den Gästen meiner Homepage, auch die Zeilen des mir unbekannten Zeitungsredakteurs (d) von der Mescheder Zeitung von 1956/57 zu lesen.  Zur Geschichte der Gotteshäuser in Niedersalwey empfehle ich Band I Esloher Forschungen, ab Seite 126.


Mescheder Zeitung vom 5. Juli 1956:

Heimstatt für eine kernige Frömmigkeit

Neues Gotteshaus für Kirchengemeinde Salwey - Aus Steinen der Homert gefügt, wachsen Mauern empor - Schlichte und würdige Gestaltung - Am Sonntag feierliche Grundsteinlegung

Die Arbeiten zum Kirchenneubau für Salwey sind inzwischen so weit gediehen, dass die katholische Kirchengemeinde am kommenden Sonntag, dem 8. Juli, die Feier der Grundsteinlegung begehen kann. Aus Steinen der Homert gefügt, wachsen die Mauern empor. Der wuchtige Haussteinsockel verrät echte gediegene Handwerkerarbeit. Schon ist auch das Holz der heimischen Wälder für das Dachgerüst zugeschnitten. Wie es der Einfachheit des heimatlichen Materials entspricht, vermeidet man bei der neuen Kirche bewusst alle „gesuchten“ Formen. In schlichter, aber würdiger Gestalt, die dem Herkömmlichen entspricht, soll die Kirche für eine sauerländische Dorfgemeinde Heimstatt einer ehrlichen, kernigen Frömmigkeit werden. 

Als im Jahre 1899 für die Dörfer Niedersalwey und Obersalwey des Kirchspiels Eslohe eigener Gottesdienst eingerichtet, als dann 1901 aus jenen Dörfern die Kirchengemeinde Salwey gebildet wurde, konnte die neue Gemeinde die mittelalterliche Dorfkapelle in Niedersalwey benutzen. Dieser edle, würdig-schlichte Raum ist für eine alte Dorfkapelle erstaunlich groß, jedoch den Bedürfnissen, die man an eine Pfarrkirche stellt, nicht gewachsen. Das zeigte sich gleich bei der

Errichtung der Kirchengemeinde Salwey. Um Platz zu schaffen für einen Altar mit Tabernakel, für Kanzel und Kommunionbank, beseitigte man die aus drei Altären bestehende Barockeinrichtung. Die Unterbringung von Beichtstuhl und Taufstein blieb darüber hinaus unbefriedigend, um nicht zu sagen unwürdig. Trotz Einbau einer Empore stand kein ausreichender Platz für die Kirchenbesucher zur Verfügung. 



Krieg vereitelte Pläne

Obwohl die Gemeinde bei Errichtung der Vikariestelle, bei der Ausstattung des Gotteshauses und des Gottesdienstes sowie bei Erbauung des Vikariehauses beispielhaft große Opfer gebracht hatte, reifte schon vor dem ersten Weltkrieg der Gedanke eines Kirchenbaus heran. Kurz nach Beendigung des Krieges schien er schon einmal greifbare Gestalt annehmen zu wollen, doch zerschlug die Geldentwertung alle Pläne. Sie ruhten dann lange, bis 1937 auf Betreiben der erzbischöflichen Behörde der tatkräftige Pfarrvikar Günnewich das Bauvorhaben wieder aufgriff. Vor einem Neubau schreckte man zunächst zurück. Für eine Erweiterung der alten Kirche wurden mehrere Probeentwürfe angefertigt, die eigentlich schon einen befriedigenden Anbau als undurchführbar erwiesen. Allerdings wurde

diese Konsequenz noch nicht klar gezogen, da die Kriegsvorbereitungen und der Ausbruch des Krieges die Pläne vereitelten. 

Sobald nach dem Kriege solide Geldverhältnisse wiederhergestellt waren, drängte die Notwendigkeit, Abhilfe der Raumnot zu schaffen, die Frage des Kirchenbaus erneut zu stellen. Die Mission von 1949 weckte Begeisterung für das alte Projekt, die seitdem nicht mehr erloschen ist. Trotzdem konnte der Kirchenbau erst Fortschritte machen, als einige Grundbesitzer durch Kauf und Tausch die Möglichkeit schufen, zu einem Baugrundstück zu gelangen, das neben der Vikarie in der Achse des Salweytales gelegen, der neuen Kirche eine würdige Stätte bieten konnte. 



Mit freiwilligen Helfern

Nachdem der Bauplatz gewählt war, gediehen die Vorbereitungen zum Bau trotz mancherlei Schwierigkeiten weiter. Die Ausarbeitung der Baupläne übertrug der Kirchenvorstand dem Architekten BDA Joseph Iseken, Meschede. Nachdem sein Entwurf die Genehmigung des erzbischöflichen Generalvikariats und der staatlichen Behörden erlangt hatte, wurde nach Ostern mit den Bauarbeiten begonnen. Die Erdarbeiten übernahmen die Firmen Gebr. Köster, Meschede, und Paul Hoffmann, Niedersalwey, unterstützt von zahlreichen freiwilligen Helfern aus der Gemeinde, die im Hand- und Spanndienst bereits

manchen freien Nachmittag dem Kirchenbau gewidmet haben. Die Maurerarbeiten werden durch die Salweyer Baufirmen Johann Hennecke und Johann Rischen ausgeführt und sind inzwischen so weit gediehen, dass am Sonntag die Feier der Grundsteinlegung stattfinden kann.  Zwar wird der Bau noch geraume Zeit in Anspruch nehmen, auch an die Opferbereitschaft der Gemeinde weiter hohe Anforderungen stellen, doch vertrauen die Salweyer, dass Gott, der den guten Anfang gab, auf die Fürbitte des Patrons der neuen Kirche, des heiligen Sebastians, auch das vollbringen. 

 



Mescheder Zeitung vom 12. Juli 1956:

"Durch diese Urkunde bezeugen wir"

Die Grundsteinlegung zur St. Sebastians-Kirche der Gemeinde Salwey

Eine eindrucksvolle Feierstunde erlebte die Kirchengemeinde Salwey, als am Sonntagnachmittag der Grundstein zu der neuen St.-Sebastians-Kirche in Niedersalwey gelegt wurde. Im Auftrag des Erzbischofs von Paderborn vollzog Dechant Schmidt (Calle) die feierliche Handlung unter Assitenz von Pfarrvikar Goermann (Kückelheim) und Vikar Fleischhauer (Eslohe). Auch Pfarrer Stolte und die übrigen Geistlichen des Kirchspiels Eslohe nahmen neben ehemaligen Seelsorgern der Gemeinde an der Feier teil. Als Vertreter der weltlichen Behörden war Amtsdirektor Ernst erschienen, der zugleich die Grüße des erkrankten Gemeindebürgermeisters Fischer überbrachte. Obwohl der herrliche Sommertag die Arbeit in der Landwirtschaft dringlich erscheinen ließ, war fast die ganze Gemeinde versammelt, als der Zug der Geistlichkeit, geführt von den Bannern der Jugend, den Engelchen und Messdienern um 16 Uhr den Bauplatz betrat. 

In seiner Festpredigt zog Dechant Schmidt die Verbindungslinie zwischen dem äußeren Bau des Gotteshauses und dem Aufbau des geistigen Tempels in dem Leben der Gemeinde. Wie die Mauern wachsen, muss sich auch die Frucht des Opfers für den Bau zeigen in einem Wachstum an Glaubensgeist, Gottesfurcht und brüderlicher Liebe. 

Nachdem der Platz für den Altar gesegnet war, folgten die Weihe des Grundsteins und seine Einmauerung. Der Grundstein besteht aus einem Block Anröchter Sandstein. Die Vorderseite des Steins trägt die Jahreszahl 1956. In seinem Innern ist eine lateinisch abgefasste Urkunde aus Pergament aufbewahrt, die zurzeit gültigen Münzen, ein Bild der Gemeinde Salwey und die Statistik des letzten Jahres. 

Die Urkunde lautet in der Übersetzung: „Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, Amen. Durch diese Urkunde bezeugen wir Einwohner von Niedersalwey und Obersalwey: Die räumliche Enge unseres Kirchleins, das von unseren Vorfahren in einzigartiger Frömmigkeit erbaut und durch sechs oder mehr Jahrhunderte erhalten ist, hat uns veranlasst, eine neue Kirche als Tochterkirche der Mutterkirche zu Eslohe zu erbauen. Sie steht zur Ehre Gottes und der allzeit reinen Jungfrau Maria unter dem Patronat des heiligen Märtyrers Sebastian. Nach Überwindung vieler Schwierigkeiten haben wir am 8. Juli im Jahre des Heiles 1956, das war der siebente Sonntag nach Pfingsten, im 18. Jahre der Regierung Papst Pius XII, den Grundstein zu dieser Kirche gelegt. Es war damals Erzbischof von Paderborn: Lorenz Jaeger, Dechant des Dekanates Meschede: Wilhelm Schmidt, Pfarrer zu Calle, Pfarrer von Eslohe: Karl Stolte, Pfarrvikar von Salwey: Walter Wahle. Bundespräsident war Theodor Heuss, Bundeskanzler: Konrad Adenauer, Amtsbürgermeister von Eslohe: August Kotthoff, gen. Richters, Bürgermeister der Gemeinde Eslohe: Paul Fischer, Amtsdirektor: Wilhelm Ernst. Entwurf und Leitung des Baues hatte Architekt Joseph Iseken von Meschede. Die Maurerarbeiten wurden ausgeführt von den Firmen Johann Hennecke in Niedersalwey und Johann Rischen in Obersalwey. Die Mittel zum Bau sind aufgebracht worden aus den freiwilligen Gaben der Gläubigen, die zu dieser Kirche gehören, wobei die Erzdiözese Paderborn und verschiedene Nachbarn hilfreiche Hand boten. Gott sei uns gnädig, damit die Kirche stehe zur Ehre und Verherrlichung Gottes und zum Heile der Gläubigen.“

 

Es folgen dann die Unterschriften des Dechanten, des Pfarrvikars und des Kirchenvorstandes. 

Nachdem Dechant Schmidt die in eine verlötete Messingkapsel eingeschlossene Urkunde im Grundstein geborgen hatte, wurde dieser von den Maurern in das Fundament eingefügt. Als Abschluss der Feier erhielt das Fundament seine kirchliche Segnung. 

Die erhabenen Formen der Liturgie, die gespannte Aufmerksamkeit der Gemeinde bei der Predigt, die Inbrunst beim Beten und Singen, die frischen Stimmen des Kinderchores, der weihevolle Chor des Männergesangvereins, womit die Grundsteinlegung umrahmt wurde, verschmolzen zu einer Harmonie, die die frohe Hoffnung erweckt, dass die Gemeinde Salwey die Kraft des Opfers aufbringt, den Kirchenbau zu vollenden, und aus diesem Werke wiederum die Kraft zu stärkerem Glauben gewinnt. Mit einer kurzen Dankandacht in der Kirche klang die Feierstunde aus. 

 



Mescheder Zeitung vom 23. August 1956:

Aus Opfern wächst ein Gotteshaus

Zwei Gemeinden spendeten für den Bau einer neuen großen Kirche

Seit Jahren, seit vielen Jahren haben die Bewohner von Obersalwey und Niedersalwey eine große Sorge: ihre Kirche war zu klein für die große Gemeinde. Aber die Einwohner ließen es nicht bei ihren Sorgen bewenden. Sie besaßen den Mut zum persönlichen, zum geldlichen Opfer. Genau die gleiche Opferwilligkeit, die die Leute aus diesen Ortschaften in den 20er Jahren bewiesen, als es um die Errichtung einer nur an den Schwierigkeiten der Inflation gescheiterten Pfarrstelle ging, zeigten sie auch in den vergangenen Wochen und Monaten. Aus ihrer Kapelle sollte eine schöne große Kirche werden. 

Dabei begnügte man sich nicht mit einem Umbau. Für den wäre ohnehin der Platz viel zu beengt gewesen. So entwarf der durch vorbildliche Kombinationsgestaltung von Landschaft und Architektur bekannte Architekt J. Iseken aus Meschede die genau in der Achse des Salweytales gelegene neue Kirche. 

Bauunternehmer Hennecke aus Niedersalwey arbeitet jetzt mit 18 Maurern. In etwa drei bis vier Wochen wird ihre Arbeit die ersten sichtbaren „Früchte“ tragen. Pfarrvikar Wahle rechnet damit, dass dann Richtfest gefeiert werden kann. 

Bis zur Weihe der Kirche wird natürlich noch einige Zeit vergehen. Amtsbürgermeister Kotthoff aus Eslohe hofft aber zuversichtlich, dass im kommenden Jahr um die Hochsommerzeit zum ersten Male alle Gläubigen aus Ober- und Niedersalwey in der neuen Kirche vereinigt sein werden. 

Damit im weiteren Bau keine Verzögerung eintritt, wird wahrscheinlich die Stadtkasse in Paderborn mit finanzieller Unterstützung den spendenfreudigen Bewohnern der Ortschaften, die selbst große Summen für ihre Kirche durch Sammlungen ihres Pfarrvikars gegeben haben, helfen wollen und können. 

 

Die zum großen Teil aus Bruchsteinen errichteten Außenmauern der Kirche, die jetzt schon viele Meter emporragen, sind durch Hand- und Spanndienste von weitentlegenen Steinbrüchen an die Baustelle transportiert worden. Steinbruchbesitzer haben nur den Brecherlohn verlangt, für die mächtigen Steine selbst wollten sie keinen Pfennig haben!

Auch das nötige Bauholz hat die Gemeinde Ober- und Niedersalwey gestiftet. Aus eigenen Waldungen gaben die Bewohner rund 200 Festmeter. Das ist mehr als erforderlich!

Für die Kinder und Jugend der beiden Dörfer wird es eine besondere Freude sein, wenn sie demnächst – also im kommenden Jahre – einen Kindergarten und ein Jugendheim beziehen können. Im Souterrain der Kirche entsteht ein Raum für diese Zwecke. Aus dem Landes- und Bundesjugendplan darf die Gemeinde sogar mit einem Zuschuss rechnen. 

So wächst denn die Kirche weiter! Der Turm steht schon heute mit seiner Mauerkante fast fünf Meter über der Erde. Rund 25 Meter sollen es bis zur Dachspitze einmal sein. Die Zeit ist nicht mehr allzu fern. 

 



Mescheder Zeitung  im Okt./ Nov. 1956:

Der Turm grüßt weit ins Land hinaus

Ein Festtag für die Gemeinde - Richtkranz über Salweys neuer Kirche

Die Musiker der Kapelle Lyra aus Wenholthausen spielten „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“, und dreimal trugen vier junge Mädchen den mit bunten Bändern geschmückten Richtkranz um die noch von Gerüstbalken umgebenen Steinquadern des neuen Kirchbaues in Niedersalwey. Auf dem Vorplatz, auf dem die Betonmischmaschinen und die abgelagerten Baumaterialien noch daran erinnerten, dass bis zur Kirchweihe noch ein gutes Stück Arbeit zu leisten ist, standen dichtgedrängt die Gläubigen der ganzen Gemeinde, um an dieser Richtfeier ihrer St.-Sebastianus-Kirche teilzuhaben, mit deren Bau sie durch ihr finanzielles Opfer, durch Stiftungen und die geleisteten Hand- und Spanndienste so eng verbunden sind. 

Am 8. Juli war im Rahmen einer eindrucksvollen Feierstunde durch Dechant Schmidt, Calle, die Grundsteinlegung vollzogen worden. Damals blickten gerade die Grundmauern aus der Erde, inzwischen aber ragen die Mauern des Kirchenschiffes hoch in den Himmel, und der wuchtige Turm blickt weit über den Ort und das Tal des Salweybaches hinweg. 

Davon ging auch Pfarrvikar Wahle bei seiner Ansprache an diesem strahlend-schönen Herbsttag aus. Das Werk, so sagte der Seelsorger der Gemeinde, sei groß und gewaltig, und mit Gottes Hilfe sei es ohne Unfall soweit geraten, dass dieses Fest gefeiert werden könne. Gott habe seine Hand über dieses Werk gehalten, und bald werde das Gotteshaus auch unter einem festen Dach geborgen sein, um dann selbst eine Stätte der Geborgenheit zu werden für alle, die in diesem Hause Zuflucht und eine Heimat in Gott suchen. 

In seiner Festpredigt während des Gottesdienstes am Vormittag hatte Pfarrvikar Wahle daran erinnert, dass dieser Tag des Richtfestes vor dreizehn Jahren hinter dem Stacheldraht des Konzentrationslagers Dachau der Todestag für Vikar Günnewich gewesen ist, der während seines Wirkens in Niedersalwey als erster den Plan eines Kirchenneubaus aufgriff. Die Verwirklichung dieses Planes durch die Gemeinde sei auch eine Sühneleistung für den Mord an diesem Priester. 

   Der Männergesangverein unter seinem Dirigenten Hauptlehrer Schneider, die Gedichtvorträge der Schulkinder und der ambrosianische Lobgesang aller Gläubigen gaben der Richtfeier einen beseelten und harmonischen Verlauf. Weit schallten die kernigen und frohgestimmten Worte des Zimmergesellen Schulte vom Dachgebälk des Turmes über das Land: „Mit Gott ward dieser Bau ersonnen, mit Gott in Frömmigkeit begonnen!“

 

 

Im Vereinshaus fanden sich abschließend in großer Zahl die Gemeindeangehörigen zusammen, um bei einer Feier, der die Gedichte und Spiele der Schulkinder, die Lieder des Männergesangvereins und die Klänge der Kapelle Lyra, die sich kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, einen fröhlichen Akzent gaben, das bedeutsame Ereignis nach- und ausklingen zu lassen. 

 

 



Mescheder Zeitung vom 12. November 1957:

"Geheiligt und geweiht werde dieser Stein"

Erzbischof Dr. Lorenz Jaeger weihte die neue St. Sebastian-Kirche in Niedersalwey

„Gott sei uns gnädig, damit die Kirche stehe zur Verherrlichung Gottes und zum Heile der Gläubigen.“ So heißt es in der Urkunde, die bei der Grundsteinlegung am 8. Juli 1956 in den Grundstein der neuen St.-Sebastian-Kirche in Niedersalwey eingemauert wurde. Und am Sonntag war es nun – nach kauzm einundeinhalbjähriger Bauzeit – so weit, dass die Gläubigen der Gemeinde, die mit Eifer und Opfer geholfen haben, die Weihe ihres neuen Gotteshauses durch Erzbischof Dr. Lorenz Jaeger erleben und mitfeiern durften. Die schöne neue Kirche, über deren äußere und innere Gestaltung wir noch berichten werden, grüßt von ihrer Höhe beherrschend weit hinaus in das Salweytal. 

Als sich gegen 9 Uhr der feierliche Zug mit der Geistlichkeit in ihrer Mitte der Oberhirte der Erzdiözese von der Pfarrvikarie zur benachbarten neuen Kirche bewegte, begann für die Kirchengemeinde Salwey ein Festtag, wie ihn das Salweydorf seit vielen Jahrhunderten nicht erlebt hat. Und gleichzeitig begann damit die erhabenste, feierlichste und umfangreichste unter den Segnungen, die die katholische Kirche kennt. Während Dechant Grumpe die Liturgie der 

Weihefeierlichkeit erläuterte, assistierte Pfarrvikar Goermann aus der benachbarten Gemeinde Kückelheim dem Erzbischof bei der Weihe, die vor dem Portal des neuen Gotteshauses mit der Weihe der Kirche von außen begann. Nachdem Wasser und Salz geweiht worden waren, folgten die drei Umgänge um die Kirche, bei denen unter Gesängen und Gebeten der Erzbischof den oberen, unteren und mittleren Teil der Kirchenmauer mit Weihwasser besprengte. 



"Friede sei mit diesem Hause"

Auf das dritte Pochen des Bischofs mit dem Hirtenstab an das Portal der Kirche öffnete dann der im Gotteshaus wartende Diakon das Tor. Mit den Worten „Friede sei mit diesem Hause“ nahm der Erzbischof für Christus Besitz von der Kirche. Nach der Anrufung des Heiligen Geistes und der Hilfe der Heiligen zeichnete der Erzbischof nach einer uralten, feierlichen Zeremonie mit dem Hirtenstab das griechische und das lateinische Alphabet auf die beiden Aschenstreifen, die während des „Veni Creator“ auf den Kirchenboden gestreut worden waren. Die Handlung soll nach altem Brauch eine symbolhafte Bannung der bösen Geister darstellen: gleichzeitig soll das Alphabet aber auch ein Sinnbild 

für Christus sein, der das A und O, der Anfang und das Ende aller Dinge ist.  Nach der Weihe des „Gregorianischen Wassers“ – ein Wasser, das mit Salz, Asche und Wein gemischt wird – begann die Weihe des Kircheninneren mit der Konsekration des Altars, indem der Bischof mit dem geweihten Wasser in der Mitte des Altartisches und an seinen vier Ecken ein Kreuzzeichen machte und den Altar bei siebenmaligem Umgang besprengte. Dann folgte der dreimalige Umgang bei dem die Innenwände der Kirche oben, unten und in der Mitte besprengt wurden. Mit der Besprengung des Fußbodens und einem feierlichen Weihegebet schloss dieser Teil der Weihefeierlichkeiten ab. 

 



Die Einbettung der Reliquien

In feierlicher Prozession wurden dann die Reliquien vom Aufbewahrungsort, der Pfarrvikarie, in die Kirche geleitet. Bevor der Bischof wieder in die Kirche einzog, salbte er das Tor der Kirche von außen mit Chrisam in Form eines Kreuzes. Das Tor der Kirche soll dadurch zum Sinnbild Christi werden, der für die Gläubigen das Tor zum Himmel ist. Inmitten des Altartisches mauerte dann der Erzbischof die Reliquien in das gesalbte Reliquiengrab ein. Es folgte die Salbung des Altars, bei der der Bischof die Mitte und die vier Ecken des Altartisches mit Katechumene-Öl salbte. 

Nachdem er dann die zwölf Apostelkreuze an den Wänden der Kirche mit Chrisam in Kreuzform gesalbt hatte, folgten die letzten feierlichen Weihezeremonien über den neuen Altar. Fünf aus Weihrauchkörnern geformte Kreuze legte er auf die fünf gesalbten Stellen der Altarplatte, auf die je ein dünnes Wachsdrahtlicht kam, das entzündet wurde. Schließlich salbte er an den vier Ecken die Verbindungsstellen des Unterbaus mit der Altarplatte mit Chrisam in Kreuzform. Dann schloss sich die Weihe der Altargeräte an, wobei gleichzeitig der Altar für die erste hl. Messe bereitet wurde. 



Der Erzbischof sprach

Bevor jedoch das Hochamt begann, wandte sich der Oberhirte der Erzdiözese an die Gemeinde, gratulierte ihr herzlich zu der neuen Kirche, für die die Gläubigen große Opfer gebracht hätten. Auch heute – im Zeitalter des drohenden seelenlosen Mechanismus – haben diese Opfer seinen besonderen Sinn. „Der Mensch“, so sagte der Erzbischof, 

„ist nur soweit Mensch, als er von der Liebe getragen wird und Liebe schenken kann“. Die Liebe des Herrn, die diese neue Kirche zu seinem Haus gemacht habe, müsse von hier hinausgetragen werden in die Familien und in die Dorfgemeinschaft, so dass sie ein besonderer Segensquell werde. 



Mescheder Zeitung vom 15. November 1957:

Sie schufen die neue Salweyer Kirche

Innenansicht der St. Sebastian- Kirche
Innenansicht der St. Sebastian- Kirche

Die neue Kirche in Niedersalwey, die Erzbischof Dr. Lorenz Jaeger am letzten Sonntag konsekrierte, ist dem hl. Sebastian geweiht. Darauf weist das große, in lichten Farben gehaltene Chorfenster hin, das Szenen aus dem Martyrium des Heiligen und im unteren Teil unter seinem Schutz die Kirche und Symbol der beiden Salweydörfer und seiner Bewohner zeigt. Der Entwurf des Fensters stammt von Jos. Iseken, der auch den Bauplan für die Kirche entwarf: ausgeführt wurde das Fenster von der Firma Otto Hatzig (Meschede), deren Meister Ochmann dem Wollen des Künstlers in seiner Arbeit einen überzeugenden Ausdruck verlieh. Die anderen Fenster (Entwurf Iseken) wurden von der Firma Hertel (Lippstadt) geliefert. Das schöne Gitter an der Taufkapelle schuf Kunstschmiedemeister Karl Illing (Dorlar), der ebenfalls die Kunstschmiedearbeiten am Taufstein ausführte. Die Maurerarbeiten führten die Firmen Hennecke (Niedersalwey) und Rischen (Obersalwey) aus, die Zimmerarbeiten die Firmen Josef Schulte-Strotmes (Cobbenrode) und Peter Schulte (Niedersalwey), die Dachdeckerarbeiten Josef Menzebach und Johann Menzebach (Eslohe). Die Schmiedearbeiten lieferte die Firma Josef König (Eslohe), während sich in die Schreinerarbeiten die Firmen Henke (Niedersalwey), Erlmann, Hecking, Sievers (Obersalwey) teilten. Die Stuckarbeiten führte die Firma Werner (Meschede) aus, den Außenanstrich die Firma Schilling (Eslohe) und den Innenanstrich die Firma Feldmann (Kückelheim). Altartisch und Kommunionbank stammen aus dem Marmorwerk Dassel (Allagen); die Elektro-Installation führte die Firma Soest (Eslohe) aus. Die schönen Beleuchtungskörper sind eine Stiftung der Firma Linneborn in Sundern. 


Mescheder Zeitung vom Ende November 1957:

Nach 600 Jahren war wieder eine Glockenweihe in Salwey

Die Glocken heißen "St. Sebastian", "Maria" und "St. Josef"

Rund 600 Jahre dürfte es her sein, dass in Salwey eine Glockenweihe war. So war es schon ein bedeutungsvolles Ereignis, als am Sonntagnachmittag vor der im hellen Putz leuchtenden neuen St.-Sebastianus-Kirche durch Dechant Grumpe, Meschede, im Auftrage des Bischofs die drei neuen Glocken ihre Weihe erhielten. Am Vortage waren die aus Bochumer Stahl gegossenen Glocken unter dem Geläute der Kapellenglocken festlich eingeholt worden. Viele Gläubige hatten sich am Sonntagnachmittag vor der Kirche eingefunden, wo die neuen Glocken an einem festgefügten, mit Tannengrün geschmückten Holzgerüst hingen. 

Die große, 18 Zentner schwere, auf den Ton e gestimmte St.-Sebastians-Glocke hatte folgende Inschrift: „Sancte Sebastiane repraesenta caesos in bello ad caelum“; die Inschrift der zweiten, auf den Ton g gestimmten Glocke lautet: „Virgo peccati labe carens doce nos semper“, und auf der dritten Glocke, die auf den Ton a gestimmt ist, sind die Worte zu lesen: „Sancte Joseph concede Salviae pacem“ und „Gest. August Kotthoff-Richters“. 

Opferfreudige Gemeinde

Dechant Grumpe sagte der festlichen Gemeinde die Bedeutung der lateinischen Inschriften: „Heiliger Sebastian, führe die Gefallenen zum Himmel“, „Jungfrau ohne Sünde, lehre uns immerdar“, und „Heiliger Joseph, gib Salwey den Frieden“. Dass die Gemeinde „mit dem Herzen bei dieser Weihestunde“ dabei sei, so stellte Dechant Grumpe fest, werde schon dadurch bewiesen, dass die Kosten für die Glocken und das Läutwerk in Höhe von 15.000 DM bei einer einzigen Sammlung an Geld- und Sachwerten zusammengekommen seien. 

 

Es gibt etwas Größeres als Trecker, Lastkraftwagen und Flugzeuge – so sagte Dechant Grumpe in seiner Ansprache -, es gibt auch die Glocke, die ein Zeichen ist von einer anderen Welt. Jede Glocke erzählt dem, der 

zu hören weiß, dass in der Mitte unserer Welt nicht ein seelenloser Apparat seinen Sitz hat, sondern dass es ein liebendes Herz gibt, dass im Innern dieser Welt der Vater steht, der im Himmel ist. Die Glocken rufen uns zu: Trau deiner Würde! Denke daran, dass jede einzelne Seele mehr bedeutet, als materielle Güter!



Drei Stufen der Weihe

Gott ist im Regiment, Sein Zeichen, der Ton der Glocke, verkündet Ihn. Wir wollen in dieser Stunde, so schloss der Dechant, versprechen, dass keiner die Glocken zu einem anderen Zweck benutzen darf als zur Ehre Gottes und zur Erkenntnis Seines Herrschaftsanspruches über die Schöpfung.

Durch die drei Stufen der Weihe wurden sodann die Glocken in den Dienst der Kirche gestellt. Mit Weihwasser (Wasser und Salz waren zuvor gemischt worden) wurden sie innen und außen gewaschen, 

 

 

damit sie sich rein erheben können zu fröhlichem Gotteslob. Mit dem „Chrisam des Heiles“ wurden die Glocken gesalbt, und aus Weihrauchgefäßen, die man unter die Glocken gestellt hatte, stieg der Duft aus Thymian, Weihrauch und Myrrhe empor, das Innere der Glocken mit Wohlgeruch füllend.

Den Abschluss der Weihestunde bildete eine Andacht mit Aussetzung des Allerheiligsten, sakramentaler Segen und Tedeum in der „alten“ Kirche.

 

 

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