Caritative Arbeit hat in Eslohe Tradition


Vom Elisabethenverein zur CaritasKonferenz (1870-2020)

„Gib mir weder Armut noch Reichtum, sondern nur so viel als ich zu meinem Unterhalt nötig habe“. Das ist eine Aussage, die für unsere Verhältnisse bescheiden klingen mag. Der Bauherr, der dem Zimmermann beim Bau seines Hauses in Niederreiste den Auftrag gab, diese Worte in einen Eichenbalken über dem Deelentor einzuprägen, erbat sich damit neben der Liebe Christi und den Frieden vom Herrgott stets das Nötigste zum Lebensunterhalt. Das war zu jener Zeit nicht selbstverständlich und daher ein erstrebenswertes Gut, da Armut, verbunden mit Hunger, Elend und Not, nicht selten vorzufinden und allgegenwärtig war. 

Das Kirchdorf Eslohe um 1885   (c) DampfLandLeute-Museum Eslohe
Das Kirchdorf Eslohe um 1885 (c) DampfLandLeute-Museum Eslohe

Doch schon immer gab es Menschen, die helfen und Not lindern, barmherzig, mildtätig und mitmenschlich sein wollten. Der caritative Gedanke ist keine Erfindung der Neuzeit, er hat eine lange Tradition. Den Ursprung der sozialen Für- und Vorsorge kann man mit dem Leben der Menschen in Sippen und Großfamilien sehen. Diese Gemeinschaften bildeten ein Sicherheitsnetz für die Menschen, die darin lebten. Umso größer diese Strukturen wurden, wuchs auch die Zahl der Bedürftigen. Mit der fortschreitenden Christianisierung waren es die Klöster, die caritative Arbeit für die bis zum Ende des 11. Jahrhunderts noch überwiegend ländlich geprägte Gesellschaft leisteten. 

 

Danach gewannen die Städte mehr an Bedeutung und lösten die Klöster als Mittelpunkte des sozialen Lebens ab. Ritterliche und bürgerliche Verbände wurden zu neuen Trägern der Wohlfahrt, bildeten die mittelalterliche Ordnung. Die aber löste sich über Jahrhunderte (14. bis 17. Jahrhundert) auf und führte zu einer starken Verarmung der Bevölkerung und es wuchsen die sozialen, caritativen Aufgaben, insbesondere der Städte. Die kirchliche Caritas spielte in dieser Zeit kaum eine Rolle, da im 17. Jahrhundert Armut und Krankheit als göttliche Prüfung und damit auch als eine besondere christliche Auszeichnung galt. Arme Menschen, so die Interpretation, standen in einer besonderen Beziehung zu Gott und die Wohltaten, die man ihnen gewährte, befreiten den Wohltäter selbst von Sünden und Schuld. Caritatives Handeln sicherte das eigene Seelenheil.

Schon im 13. Jahrhundert entstand der Bettlerorden, der nachhaltig ein besonderes Ansehen durch die katholische Kirche genoss. So stand die Kirche auch noch am Ende des 18. Jahrhunderts vorrangig für die Armenfürsorge ein. Doch ungeachtet aller gesellschaftlichen und politischen Veränderungen blieben kirchlich-religiös bestimmte Spenden und Einrichtungen unverzichtbare Teile der allgemeinen Wohlfahrt. 

 

Im 19. Jahrhundert begannen viele Entwicklungen, deren Ergebnisse bis in die Gegenwart hineinwirken; politisch, wirtschaftlich und sozial. Die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und Fortschritte in der Medizin verminderte die Kindersterblichkeit und begünstigte so das Wachstum der Bevölkerung. Die herkömmliche Landwirtschaft war nicht in der Lage ausreichend Lebensmittel für die Menschen zu erzeugen und aufeinander folgende Missernten verschlimmerten die Situation. Dazu fanden die Menschen nur unzureichende Möglichkeiten des „Broterwerbs“, da insbesondere in der ersten Hälfte des Jahrhunderts die Industrialisierung noch nicht fortgeschritten und wenig entwickelt war. Die Folge war eine starke Verarmung in der Bevölkerung, die eine Auswanderungsbewegung, insbesondere nach Amerika auslöste. Aber es bildete sich auch in der zunehmend aufgeklärten Gesellschaft ein caritatives und gemeinnütziges Denken, das bürgerliche Eigeninitiativen hervorbrachte. 

Hedwig Gabriel, geb. Linhoff   (c) DampfLandLeute-Museum Eslohe
Hedwig Gabriel, geb. Linhoff (c) DampfLandLeute-Museum Eslohe

Die Gründung des Elisabethenvereins in Eslohe ist da beispielshaft zu nennen. Die Vorsitzende Hedwig Gabriel, geborene Linhoff, war Ehefrau des Gewerke Ferdinand Gabriel (der Jüngere) aus Eslohe. Sie gründete im Kriegsjahr 1870 mit anderen Frauen im Ort den „Verein der heiligen Elisabeth in der Pfarrei Eslohe“ mit dem Zweck: …in Kriegszeiten für die deutschen Krieger und ihre notleidenden Frauen und Kinder zu sorgen und in Friedenszeiten die armen Kinder der Gemeinde zu Weihnachten und zur Erstkommunion einzukleiden und zu erfreuen. Auch nach dem für Deutschland siegreichen Ende der Kampfhandlungen mit Frankreich ließen die Frauen in ihren Bemühungen nicht nach, ihren Vereinszweck zu erfüllen. Pfarrer Johannes Dornseiffer, der während des „Kulturkampfs“, im November 1884 die Weisung erhielt, als Hilfsseelsorger von Fretter nach Eslohe zu ziehen, war sehr beeindruckt von den Frauen, die am Weihnachtsabend arme Kinder in der Gemeinde bescherten. Von der Kanzel herab empfahl er dem noch in Eslohe bestehenden Vinzenz-Verein, sich zugunsten des Elisabethenvereins aufzulösen. Für derlei Aufgaben seien Frauen nun mal besser geeignet als Männer. 

 

Die Unterstützung verarmter Familien im Kirchspiel Eslohe war 1870 in finanzieller Hinsicht jedoch durch den Armenfonds gesichert. Noch 1799 stellte eine Visitation in der Pfarrei Eslohe fest, dass hier kein Armenfonds vorhanden war. Dieser Fonds begründete sich in Eslohe wie andernorts (wie auch in Schliprüthen) in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts für die Armenfürsorge. Das Grundkapital wurde von Bürgern des Ortes durch Spenden geleistet oder durch Stiftungen begründet. Auch erfolgten Schenkgebungen aus „wohltätigen Testamenten“. Der Armenfonds wurde von einem Armenvorstand verwaltet, dem mindestens der jeweilige Pfarrer, ein Kirchenvorsteher und ein Vertreter der politischen Gemeinde, aber auch ein ehrbarer und angesehener Bürger des Ortes angehörte. Die Verzinsung des Fondskapitals kam insbesondere den „Hausarmen“ im Kirchspiel zugute, weniger den Obdachlosen, Landstreichern und Bettlern. Deren Not und Armut war offensichtlich und ihr bevorzugter Lebensraum waren die Städte. Dennoch standen sie in der städtischen Rangordnung ganz unten, hatten kaum Besitz, schliefen meist in Kellergewölben und arbeiteten nur selten als Tagelöhner. Man schätzt, dass im Mittelalter jeder fünfte Stadtbewohner ein Bettler war. Und nur er durfte betteln. Taten es andere, gab es für diese hohe Geldstrafen. 


Statue der Hl. Elisabeth in der Pfarrkirche St. Peter u. Paul in Eslohe
Statue der Hl. Elisabeth in der Pfarrkirche St. Peter u. Paul in Eslohe

Sogenannte „verschämte Hausarme“ aber offenbarten ihre Not nicht in aller Öffentlichkeit: Sie schämten sich für ihre Armut und nahmen nur in aller Heimlichkeit Almosen (milde Gaben) an. Oft nahm nur die nächste Nachbarschaft deren Schicksal wahr. Deswegen war es Pfarrer Joseph Cramer, der nach dem Tode des Esloher Pfarrers Caspar Schulte 1822 von der Pfarrstelle in Schliprüthen nach Eslohe wechselte, ein besonderes Anliegen, dass die Arbeit des Armenvorstandes durch weitere Personen aus den einzelnen Dörfern des Kirchspiels unterstützt wurde. In seinem Schreiben vom 15.1.1823 an den „königlichen Landrath Pilgrim, wohlgeboren zu Meschede“, gab er untertänigst zu, dass die hiesige Armenkasse bisher schlecht verwaltet und daraus den Armen zu wenig zuteil geworden sei. Das aber sei dem Umstand geschuldet, so konstatierte er, dass nur wenige Mitglieder für den Armenvorstand ernannt seien. Und er schlug namentlich acht „geeignete Subjekte“ vor. Offensichtlich zeigten die Bemühungen ihre Wirkung, da seine Aufzeichnungen noch heute bezeugen, dass in der Folge viele bedürftige Familien in fast allen Orten des Esloher Kirchspiels Hilfe aus dem Armenfonds erlangten. Die Armenfürsorge verlief stets verschwiegen, unauffällig zum Schutz der Bedürftigen und das ist bis heute so.

 

„Stille Hilfe“ ist aktuell und die Sorge, die Pfarrer Cramer drückte, ist auch den Verantwortlichen der CaritasKonferenz Eslohe nicht fremd: Die versteckte Armut, die Bedürftigkeit der Menschen in den Dörfern erkennen und an deren Schicksalen Anteil nehmen. Meist ist die Scham der Betroffenen so groß, dass sie sich nicht offenbaren und um Hilfe bitten. So sind es nur zu oft dieselben wenigen Menschen, die ihre Scheu abgelegt haben und immer wieder die Hände aufhalten und finanzielle Unterstützung nahezu fordern. Doch viele Bedürftige bleiben unerkannt und so ist auch heute aktuell: Mit offenen Augen und Ohren seine Umwelt betrachten, Anteil nehmen am Schicksal des Nachbarn und ihn aus seiner Anonymität heraushelfen. 

Die „Sieben Werke der Barmherzigkeit“:

 

1. Einem Menschen sagen: Du gehörst dazu.

2. Ich höre dir zu.

3. Ich rede gut über dich.

4. Ich gehe ein Stück mit dir.

5. Ich teile mit dir.

6. Ich besuche dich und

7. Ich bete für dich. 


An diesen Regeln misst sich die Arbeit des Elisabethenvereins, der 1971 in CaritasKonferenz Eslohe umbenannt wurde. Der ursprüngliche Vereinszweck ist längst eingegangen in die vielfältigsten Aufgaben und Notwendigkeiten der caritativen Arbeit, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet haben. Eine wohltätige, caritative Organisation gibt immer Antwort auf konkrete Bedürfnisse. Das gilt für 1870 ebenso wie für das Jahr 2020. 


Annemarie Gabriel, geb. Busch  (c) Familie Gabriel, Eslohe
Annemarie Gabriel, geb. Busch (c) Familie Gabriel, Eslohe

Schon nach Ende des Kulturkampfs (1871 bis 1887), in der die Aktivitäten der christlich orientierten Vereine bis auf ein geringes Maß zurückgedrängt waren, wurde das eingezogene Restkapital des nicht mehr existenten Armenfonds an den Esloher Kirchenvorstand zur Verteilung unter die Armen ausgezahlt. Die Frauen vom Elisabethenverein erhielt einen Anteil daraus und verwendeten die Mittel satzungsgemäß, gewährten fortan stille Hilfe für die Bedürftigen, führten Sammlungen durch, nahmen Geld- und Sachspenden entgegen und verteilten diese Gaben nach eigenem Ermessen. Der Verein übernahm damit die Aufgaben des Armenvorstandes, blieb aber seinem ursprünglichen Vereinszweck in Kriegs- wie auch in Friedenszeiten treu. 

 

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 stellte für die kirchliche Caritasarbeit eine in ihrem Ausmaß bis dahin nicht gekannte Herausforderung. So koordinierte der erst 1897 von Lorenz Werthmann gegründete Deutsche Caritasverband die Hilfe vor allem über die Militärseelsorge mit Sendungen von „Liebespaketen“ für die deutschen Soldaten an der Front und später auch in den Kriegsgefangenenlagern, die neben Schriften religiösen oder unterhaltenden Inhalts vor allem Nahrungsmittel und warme Kleidung enthielten. Die Frauen des Elisabethenvereins in Eslohe beteiligten sich – wie auch zu ihrer Gründerzeit 1870 – an der „Heimatfront“ mit Näh- und Strickarbeiten. Die Nähstube war in Gabriels Haus eingerichtet worden. Sie war über Jahrzehnte bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts ein Treffpunkt und gleichsam Wirkungsstätte der Frauen. 

 

Auch mit dem Tod von Hedwig Gabriel am 1. März 1928, die bis dahin auch Vorsitzende des 1916 unter Pfarrer Josef Mollerus gegründeten „Verein christlicher Mütter“ war, wurde das Ende des Elisabethenvereins nicht besiegelt. Ihre Schwiegertochter Annemarie Gabriel, geborene Busch aus Wehrstapel, übernahm den Staffelstab und führte mit anderen aktiven Frauen den Verein weiter. Die äußeren Einflüsse zwangen jedoch zur Anpassung, zumal nach der Machtergreifung der NSDAP 1933 die Arbeit kirchlich orientierter Organisationen und Vereine systematisch behindert, sogar als staatsgefährdend eingestuft wurden. So arbeiteten die Frauen im sog. Winterhilfswerk mit, mit dem das NS-Regime Spenden durch angeordnete Haus- und Straßensammlungen regenerierte um die Folgen von Arbeitslosigkeit und Armut mit schnell sichtbaren Ergebnissen zu beseitigen. Viele Spender wurden im Verlauf des folgenden Zweiten Weltkrieges selbst bedürftig. 


Nach Kriegsende 1945 traten dem Elisabethenverein in Eslohe neue Mitglieder bei. Das waren Frauen, die Augen hatten für die vielfältige Not der Zeit und aktiv mithelfen wollten, diese zu lindern. Es war eine intensive Zeit der Bemühungen, Unterstützung und Unterkunft für die aus dem Osten Deutschlands vertriebenen Menschen zu geben. Später wurde zur Nähstube noch eine Kleiderkammer eingerichtet in der die Frauen Kleidung und Lebensmittel bereitstellten um Päckchen zu packen für Paketsendungen an Kontaktadressen in die ehemalige DDR und Polen. Bis zur Grenzöffnung 1989 wurden von Eslohe aus regelmäßig die Kontakte nach dort aufrechterhalten. 

Maria-Theresia Freifrau von Weichs (c) Familie von Weichs zur Wenne
Maria-Theresia Freifrau von Weichs (c) Familie von Weichs zur Wenne

Bis weit in die sechziger Jahre hinein war es Annemarie Gabriel (gest. am 17.7.1979), die den Verein durch eine schwierige Zeit geführt hatte. Den Vorsitz übernahm nun Margarete Linke, die Ehefrau des Ortspolizisten und Kirchenschweizers Bernhard Linke, den die Esloher scherzhaft „Papa Linke“ nannten. Ihr folgte später Klara Spork im Amt, die seit 1948 Mitglied im Elisabethenverein war, ebenso Änne Thomas als deren Stellvertreterin. Beide Frauen waren viele Jahre ein verlässliches Gespann und sehr aktiv bis ins hohe Alter, auch nachdem 1980 Maria-Theresia Freifrau von Weichs zur Vorsitzenden gewählt wurde.

 

Wie alle ihrer Vorgängerinnen erfüllte diese ihr Amt mit großer Tatkraft. Sie hatte die Gabe, sich und die Frauen auf die wesentlichen Aufgaben der CaritasKonferenz zu fokussieren. „Seien Sie nicht nur Sammler, sondern auch Helfer. Wir brauchen Informationen über Notleidende.“ war ihre Bitte an die zahlreichen Helferinnen. Baronin von Weichs hatte keine Berührungsängste. Sie sprach notleidende Menschen direkt an und bot Hilfe an, forderte aber auch Mithilfe von Behörden und Institutionen und sorgte für eine gute Berichterstattung durch die örtliche Presse. Das wurde erforderlich, nachdem Anfang der neunziger Jahre der Zuzug von Spätaussiedlern („Russland-Deutsche“) und Asylbewerbern ein Ausmaß annahm, an den man im ländlich geprägten Eslohe nicht gewöhnt war. Es gründete sich der „Aktionskreis für Ausländer und Asylanten“, der im Mai 1993 einen Solidarmarsch mit Begegnungsfest auf dem „Platz der deutschen Einheit“ durchführte. Baronin von Weichs zeigte die Solidarität der CaritasKonferenz mit einem Transparent auf dem stand: „Ihr werdet meine Brüder sein!“ Bei ihrer Verabschiedung und Ehrung durch die Bundesvorsitzende Freifrau von Lüninck im Jahr 1996 bezeichnete diese die Baronin nicht zu Unrecht als eine „echte Streetworkerin“. 

Ursula Quinkert und Elisabeth Mahler  wurden 2011 für ihren langjährigen  Einsatz geehrt.
Ursula Quinkert und Elisabeth Mahler wurden 2011 für ihren langjährigen Einsatz geehrt.

Die Eröffnung des Seniorenheims Störmanns Hof 1995 führte zu einem weiteren Aufgabengebiet für die Frauen der CaritasKonferenz, die nun von einem Leitungsteam geführt wurde. Dazu gehörten Ursula Quinkert, Elisabeth Mahler, Bärbel Wulf, Maria Greitemann, Hedwig Vollmer, Hedwig Quinkert, Antonia Mathweis und als Präses Pastor Wolfgang Brieden. Drei Jahre später, im Jahre 1999, wurde das Team von ihren Vereinsmitgliedern im Amt bestätigt, nun jedoch nicht mehr als Leitungsteam sondern als Vorstand mit Ursula Quinkert als erste Vorsitzende, die nun im März 2020 nach vielen Jahren aktiven Einsatzes für die Bedürftigen aus dem Vorstand der CaritasKonferenz ausgeschieden ist. 

 

Es besteht Grund dazu, das 150jährige Vereinsbestehen in Eslohe zu feiern, so wie das vor dreißig Jahren, im Jahre 1990 zum 120jährigen Bestehen begangen wurde. Die Corona-Pandemie verbietet es jedoch im großen Rahmen eine Feier zu gestalten. Dennoch darf ein Rückblick auf 150 Jahre währende caritative Arbeit in Eslohe heute nicht verwehrt sein. Der Einsatz und die Mitmenschlichkeit der vielzähligen aktiver Frauen in unserer Gemeinde für die schwachen und notleidenden Menschen in unserer Gesellschaft darf nicht vergessen und sollte in diesem Moment in den Vordergrund gerückt sein.

 

Deshalb wurde eine Chronik mit dem Titel: „150 Jahre in Eslohe: Helfen mit Herz und Hand“ im Auftrag der CaritasKonferenz Eslohe von mir erstellt, die Interessierte und Unterstützer der CaritasKonferenz Eslohe einen umfangreichen Einblick in die caritative Arbeit - die Tradition in Eslohe hat - geben wird.

Bei der redaktionellen Arbeit unterstützte mich mein Freund Ludwig Klens. Ohne ihn wäre eine Drucklegung der Chronik mit seinen redaktionellen Ergänzungen und Anhängen in der nun vorliegenden Form kaum möglich geworden.

 

Die Festschrift mit Chronik kann hier eingesehen und als PDF herunter geladen werden. Ich behalte mir als Urheber vor, dass eine Veröffentlichung bzw. Verwendung nur nach meiner ausdrücklichen Genehmigung bzw. Zustimmung erfolgen darf. 

Festschrift zum Jubiläum "150 Jahre Elisabethenverein/ CaritasKonferenz Eslohe"
Festschrift zum Jubiläum "150 Jahre Elisabethenverein/ CaritasKonferenz Eslohe"
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CKD Chronik 2020.pdf
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Jubiläumsfeier: 150 Jahre Helfen mit Herz und Hand


Hier wird von der Jubiläumsfeier der CaritasKonferenz Eslohe am Sonntag, den 27. September 2020 berichtet: 

(Text wurde übernommen aus den Kirchennachrichten Pastoraler Bereich Esloher Land, Ausgabe 10/2020 - Redaktion: Stefan Heinz)

 

Die Jubiläumsfeier der CaritasKonferenz Eslohe am 27. September wurde eingeleitet mit einem Gottesdienst, den Pastor Ludger Vornholz zelebrierte. In seiner Predigt unterstrich er, dass in der Arbeit der Caritas für alle Menschen die Liebe Gottes erfahrbar werde. Im anschließenden Festakt, zu dem Peter Karger als humorvoll- tiefsinniger Moderator überleitete, richteten Präses Ulrich Stipp, Bürgermeister Stephan Kersting, Sabine Bierhoff (für die Diözese Paderborn), Ursula Heyer (Regionalgruppe Wormbach) und Jennifer Klagges (Caritas-Verband Meschede) Dankesworte an die Mitglieder der Esloher Caritas-Konferenz. Auch über die Anwesenheit von Pfarrer Wolfgang Brieden (jetzt Grevenbrück), der über einen langen Zeitraum hinweg die Caritas begleitet hat, freute man sich sehr. 

 

Die Vorsitzende Hiltrud Brock verabschiedete drei Frauen, die die Arbeit der Caritas ganz wesentlich mitgeprägt haben: Ursula Quinkert verwaltete zunächst ab 1984 die Finanzen und wurde 1999 zur ersten Vorsitzenden gewählt. Als erste Ansprechpartnerin leitete sie die Geschicke der Esloher Caritas und setzte sich intensiv für hilfsbedürftige Mitbürger ein. Unterstützt wurde sie dabei von Maria Greitemann (sie konnte beim Festakt nicht dabei sein) und Lisa Lehmann, die sich besonders um die Kleiderkammer gekümmert haben. Frau Brock überreichte ein Geschenk als Dankeschön und auch alle Mitglieder erhielten eine rote Rose in Anspielung auf das Rosenwunder der Heiligen Elisabeth. Eine Statue der Caritas-Patronin findet sich in der Esloher Kirche. 

 

Ein weiterer Höhepunkt war die Vorstellung der Caritas-Chronik von Wilhelm Feldmann durch den Autor selbst. Sie trägt den Titel "150 Jahre in Eslohe: Helfen mit Herz und Hand". In dieser Festschrift wird die Geschichte des caritativen Wirkens von der Gründung des Elisabethen-Vereins im Jahre 1870 durch Hedwig Gabriel bis zur heutigen CaritasKonferenz detailliert nachgezeichnet. Die Festschrift ist kostenlos erhältlich und liegt im Tintenfaß, in den Banken, in der Kirche und im Pfarrhaus für interessierte Leser aus. Damit wird die Esloher Geschichtsschreibung um einen wesentlichen Aspekt bereichert. 

 

Zum Ausklang trafen sich die Gäste zu einem kleinen Umtrunk im "Schafstall" der Domschänke. Für die Organisation des Festtages waren die Mitglieder des Leitungsteams verantwortlich: Pastor Ludger Vornholz, Hiltrud Brock (Vorsitz), Maria Schulte, Elisabeth Scherer, Wilhelm Feldmann und Ludwig Klens.

(c): Alle Fotos von Gudrun Schulte - Westfalenpost - überlassen. Ein herzliches Dankeschön dafür!


Auszug aus Vortrag Wilhelm Feldmann

anlässlich der Jubiläumsfeier 150 Jahre CKD in Eslohe

am 27.09.2020 in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Eslohe 

 

"Sie werden mir sicher zustimmen, wenn ich behaupte:  Dieses Jahr 2020 geht als ein besonderes in die Geschichtsbücher ein. 

Es sind die aktuellen, weltweiten Ereignisse, wie die Corona Pandemie, der Klimawandel, politische Unruhen und wirtschaftliche Fehlentwicklungen, die an Intensität gewinnen. Sie bringen in uns Menschen tiefliegende Ängste hervor. Und es braucht schon eine gute Portion Urvertrauen, nicht zu verzagen und mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen. 

 

Ein unverklärter Blick in den Rückspiegel der Geschichte kann da helfen, die aktuelle Situation richtig einzuordnen. Es macht bewusst, welche historisch bewiesenen Ereignisse sich niemals wiederholen dürfen. Aber es lässt auch erkennen, welches Potenzial in uns Menschen steckt, immer wieder neue, in die Zukunft weisende Wege zu gehen.

 

2020 ist auch ein Jahr, in dem sich europäische Schicksalsjahre jähren. Auch jene Ereignisse haben ihren Platz in die Geschichtsbücher gefunden:  

• Vor 150 Jahren, 1870, dem Gründungsjahr des Elisabethenvereins in Eslohe, begann der deutsch-französische Krieg, der im Kern kaum länger als ein halbes Jahr dauerte, doch Hunderttausende Opfer forderte. Die Erinnerung daran verblasste angesichts der Katastrophen des 20. Jahrhunderts. 

• Und 1945 – vor 75 Jahren -  wurde das Ende des Zweiten Weltkrieges mit der Kapitulation Deutschlands besiegelt. 

Generationen von Historikern erforschen seitdem Ursachen und Hintergründe dieser Ereignisse. 

 

Auch in unserer Gemeinde hat man in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten versucht, die Ortsgeschichte vor dem Hintergrund dieser historischen Dimension zu begreifen. Mehrere Bände „Esloher Forschungen“ sind ein Beispiel dieser Bemühungen ein großes Feld der Ortsgeschichte in allen Fassetten zu beackern. Dabei blieb aber die Gründung des Elisabethenvereins vor 150 Jahren, initiiert von Esloher Frauen, nur eine Randnotiz. 

 

Das Jubiläum, welches wir heute begehen, war Anlass genug, das unbeschriebene weiße Blatt dieser Vereinsgeschichte mit Inhalt zu füllen. „Der Versuch einer Chronik“, so habe ich es genannt, war die Mühe wert, in 150 Jahre Ortsgeschichte einzutauchen. So wird heute erstmalig eine 150 Jahre währende Vereinsgeschichte dokumentiert: von der Gründung als Elisabethenverein im Jahre 1870 bis zur Gegenwart als CaritasKonferenz in Eslohe. 

Ich habe trotz spärlich vorhandener Quellen versucht, mich in die Gründungszeit des Elisabethenvereins hineinzuversetzen um die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse dieser Zeit in unserer Heimat zu begreifen. Was waren die Ursachen, was war die Triebfeder der Frauen? Ich habe verstanden, weshalb der wohltätige Dienst der Frauen für ihre bedürftigen Mitmenschen stets still und verschwiegen vonstattenging. Auch das ist wohl ein Grund dafür, warum ihre Arbeit in der Öffentlichkeit geräuschlos war, kaum wahrgenommen wurde und vielleicht Ursache für fehlende historische Quellen ist. Die Bescheidenheit der tätigen Frauen ist ehrenhaft, doch es ist heute der Tag sich an sie zu erinnern, die in schweren Zeiten Not und Bedürftigkeit in Eslohe zu lindern versuchten. 

 

Mit der nun vorliegenden Festschrift mit Chronik, die von der CaritasKonferenz Eslohe kostenfrei ausgegeben wird, ehren wir diese Frauen und holen sie postum aus ihrer Anonymität. Wir geben ihnen sozusagen wieder „ein Gesicht“. Wir machen bewusst, wie unverzichtbar caritative Arbeit war und auch heute noch ist. Die aktuelle Entwicklung in unserer Gesellschaft, die Reichtum einerseits aber gleichsam Armut schafft, lässt das erahnen. Deshalb wollen wir Interesse wecken an dem ehrenamtlichen Mittun in unserem Ort. Die „stille Hilfe“ soll Gehör finden. 

Die Geschichte des caritativen Ehrenamtes in Eslohe endet heute nicht, denn sie wird jeden Tag neu geschrieben. Heute begegnen wir nur einem Meilenstein, denn ein langer Weg wird noch zu beschreiten sein. Ihre Wegbegleitung in jeglicher Form wird von der CaritasKonferenz Eslohe immer mit Dankbarkeit entgegengenommen!

 

Fangen Sie gleich heute damit an: Begleiten Sie uns auf dem Weg zur benachbarten „Domschänke“. Sie sind alle herzlich eingeladen, zu einem kleinen Umtrunk. Wir rufen Ihnen zu: „Bleiben Sie gesund und zufrieden, bleiben Sie mitmenschlich!“