Ein Haus mit Vergangenheit


Die ehemalige Landwirtschaftliche Winterschule in Eslohe


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(C) Wilhelm Feldmann

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Die ehemalige Landwirtschaftsschule in E
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Ein Hinweis zuvor:

Über dieses Gebäude, welches im Jahre 1893 an der Esloher Chaussee zur Nutzung als Landwirtschaftliche Winterschule errichtet wurde, verfasste ich anlässlich dessen einhundertjährigem Bestehen 1993 einen Aufsatz. Dieser wurde in der damals zweiten Ausgabe der Esloher Museumsnachrichten 1993 ab Seite 47 veröffentlicht. Jetzt (2023), dreißig Jahre später, nehme ich mich diesem Thema nochmals an und ergänze meinen Aufsatz um weitere Erkenntnisse. 

 

Fast unauffällig steht dieses mehrstöckige Haus an der Chaussee, eine veraltete Titulierung für Eslohes Hauptstraße, die man in früherer Zeit auch als „Provinzialstraße“ bezeichnete. Im „Dritten Reich“ benannte man sie der Zeit entsprechend in „Widukindstraße“ um. Sie sollte an den westfälischen Herzog der Sachsen erinnern, der sich einst als Widersacher Karls des Großen diesem entgegensetzte. Jedoch unterlag Widukind, ebenso wie Hitler, wie die Geschichtsschreibung berichten kann. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fand man wieder zurück auf eine weniger pathetische Namensgebung, eben schlicht „Hauptstraße“.  

 

Wo der Herr nicht das Haus baut, arbeiten umsonst, die daran bauen.“ Dieser Spruch, im morschen Balken eines uralten Bauernhauses aufgespürt, könnte dem Munde des Esloher Gottesdiener Johannes Dornseiffer (1837-1914) entsprungen sein, als er am 7. November 1893, dem neuerbauten Hause Gottes Segen zuteilwerden ließ. Dass es zur Errichtung dieses Bauwerkes kam, war nicht zuletzt auch der Verdienst des „Bauernpastors“, so wie die Esloher ihn liebevoll titulierten. 


Ein weitsichtiger Baumeister

Pfarrer Johannes Dornseiffer, der Begründer der Landwirtschaftlichen Winterschule
Pfarrer Johannes Dornseiffer, der Begründer der Landwirtschaftlichen Winterschule

Als Schulvikar in Fretter tätig, erkannte er sehr früh die Notwendigkeit der Errichtung einer „Lehranstalt, worin die Söhne unserer Landwirte eine berufliche und fachmännische Ausbildung zu erwerben Gelegenheit haben“. Dornseiffers Bemühungen führten am 17. Februar 1880 zur Eröffnung der ersten Landwirtschaftlichen Winterschule in Fretter. Schulträger wurde der Landwirtschaftliche Verein Serkenrode. Nachdem Vikar Dornseiffer im November 1884 zum Pfarrverweser und zwei Jahre danach zum Pfarrer in Eslohe ernannt wurde, war es nur eine Frage der Zeit: Die Winterschule folgte ihm und wurde von Fretter nach Eslohe verlegt. Im November 1890 fand erstmals in Eslohe der Unterricht für 24 Schüler statt. Die erste Klasse war unter bescheidenen Umständen in einem Scheunengebäude auf dem Hof des Kaspar Schulte in Eslohe untergebracht. 

 

Dieser Zustand war fürwahr keine Lösung, war nicht für Dauer bestimmt. So schrieb Dornseiffer später: „Es ging uns wie den Israeliten in der Wüste, die unter Zelten wohnten, bald hier, bald dort; aber diese Zelte waren doch noch ihr Eigentum; unsere Lage war ein allseitiger Notbehelf.“ 

 

Es musste also Abhilfe geschaffen werden. Mit Hilfe des Esloher Kreistagsabgeordneten Gabriel konnte Landrat Hammer gewonnen werden. Dessen Bemühungen war es dann auch zu verdanken, dass bereits mit Verfügung vom 17. Juli 1891 „die von Fretter nach Eslohe verlegte Schulte als ein Unternehmen des Kreisverbandes zu betrachten ist“. Im September desselben Jahres folgte dann der Beschluss des Mescheder Kreistages, die „Landwirtschaftliche Winterschule des Kreises Meschede zu Eslohe“ einzurichten. Die Schulaufsicht oblag von da an dem Kreis, der alsbald auch den Plan reifen ließ, in Eslohe ein eigenes Schulgebäude neu zu errichten. 

 

 

Aus einem Wunsch wird Wirklichkeit

 

Ein Ingenieur in Münster, namens Bona, wurde beauftragt, den Bauplan zu entwerfen und die Kosten zu ermitteln. 16.000 Reichsmark wurden für den Bau veranschlagt. Die Kosten teilten sich der Kreis Meschede und die Gemeinde Eslohe in gleichem Maße. 

Die Gemeinde sollte Eigentümer des Gebäudes werden, jedoch mit der Verpflichtung, dasselbe dem Kreis für immer zur Verfügung zu stellen. Dornseiffer schreibt im dreizehnten Jahresbericht der Winterschule 1892/93, von den Plänen sichtlich angetan: „Die ganze Einrichtung ist eine vortreffliche zu nennen. Das Gebäude wird zweistöckig und ganz unterkellert. Die beiden Schulsäle (40 und 33 qm groß) sind so eingerichtet, dass sie auch für eine größere Schülerzahl genügen werden. Mit dem Schulhause ist eine Direktor-Wohnung verbunden, zugleich mit einem Schlafsaale für solche Zöglinge, die im Schulhause Wohnung nehmen wollen.“ 

 

Die erforderlichen Anträge wurden gestellt, die dann der Amtsschimmel zügig bearbeitete. Die Genehmigung zum Bau des Schulgebäudes wurde alsbald erteilt, sodass im Frühjahr 1893 mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte. Ein trockener Sommer war für die Bautätigkeiten außerordentlich günstig, „sodass das Ganze bereits unter Dach war, ehe es größere Regenmengen absetzte“. Mit eifrigen Händen heimischer Bauhandwerker wuchs für jedermann sichtbar an der Provinzialstraße ein stattliches Gebäude aus massivem Backstein heran. Das mächtige Krüppelwalmdach zierten zwei aufgesetzte Kugelspitzen. 


Ein Wunschkind mit kleinen Fehlern

Die Landwirtschaftliche Winterschule (Foto ca um 1920)
Die Landwirtschaftliche Winterschule (Foto ca um 1920)

Die heutigen Ansprüche an Wärme- und Schallschutz kennend, befällt den Leser Heiterkeit, wenn er die Beurteilung Dornseiffers in Bezug auf die besonderen Vorzüge des neu geschaffenen Bauwerkes liest: „Wie die äußere, so ist auch die innere Einrichtung eine freundliche und zweckentsprechende. Die Schulsäle haben eine gute Akustik; selbst in den oberen Räumen kann man ein Geräusch, das sich in den Kellerräumen bemerkbar macht, etwa durch starkes Auftreten oder durch Öffnen und Schließen der Türen deutlich vernehmen, sodass eine Beaufsichtigung sehr erleichtert wird und Ungehörigkeit im Keim erstickt werden können.“ Doch sein Enthusiasmus hält sich im Blick auf die Zukunft in Grenzen: „Hiermit soll aber nicht gesagt sein, dass wir nun wie im Paradies wären und keine Wünsche mehr im Busen trügen. Es ist noch vieles zu machen, es muss noch vieles erreicht werden. So sei nur daran erinnert, dass wir zurzeit nur eine Fläche von 40 qm besitzen, worauf das Schulhaus steht; Versuchsgärten und sonstige Anlagen sind nicht da.“ Das neue Schulgebäude war somit ein Wunschkind mit kleinen Fehlern. Die Tauffeier stand noch bevor. 

 

Mit Leben gefüllt

 

Am 7. November 1893 konnte das Schulhaus seiner Bestimmung übergeben werden. Der festliche Tag begann mit einer Messfeier in der Esloher Pfarrkirche. Von dort zogen alle Beteiligten zur Schule, voran 32 Schüler, geleitet von ihren Lehrpersonen. Für sie nahm das neue Schuljahr 1893/94 seinen Anfang. Ihnen folgte der „funktionierende“ Pfarrer Dornseiffer mit dem Herrn Vikar Fernholz nebst Kirchendiener. Die Mitglieder des Kuratoriums, die Väter der Schüler und wer sonst noch dem Ereignis beiwohnen wollte, schlossen sich dem Zug an. Der Schulsaal war festlich geschmückt. Auf weißgedecktem Tische stand ein Kruzifix, umrahmt von zwei brennenden Kerzen. Das neue Haus konnte „unter dem Schutz des Allerhöchsten und unter die Obhut seiner heiligen Engel“ gestellt werden. 

 

Anzeige in der Mescheder Zeitung vom 29.09.1893
Anzeige in der Mescheder Zeitung vom 29.09.1893

Doch bald galt es, das Haus mit Leben zu erfüllen. Zögerlich wurde vorerst diese Bildungseinrichtung angenommen. Die Werbetrommel wurde gerührt, Annoncen in der Mescheder Zeitung immer wieder aufgegeben. Dornseiffer wetterte: „30 Mark Schulgeld für ein Semester ist doch wahrlich eine Kleinigkeit; wenn die Verhältnisse es fordern, wird das Schulgeld ganz oder zur Hälfte nachgelassen, ja, sogar die Schulbücher werden armen Schülern leihweise überlassen. Mehr kann man doch nicht verlangen! Wird’s besser werden? Wird’s helfen?“

 

Er konnte noch erleben, wie die von ihm mit geschaffene Schule in steigendem Maße von sauerländischen Bauernsöhnen besucht wurde. Bis zu seinem Tode am 11. Dezember 1914 gingen fast 900 Schüler in „seinem“ Schulgebäude ein und aus. Durch Anbindung des Ortes Eslohe an das Schienennetz der Deutschen Reichsbahn im ‚Jahre 1911 wurde den Schülern aus dem oberen Sauerland der Schulbesuch wesentlich erleichtert. Die Schülerzahl stieg auf 71 und machte die Anstellung eines zweiten Fachlehrers notwendig. Dadurch konnte auch eine Unterteilung der Schule in Ober- und Unterklasse erfolgen, nachdem bis dahin die Schüler gemeinsam in einer Klasse unterrichtet wurden. Nach Ende des Ersten Weltkrieges war die Zahl der aufnahmesuchenden Schüler sogar so groß, dass einige zurückgewiesen werden mussten. 

 


Ein neuer Hausherr – ein neuer Name

 

Vom 1. Oktober 1926 an wurde die Schule, die bis dahin Kreisanstalt war, von der Landwirtschaftskammer übernommen. Sie erhielt die Bezeichnung „Landwirtschaftliche Schule der Landwirtschaftskammer zu Eslohe“. Doch schon am 28. Februar 1929 wurde die Bezeichnung in „Landwirtschaftsschule und Wirtschaftsberatungsstelle der Landwirtschaftskammer zu Eslohe“ umgeändert, wodurch auch das zweite Arbeitsgebiet der Schulte, die beratende Tätigkeit, seinen Ausdruck fand. 

Postkarte um 1910 (Verlag Ferdinand Schulte, Eslohe): Blick vom Wennerstieg auf den Schulort Eslohe, im Vordergrund ist Niedereslohe zu sehen.
Postkarte um 1910 (Verlag Ferdinand Schulte, Eslohe): Blick vom Wennerstieg auf den Schulort Eslohe, im Vordergrund ist Niedereslohe zu sehen.

Die Gemeinde Eslohe als Eigentümerin des Schulgebäudes, sah sich zur gleichen Zeit genötigt, durch An- und Ausbau des Gebäudes Raum für die erweiterten Aufgaben des Schulbetreibers zu schaffen. Um den finanziellen Lasten aus dem Wege zu gehen, traf sie mit dem Kreiskommunalverband Meschede, in Person vertreten durch den Landrat Otto Werra zu Meschede, die Vereinbarung, dass das Eigentum an denselben unentgeltlich übergehen sollte. Als Gegenleistung verpflichtete sich der Kreiskommunalverband zur Übernahme jeglicher Unterhaltungskosten sowie der Umbaukosten des Gebäudes. 

 

In dem Vertrag vom 29.11.1929, der vor dem Notar Aloys Entrup in Meschede geschlossen wurde, wird der Gemeinde Eslohe zugesichert, dass für den Fall, dass das Gebäude nicht mehr dem Zwecke als Landwirtschaftsschule dient, das Grundstück wieder zu Eigentum der Gemeinde wird. Eine wichtige Klausel, wie es sich Jahre später erweisen sollte. Bürgermeister Fritz Abel und Gemeindevorsteher Josef Ross aus Eslohe vertraten die Gemeinde bei der Unterzeichnung. 

 

Als eine neue politische Zeitepoche mit der Machtübernahme der NSDAP begann, wurde 1934 das bereits erwachsen gewordene Kind in „Bäuerliche Werkschule“ umgetauft. Sie wurde von dem Reichsnährstand (Landesbauernschaft Westfalen) übernommen. Der langjährige Leiter der Schule Landwirtschaftsrat Carl Bunne musste mit knapp 62 Jahren zum 1. Oktober 1935 in den vorzeitigen Ruhestand gehen. Im fehlte die „rechte“ Einstellung. 


Zum alten Eisen?

 

Die Arbeiten in der Schule wurden auf eine neue Grundlage gestellt. Auch das Gebäude entsprach nicht mehr den Ansprüchen. Die vierzig Jahre vorher noch als eine „neuzeitliche Einrichtung“ hoch gelobt wurde, war nun nicht mehr zeitgemäß. Die „Westfälische Landeszeitung – Rote Erde“ schrieb dann auch im Jahre 1937: „Ein neues Schulgebäude ist nötig. Das heutige Schulgebäude ist zu klein, und die beiden Klassenzimmer entsprechen keinesfalls den Anforderungen, die an solche Räume billigerweise gestellt werden. Für die Lernmittel, die heute an diesen Anstalten sehr reichlich sein müssen, fehlen ebenfalls geeignete Räume. Ein Platz im Freien, auf dem sich die Schüler in den Pausen bewegen können, ist nicht vorhanden. Der Neubau eines Schulgebäudes drängt aber auch deshalb, weil in Eslohe die Einrichtung von Mädchenklassen bis jetzt nicht möglich war.“

 

Bildbeschreibung: Gruppenbild mit Pfarrer, nebst Lehrkräften und den Schülern des Winterjahrgangs 1932/33 vor dem Schulgebäude. Vordere Reihe v.l.n.r.:

Landwirtschaftsrat Franz Jakobs, Pfarrer Bernhard Grauheer, Landwirtschaftsrat Carl Bunne und Lehrer Dr. Genau


Doch der anbrechende Zweite Weltkrieg machte ehrgeizige Neubaupläne vorerst zunichte. Auch nach Ende des Krieges mussten die Pläne noch lange in den Schubladen verbleiben. Es galt Wichtigeres zu finanzieren. Die Wohnungsnot musste verringert, die niederliegende Wirtschaft in Gang gebracht werden. Lange hat es deshalb gedauert, bis die Gelder für den Bau eines neuen Schulgebäudes bewilligt werden konnten. 

Der Kreistag beschloss in seiner Sitzung vom 12.02.1950 den Neubau. Schon ein Jahr zuvor trat die Gemeinde Eslohe unter Federführung der Herren Bürgermeister Paul Fischer, Amtsdirektor Wilhelm Ernst und dem Gemeinderat Franz Sapp mit dem Landwirt Franz Eickhoff gnt. Störmann in Eslohe in Verhandlung. Ihm gehörte das für die Neubaupläne auserkorene Grundstück an der Hauptstraße, neben der damaligen Jugendherberge (heute Familie Scholz) gelegen. 

Doch bis zur Fertigstellung des neuen Schulgebäudes im November 1951 musste das alte Gebäude an der Hauptstraße 49 noch seinem Zwecke dienen. Der Leiter der Schule, Landwirtschaftsrat Heinrich Remes durfte noch bis zum Umzug ins neue Schulhaus die Schulleiterwohnung in der ersten Etage nutzen. 

 

Bildbeschreibung: Es zeigt den Abschluss eines Schuljahrganges 1948 (Wiederaufnahme des Unterrichts im Herbst 1946). Auf dem Foto erkenne ich (sitzend, dritter v.l.) den beliebten und seit 1920 tätigen Fachlehrer LR Franz Jakobs, der am 22.09.1951 im Alter von 59 Jahren nach langer Krankheit verstarb. OLR Heinrich Remes, Direktor seit dem Ausscheiden von Carl Bunne im Jahre 1935. Auch Remes, (sitzend, vierter v. rechts) starb an einer tückischen Erkrankung im Alter von 60 Jahren am 10.08.1953.

Ganz rechts sitzend:  Schüler Alfred Feldmann, mein Onkel. Nach dem Abschluss erhielt er bis auf Widerruf eine Anstellung in der Berufsschule Attendorn, da keine Stelle als Landwirtschaftslehrer frei war. Bald erhielt er in Fürstenberg, zwischenzeitlich 1959 verheiratet mit Marietheres Mathweis, eine Anstellung. Ab 1963 zog das Ehepaar nach Warburg, da Alfred dort eine Stelle als Landwirtschaftsrat erhielt. Ein Jahr später bauten sie dort ein Wohnhaus, welches bis heute auch Wohnsitz geblieben ist. Alfred Feldmann wird am 11.9.2024 seinen 100sten Geburtstag feiern!. 


  

Ein begehrtes Objekt

 

Zum 1.10.1951 ging das Gebäude gemäß den Vereinbarungen aus dem Jahre 1929 wieder in das Eigentum der Gemeinde Eslohe zurück. Das Haus stand jetzt aber keinesfalls leer. Wohnraum war noch Jahre nach Kriegsende sehr gefragt. Die freiwerdende Schulleiterwohnung wurde neuen Mietern zugewiesen. Die Klassenräume fanden Nutzung durch die Kreisberufsschule Meschede, die bereits im Mai 1950 ihren Raumbedarf angemeldet hatte. Diese gab sich jedoch nicht mit dem Schulplatz vor dem Gebäude zufrieden, da, so im fordernden Schreiben des Schuldirektors an die Gemeinde vom 8.04.1952, „etwa bis zu 120 Schüler und Schülerinnen während der Pausen an einer verkehrsreichen Straße auf einem engen, dazu noch eingefriedeten Platz der Schaulust der Öffentlichkeit preisgegeben seien“. Die Gemeinde musste deshalb im Jahre 1952 notgedrungen noch eine Grundstücksfläche in Größe von 370 qm auf der rückwärtig gelegenen Seite der Schule vom Eigentümer Koch aus Eslohe käuflich erwerben. 

Doch bereits zum 1. Juni 1956 zog die Kreisberufsschule in die ehemalige Volksschule in Eslohe um. Der Rat beschloss am 14.05.1956 die Vermietung des Erdgeschosses an die Firma Kruse & Henze, die dort eine Näherei einrichtete. Die ehemalige Schulleiterwohnung und das Obergeschoss mietete nun Frau Elisabeth Espagne. „Die Führung einer Pension ist mein Beruf und mein Brot“, schrieb die alte Dame bittend. Der Kirchenvorstand unter dem Vorsitz von Pfarrer Stolte hatte dieses Ansinnen unterstützt, da ihre bisherige Wohnung im Papehaus zukünftig dem Organisten als Wohnstätte dienen sollte. 

 

Die Schule wird zum Wohnhaus

Die ehemalige Schule im neuen Kleid: Drei Eigentumswohnungen an Eslohes Hauptstraße Nr. 49 (wfoto 2022)
Die ehemalige Schule im neuen Kleid: Drei Eigentumswohnungen an Eslohes Hauptstraße Nr. 49 (wfoto 2022)

Vorab war jedoch eine Renovierung des ehemaligen Schulgebäudes überfällig. 270 qm Dachfläche mussten neu mit Schiefer eingedeckt werden und Umbauarbeiten wurden für die Nutzung als Mietwohnung im Obergeschoss erforderlich. Das Treppenhaus erhielt einen frischen Anstrich. Der Kreis beteiligte sich an den Kosten, da einige Schäden durch die Nutzung der Berufsschule entstanden waren. Aus einem ehemaligen Schulgebäude wurde nun eine „Gemeindewohnhaus“. 

 

Der Möbelkaufmann und Ratsmitglied Otto Volmer aus Eslohe hatte bereits 1955 das Ansinnen an die Gemeinde gestellt, das Haus für eigene Wohnzwecke und zur Ausstellung von Wohnungseinrichtungen zu mieten. Sein Antrag hatte jedoch erst 1964 Erfolg, nachdem der Vormieter das Erdgeschoss räumte. Auch im Obergeschoss hatte sich bereits ein Mieterwechsel vollzogen. Frau Elisabeth Hagemann war die Mieterin, die gerne einer Mietpreissteigerung zustimmte, nachdem die Gemeinde 1965 eine neuzeitliche Ölheizung installierte. Die alten Ofenheizungen hatten ausgedient. 

 

In der Ratssitzung vom 1. Juni 1971 wurde der Beschluss gefasst, das Gemeindewohnhaus öffentlich zum Kauf anzubieten. Am 30.10.1971 wurden per Anzeige in der Tagespresse die Qualitäten des Kaufobjektes herausgestellt: „Drei Wohnungen mit insgesamt 310 qm Wohnfläche, Ölheizung, Grundstücksfläche in Größe von 943 qm in bester Zentrallage von Eslohe.“ Mehr der weniger ernst gemeinte Anfragen ließen nicht lange auf sich warten. Darunter war auch die eines Discothekenbesitzers, der in Eslohe eine weitere Filiale eröffnen wollte. Doch dies blieb dem Haus und auch Eslohe erspart. 

 

Ein neuer Hauseigentümer

 

Erst am 3. März 1972 schloss sich der Rat dem Beschlussvorschlag des Haupt- und Finanzausschusses an, auf ein wiederholtes Kaufangebot des Herrn Otto Volmer einzugehen. Sechs Tage danach war bereits Notartermin. Die langjährigen Mieter, das Ehepaar Otto und Luise Volmer, wurden nun endlich Eigentümer des Hauses an der Esloher Hauptstraße 49. 

Bis zum heutigen Tage ist die ehemalige Landwirtschaftsschule überwiegend das Zuhause der Familie Volmer geblieben. Es wurde zwischenzeitlich in drei Eigentumswohnungen umgewidmet und eine Wohnung an einen neuen Besitzer verkauft.