Die Besiedlung der "Hengespe"


In der „Hengespe“. So bezeichnete man in früherer Zeit die Fluren, zwischen den Dörfern Ober-Bremscheid und Hengsbeck gelegen. Sie werden vom Hengsbecker Bach durchzogen, dessen Quelle nördlich vom „Landenbeckerbruch“ entspringt und in Ober-Bremscheid in den „Esselbach“ mündet. Heute zeigt sich das Gelände als ausgedehntes Wiesental. Vereinzelt bestehen auch Äcker und Baumschulflächen. Im Jahre 1823, als die Besiedlung noch nicht fortgeschritten war, beschrieb Pfarrer Cramer in seiner Chronik die zu dieser Zeit bestehenden Besitzverhältnisse in Bremscheid:

 

 „Nieder-Bremscheid, unweit Eslohe nach Süden, hat nur 2 und Ober-Bremscheid, vom Pfarrort ¼ Stunde entfernt, zählt nur 3 Häuser, die am kleinen Esselflusse im Wiesentale an der Chaussee liegen. Die Bewohner haben sehr viel Wiesewachs. Ihre Ackerländer, welche Faulschieferboden haben, befinden sich alle an den herabhängenden Bergen. Ihre Holzungen sind in einem mittelmäßig guten Zustande und für ihren Bedarf hinreichend. Das, was zu Ober-Bremscheid den Ackerländern einen geringeren Wert verursacht, ist die Wucherblume“.



Das Hengsbecker Bachtal, die "Hengespe" genannt, wie es sich heute zeigt.  Das linke Foto zeigt den nördlichen Teil von "der Weide" aus in Richtung Ober-Bremscheid. Das rechte zeigt den südlichen Teil der Hengespe. Im Hintergrund ist das Dorf Hengsbeck sichtbar. 

(C) Drohnen-Fotos von Benedikt Mathweis, Isingheim: Veröffentlichung mit Einverständnis des Urhebers.


Das ehemalige Gutshaus vom Rittergut in Ober-Bremscheid. Dazu gehört die gutseigene Kapelle, damals noch sechseckig. Foto um 1915.
Das ehemalige Gutshaus vom Rittergut in Ober-Bremscheid. Dazu gehört die gutseigene Kapelle, damals noch sechseckig. Foto um 1915.

Die „Hengespe“ ist seit 2008 Teil eines Landschaftsschutzgebietes, das fast neunzig Hektar umfasst. Ziel eines Kreistagsbeschlusses war, die geschützten Vogelarten und artenreiche Pflanzen, die hier vorzufinden sind, zu erhalten. Doch bis zu Beginn des 19. Jhds. war die „Hengespe“ mit dichtem Eichen- und Buchenwald bestanden und unbewohnt. Durch die sumpfige Talaue ging entlang des Hengsbecker Baches hinauf bis nach Hengsbeck ein schmaler unwegsamer Waldpfad.   

 

Das alles stand ursprünglich im Eigentum des Rittergutes derer „von Esleven“. Diese Adelsfamilie fand bereits Ende des 14. Jhds. Erwähnung. Das Rittergut kam 1630 durch Heirat an Johann von Luerwald und später, im Jahre 1690 ebenso an Kaspar Lothar Theodor von Bönninghausen. Der spätere Erbe, namens Caspar Anton von Bönninghausen, wurde wie zuvor sein Vater nicht in Bremscheid geboren. Das Rittergut war nicht deren Lebensmittelpunkt. Die Gutsbewirtschaftung lag ihm genau so fern, wie es seinen Vorvätern war. Bereits der Großvater hatte nach dem Tode der Großmutter Anna Lucia von Luerwald im Jahre 1710 Bremscheid verlassen und die Gutsverwaltung in fremde Hände gelegt und einen Rentmeister (Verwalter) eingestellt. 

 

Später, im Jahre 1813, protestierte die Erbin des Rittergutes Bremscheid, Freifrau Caroline von Bönninghausen zu Warendorf, Witwe des 1804 verstorbenen Caspar Anton von Bönninghausen, gegen „die Heurath und das Etablissement des Johannes Peitz, gnt. Wortmann zu Bremscheid auf das adlige Gut Bremscheid“. Dieser hatte sich als Sohn des letzten Rentmeisters Hoffnung auf dessen Nachfolge gemacht und musste nun zugunsten von Ernst Wrede aus Ahausen weichen. 


War der Geschäftsmann Ernst Wrede auch ein Wohltäter?

 

Freifrau von Bönninghausen setzte Ernst Wrede als Rentmeister auf ihrem Gut in Bremscheid ein. Wenig später brachte dieser das ganze Gut käuflich an sich. In seiner Chronik von 1823 schreibt Pastor Cramer später: „Im Jahr 1814 kaufte der Herr Ernst Wrede zu Wenne von Bönninghausen zu Warendorf im Münsterlande das adelige Gut zu Ober-Bremscheid und kultivierte das ganze Tal von Ober-Bremscheid bis Hengesbeck, in der Hengespe genannt, zur Viehweide und verlegte den unten im Tale befindlichen nassen Fuhrweg längst dem Berg zur linken Seite nach Hengesbeck hin.“

 

Ernst Wrede, der sich nun „Gutsbesitzer von Haus Bremscheid“ nennt, setze in den folgenden Jahren alles daran, das erworbene, ehemalige Rittergut für einen gewinnbringenden Verkauf vorzubereiten. Er ließ den Wald schlagen, rodete den Grund und ließ dort Roggen ansäen. An anderer Stelle vermerkte Pastor Cramer:

Was die Verbesserung der Kultur hiesiger Gegend betrifft, verdient folgendes Unternehmen des Herrn Wreden zu Bremschede erwähnt zu werden. Selbiger ließ einen Berg, welcher teils aus gekrüppelten alten Buchen und teils aus Heide bestand, auf 40 Scheffel Roggen Einsaat in einen Hagenberg umwandeln, wiewohl diese Methode dahier noch nicht eingeführt war. In wieweit er hier durch sein gutes Beispiel auf das Wohl des hiesigen Landmannes wirkt, zeigt sich jetzt schon an seinem dort seltenen vorzüglich schönen Roggen“. 

 

Schließlich wurde das ganze Gut parzelliert, d.h. in einzelne Grundstücke aufgeteilt und einzeln zum Verkauf angeboten. Bevorzugt wurden dabei ehemalige Bedienstete des Gutes. 

 

Schon bald stand Ernst Wrede als Rentmeister in Diensten des Freiherrn von Weichs auf Gut Wenne. Offensichtlich hatte er in Eslohe einen guten Leumund, denn verschiedene Einträge des Esloher Pastors Joseph Cramer lassen keine anderen Schlüsse zu. Wrede wird neben anderen Personen im Kirchspiel vom Pastor zur Erweiterung des Armenvorstandes vorgeschlagen. Deshalb ist davon auszugehen, dass durch diese Verbindung auch der Armenfonds des Kirchspiels Eslohe profitierte: Mit Vertrag vom 8. Januar 1827 verkaufte Ernst Wrede an den Esloher Pastor Joseph Cramer, als Mitglied des Armenvorstandes, für den Esloher Armenfonds ein zum Gut in Bremscheid zugehöriges Land in Größe von 11 Morgen und 59 Ruthen (circa 2,89 Hektar) für 30 Thaler und 23 Groschen. Finanziert wurde der Kauf durch eigens dafür gewährte Stiftungen Esloher Bürger, darunter der Pastor selbst und der Kirchenvorsteher Ferdinand Gabriel (der ältere). In späteren Jahren konnte das Land mit Gewinn wieder veräußert werden und kam so den Bedürftigen in der Gemeinde zugute.


Heute nicht immer eindeutig erkennbar: 

Die Verbindungen zu früheren Besitzverhältnissen 

 

Die preußische Flurkarte, die um das Jahr 1830 erstellt wurde, zeigt das Bachtal zwischen Ober-Bremscheid und Hengsbeck. Erkennbar sind die einzelnen Parzellen, die sich insbesondere südwestlich des Hengsbecker Baches befinden; einige wenige auf der gegenüberliegenden Seite auf der die Namen der Siedler Lübke und Henrichs festgehalten sind. 

 

Auf der südwestlich gelegenen rechten Bachseite, von Ober-Bremscheid gesehen, finden sich der Reihe nach die Siedlernamen: Winkelmeyer, Wrede, Blöink, Erves, König, Freimuth, Dalwig und Steinhöfer. Während heute noch die Familien Winkelmeyer, Erves, König und Lübke namentlich hier ansässig sind, gingen die anderen Familiennamen verloren, sei es durch spätere Einheirat oder Wiederverkauf des Anwesens.  


Urkatasterkarte von 1830: Der Ausschnitt zeigt die Höfe in Ober-Bremscheid und deutlich die Parzellierungen entlang des Hengsbecker Bachtales, der „Hengespe“ und die Namen einiger Siedler, die zum Zeitpunkt der Kartierung im Eigentum standen. Die Karte wurde vom Geometer Linzen im Maßstab 1:10.000 gezeichnet, unterzeichnet durch den Kataster-Geometer Schmitz. 


An anderer Stelle, in der Esloher Kirchen-Chronik, finden sich Angaben über die Baujahre der Behausungen in Ober-Bremscheid, die dem Chronisten eher Fragen als Antworten entlocken. Es sind folgende Haus-Errichtungen erwähnt: Monnigs Hammer 1821, Hammerschmied Monnig 1826, Johannes Schulte 1826, Poggels Schneider 1833, Dillinker Haus ist gebaut 1819, Sellmann 1826, Winkelmeyer 1828, Schulte in der Scheuer 1833, Matthias Rötz 1830, Blöink 1829, Scherenschleifers Haus Strauß 1832, Sein Nachbar; Hermanns Hen-Erves 1830, König 1828, Freimuth 1828, Herr Wrede 1833, Schuster ober Herrn Wreden: Sauer geb. Schuhmachers 1830, Anton Gobel 1829, Lübke 1829, Henders 1828 (Quelle: EF I Seite 46)

 

Eine Verbindung zu den in der Pfarrchronik und in der Preußischen Flurkarte von 1830 aufgeführten Siedlernamen zu den heute ansässigen Familien ist nur in Einzelfällen möglich. Auch ist nicht jeder Eigentumswechsel in der Karte vermerkt. 

 

Nicht nur in Westfalen herrschten schwierige Lebensverhältnisse

Oberbremscheid 1939: Im Vordergrund Bürgers Anwesen, ehem. Rittergut und im Hintergrund Schulte-Schüren
Oberbremscheid 1939: Im Vordergrund Bürgers Anwesen, ehem. Rittergut und im Hintergrund Schulte-Schüren

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war geprägt durch wirtschaftliche Not, Missernten und gesellschaftliche Umbrüche. Das spürten große Teile der Bevölkerung, die in arge Bedrängnis gerieten und keinen anderen Ausweg fanden, als der Heimat den Rücken zu kehren. Die erste große Auswanderungswelle nach Amerika begann. Viele Menschen, vor allem Kleinbauern und Handwerker aller Couleur, erhofften sich dort eine auskömmliche Arbeit. Hier aber war ihr Dasein von Not und Elend bestimmt. Doch nicht jeder fand den Mut die Gefahren einer Reise nach Übersee auf sich zu nehmen und suchte nach Alternativen fürs Überleben. 

 

Das Kaufangebot des Ernst Wrede traf deshalb „den Nerv der Zeit“ und richtete sich in erster Linie an jene, die zur Ausübung ihres Handwerks ein Heim mit eigenem Garten und etwas Land zum Anbau von Ackerfrüchten suchten. Die Einsicht in Kaufurkunden, Gerichtsbescheide und Flurkarten offenbart, dass die Ansiedler fast ausschließlich Handwerker verschiedenster Zunft waren, wie Zimmerleute, Schuhmacher, Maurer, Stellmacher und Tischler, Kesselflicker und Klempner, Leineweber und Tagelöhner. 

 

Es waren ausnahmslos kleine Hofparzellen, was darauf schließen lässt, dass ihre Wohnstätten und Nebengebäude von ebenso kleiner und bescheidener Bauweise waren. Die Flurkarten zeugen von einem Flickenteppich unterschiedlichster Parzellen, auf denen sich Äcker und Weiden befanden. Auch Flächen mit Niederwald und Schüffelland (Heideflächen) finden sich in den Verzeichnissen mit Angabe über ihre Besitzer, deren Namen ständig wechseln und davon zeugen, dass nicht jeder Siedler an diesem Ort dauerhaft sein Glück gefunden hatte. Hypotheken- und Schuldscheine lassen erkennen, dass kaum einer in der Lage war, den Kaufpreis bar auf den Tisch zu legen. Viele Jahre wurde geackert um die Schulden zu tilgen. Einige kapitulierten und verkauften wieder, um mit dem Erlös alte Schulden zu begleichen. 

 

Ernst Wrede kannte die Probleme seiner Ankäufer. Er tat gut daran, sich auf den verkauften Flächen eine Eigentumsbeschränkung grundbuchlich zu sichern, indem er vorschrieb, dass die belasteten Parzellen ohne seine Kenntnisnahme und Einwilligung nicht wieder veräußert, noch verpfändet werden durften. Pastor Cramer beschrieb es in seinen Aufzeichnungen so:

 

Im Jahr 1828 verkaufte Herr Wrede dieses angekaufte Gut wieder teilweise an andere, und zwar auf folgende Art: Wenn der Ankäufer für 100 Rt ankaufte, so musste er 10 Rt. Antrittsgeld bezahlen und dann zahlte er noch 19 Jahre von 90 Rt. die Zinsen und nach Verlauf dieser Jahre hatte der Ankäufer das volle Eigentumsrecht. Und so entstand dann im Tale, in der Hengespe genannt, wo mehrere einzelne Parzellen verkauft wurden, mehrere kleine Hütten und Wohnungen, ein neuer Filialort, zur hiesigen Pfarrei gehörig, sodass dort jetzt schon 11 Einsassen existieren. Ihre Besitzungen sind unbedeutend und schlecht. Der dortige Boden faulschiefrig, der wegen Mangel an dem nötigen Dünger wenig Getreide und Frucht liefert und den meisten Ankäufern fehlt es am Brennholz ganz.“ (Pfarrarchiv Eslohe A 4 S. 67).

 

Es hat viele Jahre gebraucht, die ehemals zum Rittergut gehörenden Grundstücke zu veräußern. Einige Erwerber traten vom Kaufgeschäft zurück oder überließen anderen Siedlern die erworbenen Grundstücke, indem sie diese wieder verkauften. 

 

Ernst Wrede selbst konnte seine Geschäfte nicht bis zum Ende führen, da ihn im Dezember des Jahres 1842 in Ahausen der Tod ereilte. Es blieb seinen Erben überlassen. Durch gerichtliches Testament hatte er den Freiherrn Theodor von Schade zu Ahausen und die Gräfin, Frau Clemens Walter, Theresia, geb. Kishing in Meschede als Erben seines Nachlasses bestimmt. 


Nichts bleibt bestehen und alles hat eine Geschichte

Die Jacobus-Kapelle in Ober-Bremscheid mit Wohnhaus und Nebengebäude der Familie Bürger (ehemals Rittergut). Im Hintergrund der Hof Schmitte, ursprünglich von Burghard Bürger käuflich erworben.
Die Jacobus-Kapelle in Ober-Bremscheid mit Wohnhaus und Nebengebäude der Familie Bürger (ehemals Rittergut). Im Hintergrund der Hof Schmitte, ursprünglich von Burghard Bürger käuflich erworben.

Das einstige Rittergut bestand nun nicht mehr, dort wo in den Jahrhunderten Geschichte geschrieben wurde. Auf dem Saal im Obergeschoss des alten Gutshauses sollen der Überlieferung nach auch Napoleons Soldaten getanzt haben. Etwas wehmütig schreibt dazu Pfarrer Dornseiffer: „Alles Irdische ist vergänglich; es ist nichts von Dauer unter der Sonne. Geschlechter vergehen, neue kommen wieder. Nur Einer überdauert alles! Lasset uns ihm dienen!“  

 

Einiges hat sich in der Hengespe seit der Rodung durch Ernst Wrede in den vergangenen 200 Jahren ereignet. Doch nur Weniges wurde dazu geschrieben oder ist durch Urkunden belegt. Und das was dem Chronisten fast zufällig in die Hände fällt, gibt nicht selten weitere Erkenntnis und ist ein wertvolles Puzzlesteinchen, so wie es ein stark vergilbtes Blatt über eine Vereinbarung der neuen Eigentümer in der Hengespe ist. 

 

Sie waren sich einig beim Wiesenbau in der Hengespe

Die Unterschriften der Wiesenbesitzer unter den Statuten
Die Unterschriften der Wiesenbesitzer unter den Statuten

Sie traten als Wiesenbesitzer in der sog. „Weide“ auf, welche von dem verstorbenen Rentmeister Wrede zu Bremscheid respektive dessen Erben dort Parzellen von insgesamt 30 Morgen Größe entlang des Hengsbecker Baches käuflich erworben hatten. Und sie unterzeichneten am 3. Februar 1847 im Beisein des Amtmanns Ashölter in Eslohe einvernehmlich einen gemeinsam getroffenen Beschluss. 

 

Namentlich aufgeführt waren dies Mathias Rötz zu Bremscheid mit 6 ½ Morgen, Peter Winkelmeyer, daselbst mit 2 Morgen, Joseph Blöink, daselbst mit 2 Morgen, Peter Pape, daselbst mit 2 Morgen, Hermann Winkelmeyer, daselbst mit 2 Morgen, Bernhard König, daselbst mit 2 Morgen, die Witwe Erwes, daselbst mit 2 Morgen, Hüttemester, jetzt Christian Bette, daselbst mit 9 ½ Morgen und zuletzt Joseph Rötz, daselbst mit 2 Morgen Wiese.

 

Um ihre Wiesen auf beste Art bewässern zu können, wurde ein fester Zeitplan darüber vereinbart, wann der jeweilige Besitzer das Wasser des Hengsbecker Baches zum Flößen seiner Wiesen nutzen darf. Ein Grundsatz war, dass immer die oberen Wiesen zuerst bewässert werden und bei niedrigem Wasserstand sollte die Flößzeit nach Absprache auf die Hälfte gekürzt werden. Die Kosten für die Unterhaltung der Wehre und der gemeinschaftlichen Gräben sollten nach dem Verhältnis der Morgenzahl aufgeteilt werden. Bei auftretenden Unstimmigkeiten unter den Wiesenbesitzern würden sich diese der Anweisung und Entscheidung des Wiesenbauers Anton Winkelmeier unterwerfen. Da die „Anbauer“ König, Straub, Peter Winkelmeier und selbst Mathias Rötz ihr „notdürftiges Wasser für den Haushalt“ nur aus dem Hauptbewässerungsgraben (dem Bach) schöpfen müssen, so sollte darin immer stets „etwas fließen bleiben“. Das zeigt, dass man eine gemeinschaftliche Trinkwasserversorgung im Jahre 1847 in Ober-Bremscheid, wie auch andernorts in dieser Zeit nicht kannte und nicht jeder einen Brunnen als sein Eigen nennen konnte. Amtmann Ashölter beglaubigte bei denen, die des Schreibens nicht kundig waren und mit drei Kreuzen gezeichnet hatten.

 

(Dieser Abschnitt über die Wiesenbewässerung im Hengsbecker Bachtal ergänzt den Aufsatz von Gudrun Schulte in den Museumsnachrichten 2014, ab Seite 67 zu sehen).

 

Vieles bleibt im Dunkeln, einiges wird sichtbar

 

Die Geschichte der Besiedlung kann nicht umfassend dargestellt und beschrieben werden. Auch der Historiker Hömberg konnte einst zur Besiedlung dieses Tales nur resümieren:

 

So ließen sich zu dieser Zeit mehrere Kötter in Bremscheid nieder. Es entstand nach und nach die „an Wald- oder Hagenhufen erinnernde Ansiedlung zwischen Bremscheid und Hengsbeck“. Flurbezeichnungen, wie „In der Weide“ und „Eselskamp“ erinnern noch ebenso an das einstige große Gut wie Gebäudereste, die man beim Graben einer neuen Wasserleitung fand.“

 

Aus dieser Siedlungsgeschichte entfaltet sich manche Familiengeschichte, die das Leben der in der Hengespe niedergelassenen Menschen offenbart. Nicht wenige Schicksale sind miteinander verwoben, und es stellt sich heraus, dass mancher Niedergang auch ein Aufstieg des anderen bedeutete. Einige Familiengeschichten der Siedler in der Hengespe möchte der Chronist als Ergänzung des Themas zufügen. Es besteht die Hoffnung, dass weitere folgen werden.  


Dieser Aufsatz wird von mir im PDF-Dateiformat zum Download und Ausdruck zur Verfügung gestellt. Eine Veröffentlichung bzw. Weitergabe an Dritte und/ oder Verwendung zu gewerblichen Zwecken ist nur nach ausdrücklicher Genehmigung des Urhebers erlaubt:

(C) Wilhelm Feldmann

 

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Nachfolgend findest Du diese Siedler- Familiengeschichten:

 

- Die Familie Bürger auf dem ehemaligen Rittergut

- Die Familie Schulte-Schüren in Ober-Bremscheid

- Die Familie Rötz (später Hamm) in der Hengespe

- Die Familie Blöink siedelte "im Welssiepen"

- Die Familie Schulte-Hüttemeister "in der Weide"



Die Familie Bürger auf dem ehemaligen Rittergut

Als Ansiedler erwarb im Jahre 1828 Franziskus Bürger, (geb. in Oedingen 1789, gest. in Bremscheid 22.03.1849 an Altersschwäche) von Ernst Wrede das alte Gutshaus mit Kapelle sowie 48 Morgen Land für 1300 Taler. Bürgers Vorfahren waren Schäfer in Winkhausen und Bracht, Leineweber – wie er selbst – in Felbecke, Selkentrop und Oedingen. 

 

Der Vater, Georg Bürger (geb. in Bracht 1751, gest. am 24.08.1822 auf Gut Wenne) hatte auf Gut Wenne gepachtet, betrieb eine kleine Landwirtschaft und übte dazu den Beruf des Leinewebers aus, der auch die hohe Kunst des Damast-Webens beherrschte. Der Vater konnte nicht mehr miterleben, dass Franz, dessen Ehefrau Gertrud, geb. Berghoff, und ihre drei Kinder Burghard, Caspar und Luise nach Bremscheid übersiedelten. Auch die Mutter, die verwitwete Anna Margareta, geb. Drees, fand dort noch für eine kurze Zeit eine neue Heimstätte. Sie starb am 30.12.1832 im Alter von 86 Jahren an Altersschwäche. 

Das alte Schmitten Haus, 1840 von Burghard Bürger  aus Abbruchmaterial des Guthauses errichtet. Er verkaufte das Haus an den Schäfer Johann Schmitte und wanderte mit seiner Familie nach Amerika aus.
Das alte Schmitten Haus, 1840 von Burghard Bürger aus Abbruchmaterial des Guthauses errichtet. Er verkaufte das Haus an den Schäfer Johann Schmitte und wanderte mit seiner Familie nach Amerika aus.

1839 ließ Franz Bürger an der West- und Nordseite des ehemaligen Gutshauses in Ober-Bremscheid einen Abbruch vornehmen und errichtete mit den Materialien für den ältesten Sohn Burghard in der nächsten Nachbarschaft ein eigenes Haus. Doch Burghard wanderte 1866 mit seiner Familie nach Amerika aus und verkaufte sein Haus und Land an den Schäfer Johann Schmitte aus Niederhenneborn für 754 Taler. 

 

Dennoch riss seine Verbindung zu den Verwandten und Bekannten im Sauerland nie ab: 1894 wurde die ehemalige Gutskapelle mit einem Kreuzweg ausgestattet, den die Familie Bürger in Amerika stifteten. Die kleine sechseckige Kapelle bot bald für die anwachsende Schar von Gläubigen im Dorf Bremscheid nicht genug Platz. Pfarrer Karl Böhmer, ein Sohn des Dorfes vom benachbarten Volmars Hof, verbrachte seinen Urlaub gerne in seinem Geburtsort und bemühte sich in den 30iger Jahren um eine Vergrößerung des kleinen Gotteshauses und ließ durch einen Architekten schon Pläne erstellen.  

Nach dem Einmarsch der Alliierten in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges hatte die Bremscheider Kapelle arg unter Beschuss gelitten. Mit vereinten Kräften der Dorfbewohner konnten bald die Pläne zur Erweiterung des Bau Wirklichkeit werden. Am Sonntag, dem 28. Juli 1946, nach dem Fest des Kapellenpatrons Jakobus, konnte die Einweihung und die erste Messfeier darin stattfinden. Sie ist neben den Kellergewölben des Wohnhauses der Familie Bürger heute der letzte Zeuge einer bewegten Vergangenheit.


Burghard Bürger wanderte nach Amerika aus. 

Das ehemalige Rittergut wurde ihr Zuhause: Die zweite Generation der Familie Bürger aus  Ober-Bremscheid. Auf dem Foto sind zu sehen: Die Eltern, Maria und Wilhelm Bürger und ihre elf Kinder Anna (*1921), Franz (*1922), Anton (*1924), Klara (*1925), Bernhard (*1927), Maria (*1928), Josef (*1929), Elisabeth (*1931), Theresia (*1933), Luise (*1935) und Willi (*1939).



Die Familie Schulte-Schüren in Ober-Bremscheid

Ab wann die Familie Schulte in Bremscheid den Beinamen „Schüren“ erhielt, ist nicht nachweisbar. Es ist nicht unüblich, dass der im Sauerland weit verbreitete Nachname „Schulte“ eine Ergänzung erhielt, um eine Verwechslung zu vermeiden. Eine Verbindung zum Ortsnamen „Schüren“ bei Meschede ist als Herkunft nicht erwiesen. Vielmehr scheint die Bezeichnung „Schüren“ sich auf „Scheune“ zu beziehen. Die Nennung „Schulte in der Scheuer“ in den Esloher Kirchenbüchern scheint diese Annahme zu bestätigen. Damit ist aber nicht geklärt, warum eine Scheune bei der Namensgebung eine bedeutende Rolle gespielt hat. 

Das 1833 errichtete Haus von Schulte-Schüren in der Bildmitte. Links ist Bürgers Haus und die ehem. Gutskapelle zu erkennen. Im Hintergrund Volmars Hof, heute Böhmer. Rechts Winkelmeyers Haus. Foto um 1900
Das 1833 errichtete Haus von Schulte-Schüren in der Bildmitte. Links ist Bürgers Haus und die ehem. Gutskapelle zu erkennen. Im Hintergrund Volmars Hof, heute Böhmer. Rechts Winkelmeyers Haus. Foto um 1900

Die heute vorhandene Hofstelle Schulte-Schüren in Ober-Bremscheid wurde 1910/11 neu erbaut, nachdem das alte Wohnhaus im Mai 1910 infolge eines Blitzschlages abgebrannt war. Dieses wurde nach Aufzeichnungen von Josef Bürger, Bremscheid, im Jahre 1833 neu errichtet und befand sich unweit von Bürgers Haus, dem ehemaligen Gutshaus des Rittergutes. Angaben über das Baujahr werden bestätigt in der Esloher Kirchenchronik. Pastor Cramer vermerkte u.a.: „Schulte in der Scheuer 1833“. An anderer Stelle bezog er sich auf die Behausungen der neuen Einsassen „in der Hengespe“, also die Siedler des Bachtals zwischen Ober-Bremscheid und Hengsbeck: „Ihre Besitzungen sind unbedeutend und schlecht…“ 

 

Auch das neue Wohnhaus, 1910/11 errichtet, wurde vom Feuer nicht verschont. Nach einem technischen Defekt brannte im Jahre 1972 das Dachgeschoss. Die notwendige Beseitigung des Brandschadens wurde zum Anlass genommen, neben Änderung des Dachstuhls auch die Fassade zu erneuern und umfangreiche Renovierungen durchzuführen. 

 

Erwerber des Grundbesitzes Schulte-Schüren um 1830 war Theodor Schulte. Er wird in den Esloher Kirchenbüchern als Einsasse und Ackersmann genannt. Theodor Schulte war gebürtig aus Sögtrop. Er wurde dort geboren am 31.01.1806 als Sohn des Ackermanns Johann Schulte [geb. in Altenhof bei Fredeburg am 13.08.1777] und Elisabeth Kotthoff gnt. Röttgers [geb. in Sögtrop am 12.03.1770]. Die Eltern hatten am 26.07.1803 geheiratet und bewirtschafteten vermutlich in Sögtrop einen Pachthof. Der Hof Röttgers-Körneke soll ursprünglich ein Pachtgut gewesen sein. 

 

Hofstelle Schulte-Schüren im Jahr 2020
Hofstelle Schulte-Schüren im Jahr 2020

Theodor Schulte nahm nach dem Grunderwerb in Ober-Bremscheid und Errichtung seines Hauses seine Eltern zu sich. Der Vater starb dort am 06.12.1838 mit 61 Jahren an „Altersschwäche“, ebenso die Mutter am 25.02.1846 mit fast 76 Jahren. 

 

Am 10. Mai 1836 vermählte sich Theodor Schulte in der Pfarrkirche zu Eslohe mit der in Hengsbeck aufgewachsenen Bauerntochter Maria Clara Beule. Sie wurde dort am 02.09.1813 als Tochter des Weiland Johann Beule und dessen Ehefrau Elisabeth Knieffel, gebürtig aus Isingheim, (Eheschließung am 07.02.1804) geboren. Anwesend bei der Vermählung zwischen Theodor und Clara waren die Trauzeugen Franz Bürger und Peter Böhmer, beide aus Bremscheid. 

 

Aus ihrer Ehe gingen lt. Taufbuch der Pfarrgemeinde vier Kinder hervor:

 

1. Louise Schulte, geb. am 20.03.1837, gest. am 23.05.1837 „am Schlag“

2. Elisabeth Schulte, geb. am 06.05.1838, ledig, gest. am 02.04.1888 an „Schwindsucht“

3. Bernhardina Schulte, geb. am 28.11.1840, ledig, gest. am 23.10.1890 an „Schwindsucht“

4. Franz Anton Schulte-Schüren (1), geb. am 27.12.1843, Hoferbe, gest. am 08.01.1901 an einer Lungenentzündung

 

Theodor Schulte starb im Alter von 38 Jahren am 07.11.1845 an einem plötzlich auftretenden Blutsturz und hinterließ seine Frau, 32jährig, mit drei minderjährigen Kindern. Im Haus war nur noch die Schwiegermutter, die ihr kaum Hilfe sein konnte, da diese am 25. Februar 1946, also wenige Monate nach dem schweren Schicksalsschlag an Altersschwäche verstarb. Die Kirchenbücher geben keine Auskunft darüber, ob die junge Witwe eine neue Ehe eingegangen ist. Es stellt sich die Frage danach, wie Clara Schulte ihr Schicksal in den folgenden Jahren meistern konnte. War ihr die Nähe und dadurch die Mithilfe ihrer Verwandten in Hengsbeck sicher? 

 

Clara Schulte starb am 17.12.1876 im Alter von 63 Jahren. Ihr Sohn Franz Anton Schulte-Schüren (1), jetzt 33 Jahre alt, war noch ledig und bewirtschaftete den Hof mit seinen ebenfalls unverheirateten Schwestern Elisabeth und Bernhardina. 

Franz Schulte-Schüren (2) wurde mit 10 Jahren durch den Tod seines Vaters Halbweise
Franz Schulte-Schüren (2) wurde mit 10 Jahren durch den Tod seines Vaters Halbweise

Erst im Alter von 45 Jahren heiratete Franz Schulte (1) am 23.05.1889 die 21 Jahre jüngere Maria Theresia Berls, geb. am 02.08.1864 in Niederberndorf. Sie war die Tochter des Anton Berls aus Niederberndorf und der Maria Anna Volmer.  Die ältere Schwester der Braut, namens Maria Helena Berls [geb. am 08.01.1862], hatte bereits zwei Jahre vorher den Nachbarn Ferdinand Schulte-Hüttemeister geehelicht. Vermutlich ist dadurch die Verbindung mit dem Junggesellen Franz Schulte-Schüren zustande gekommen.

 

Aus der Ehe zwischen Franz (1) und Theresia gingen zwei Kinder hervor: 

 

1. Franz Schulte (2), geb. am 10.06.1890, Hoferbe, gest. 02.08.1954

2. Theresia Walburga Schulte, geb. am 08.08.1892 (heiratete am 06.08.1924 den Joh. Göbel aus Niederberndorf)

 

Franz Anton Schulte (1) starb am 08.01.1901 in Bremscheid an einer Lungenentzündung. Da war sein Sohn, der den Hof erben sollte, erst zehn Jahre alt. Wieder stand eine junge Frau im Alter von 36 Jahren allein mit ihren Kindern vor einer großen Aufgabe. Dann brannte im Mai 1910 nach einem Blitzschlag das Wohnhaus ab. Franz Schulte (2) war zum Zeitpunkt des Geschehens selbst nicht anwesend. Er musste sich an diesem Tag, 19jährig, der militärischen Musterung unterziehen. Mit tatkräftiger Unterstützung seiner Mutter errichtete der junge Mann „am Fuße des Bomberges an der Straße nach Hengsbeck“ sein neues Wohnhaus. Dennoch musste Franz Schulte (2) als Soldat am Ersten Weltkrieg (1914-1918) teilnehmen und geriet dabei in russische Gefangenschaft. 

Aus der Gefangenschaft entlassen ehelichte Franz Schulte (2) am 06.06.1923 die Theresia Bette aus Nierentrop. Sie war dort als Bauerntochter am 04.04.1900 geboren worden. 

Der Sohn Ewald starb im Zweiten Weltkrieg.
Der Sohn Ewald starb im Zweiten Weltkrieg.

Aus ihrer Ehe gingen vier Kinder hervor: 

 

1. Franz Schulte (3), geb. am 01.03.1925, Hoferbe

2. Hubert Schulte, geb. am 15.04.1926

3. Ewald Schulte, geb. am 11.05.1928, am 27.01.1945 in Danzig im Alter von 17 Jahren nach einer Verwundung im Lazarett gestorben

4. Josef Schulte, geb. am 14.05.1931 (wurde 1958 König der St. Peter u. Paul- Schützenbruderschaft in Eslohe) 

 

Franz Schulte-Schüren (2) war neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit in den verschiedensten Gremien des Genossenschaftsbereiches auch ein engagierter Kommunalpolitiker. So gehörte der Mitbegründer und spätere Vorsitzende der CDU-Ortsgruppe Eslohe mehrere Wahlperioden dem Kreistag in Meschede an und stand der Amtsvertretung Eslohe von 1946 bis zu seinem Tode am 02.08.1954 als Bürgermeister vor. 

 

Foto zur Silberhochzeit 1948: Franz und Theresia Schulte-Schüren mit den Söhnen v.l.n.r.: Franz, Hubert und Josef
Foto zur Silberhochzeit 1948: Franz und Theresia Schulte-Schüren mit den Söhnen v.l.n.r.: Franz, Hubert und Josef

Hoferbe wurde der älteste Sohn Franz (3). Dieser heiratete 1956 Änne Steilmann aus Föckinghausen (Kirchspiel Kirchrarbach), dort geboren am 10.10.1929. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: 

 

1. Annette Schulte, geb. am 17.12.1957

2. Franz-Josef Schulte (4), geb. am 27.02.1960, Hoferbe

3. Rita Schulte, geb. am 04.01.1967, verh. mit Jörg-Peter Berkelmann aus Fretter, 1 Sohn

 

Die Großmutter, Theresia Schulte, geb. Bette, starb im hohen Alter von 85 Jahren am 11.11.1985

 


Bildbeschreibung:

Im Sommer 1956 heiratete Franz Schulte-Schüren (3) die Änne Steilmann aus Föckinghausen. Traditionell wurde der Brautwagen mit der Mitgift der zukünftigen Ehefrau beladen und mit Girlanden festlich geschmückt. Das Foto zeigt die Fahrt des Brautwagens von Föckinghausen nach Bremscheid, gezogen vom ersten Traktor auf Steilmanns Hof, einem Porsche. Gefahren von Willi Steilmann. Zur Aussteuer der Braut gehörten auch zwei Rindviecher, die von Franz Steinhausen nach Bremscheid kutschiert wurden. Pferde hatten in dieser Zeit als Zugtiere vor einem Brautwagen bereits weitgehend ausgedient.  

 

Nachfolgende Bilder entstanden am Tag der Hochzeit.  Anlässlich dieser Feier waren üblicherweise nicht nur die Verwandten des Brautpaares zugegen, auch die Bremscheider Nachbarschaft war fast vollzählig anwesend. Sie durften traditionsgemäß bei dieser "Bauernhochzeit" nicht fehlen. 



Die Familie Rötz (später: Hamm) in der Hengespe

Den Familiennamen Rötz findet man nicht mehr im Tal der Hengespe. Das begründet sich durch eine spätere Einheirat auf dem kleinen Hof. Dessen Bewohner nennen sich jetzt mit Nachnamen Hamm.  Doch woher kam der Siedler Rötz, wo lebte seine Familie? Der Chronist geht auf Spurensuche. 

 

Die Ursprünge finden sich in Kückelheim (Kirchspiel Eslohe)

 

In Kückelheim, damals dem Kirchspiel Eslohe zugehörig, taucht der Name „Rötzman“ erstmalig durch eine Eheschließung am 25.11.1698 zwischen Hermann Rötzman und Johanna Korte auf. Die Eheleute hatten drei Kinder: Anna Maria, geb. 19.05.1701, Jorgen, geb. 11.11.1703 und Anna Gertrud, geb. 17.03.1706. Auch ist zu lesen, dass am 19.01.1744 ein Johann Theodor Rötz die Ehe mit Gertrud Wortmann, die in Niederreiste aufgewachsen war, eingegangen ist. Das Ehepaar lebte in Kückelheim.  Trauzeuge war Peter Böhmer und andere (latein: et alii). Vermutlich war es ein Bruder des Bräutigams, der noch im selben Jahr in Kückelheim seine Hochzeit feierte. Johann Heinrich Rötz heiratete am 16.08.1744 die Elisabeth Dömmecke aus Bremke. Trauzeuge war ein Anton Rötz. 

 

Vermutlich bestehen auch Hinweise auf diese Eheschließenden in der Steuerschatzung von 1764/65, wo steht: „Rötzman, ein vollspan, gibt über 1 rt. schatzung, 0/24, dessen frau [Anna Maria Catharina] 0/12, ein kind über 12 jahr 0/6, ein beywohner, so ein tagelöhner, 0/16, dessen frau 0/8, noch ein lohner von der gleichen condition 0/16, dessen Frau 0/8“. Als Nachkommen des Theodor Rötz wurde ein Sohn namens Johann am 08.01.1747 geboren.  

 

Am 28.04.1773 heiratete eine Anna Maria Elisabeth Rötz, geb. am 09.07.1749 in Kückelheim, den Johann Franz Winter, der am 28.12.1746 in Obersalwey als Sohn des Peter Winter und dessen Ehefrau Barbara Lingemann geboren war. Franz Winter gnt. Lingemann übernahm das elterliche Gut seiner Frau in Kückelheim. Auskunft darüber gibt eine Urkunde vom 10. März 1774, die vom Pastor Philipp W. Enst in Eslohe gefertigt wurde. Danach war das „Rötzgut in Kückelheim“ verschuldet und Franz Winter beabsichtigte, den Gläubiger zu bezahlen, jedoch nicht bevor er sich mit seinen Schwiegereltern vergleicht: „Er will ihnen jährlich ein mittelmäßiges Land von 4 Scheffeln Hafer besäen, der Schwiegermutter ein Spint Hanf und zwei Becher Lein einsäen, ferner vier Schafe füttern. Die Kinder erhalten bei ihrer Hochzeit 5 Reichsthaler, jedes einen Schrein oder Kasten“. (EF I, Seite 324 – Q403)

 

Ein Zweig der Familie war Schäfer in Isingheim 

Der ehemalige Rötz-Hof, heute Hamm in der Hengespe liegt idyllisch auf der Anhöhe.
Der ehemalige Rötz-Hof, heute Hamm in der Hengespe liegt idyllisch auf der Anhöhe.

Es kann davon ausgegangen werden, dass ein Zweig der Familie Rötz, der aus dem kleinen Hof in Kückelheim hervorging, sich in Isingheim niedergelassen hatte. 

Caspar Hermann Rötz, war ein Schafhirt (latein: upilio) und hatte die Maria Elisabeth Kemper aus Isingheim geschwängert. Nun heirateten die beiden am 26.06.1771 und begründeten ihren Haushalt in Isingheim. Aus dieser Ehe gingen folgende Kinder hervor: 

 

1. Maria Catharina Rötz, geb. am 27.11.1771, gest. 11.01.1832, heiratete am 12.11.1799 den Franz Schulte gnt. Kirchhoff

2. Maria Theresia Rötz, geb. am 18.12.1774, vermutlich als Kleinkind gestorben

3. Anna Maria Gertrud Rötz, geb. am 20.10.1776

4. Johann Adam Rötz, geb. am 20.07.1778, gest. 06.09.1846

5. Maria Theresia Rötz, geb. am 24.04.1782

6. Maria Eva Rötz, geb. am 26.12.1784

 

Der älteste Sohn Adam Rötz, der als Schäfer und Beisasse bezeichnet wurde, trat in die Erbfolge ein und heiratete am 04.11.1802 eine Anna Catharina Gelbrauch, die am 21.10.1776 in Obersalwey geboren war. Ihre Eltern waren Johann Hermann Gelbrauch und Anna Gertrud Brink. Trauzeugen waren Franz Schulte und Caspar Kemper aus Isingheim. 

 

Aus dieser Ehe gingen folgende Kinder hervor, die in Isingheim geboren wurden: 

 

1. Johann Franz Rötz, geb. am 29.06.1803, 1826 gestorben in einem Lazarett in Düsseldorf

2. Johann Mathias Rötz, geb. am 25.02.1806, gest. 08.03.1858

3. Johann Friedrich Rötz, geb. am 16.03.1809, gest. 17.12.1834

4. Maria Theresia Rötz, geb. am 22.04.1812, gest. 27.05.1864, heiratete am 31.12.1838 den Anton Winkelmeier aus Bremscheid. Das Ehepaar ist ausgewandert, vermutlich nach Amerika

5. Maria Franziska Rötz, geb. am 28.12.1814, verheiratet mit Franz Philipp Schulte, Obersalwey am 27.07.1837

6. Franz Joseph Rötz, geb. am 12.03.1818, ledig, gest. 70jährig in Ober-Bremscheid am 18.01.1889 

 

Der Schäfer Adam Rötz starb in Isingheim am 06.09.1846. Seine Ehefrau folgte ihm im Tode nur Monate später. Am 30.05.1847 starb Catharina Rötz, geb. Gelbrauch, wie ihr Ehemann an Altersschwäche. 

Zwei Brüder erwerben Land vom ehemaligen Rittergut

Auszug aus Karte der Steuergemeinde Eslohe 1830, gezeichnet durch den Geometer Linzen. Vermutlich handelt es sich bei der Hofstelle „Wrede“ um das spätere Eigentum von Mathias Rötz. In unmittelb. Nachbarschaft befindet sich Winkelmeyers Anwesen.
Auszug aus Karte der Steuergemeinde Eslohe 1830, gezeichnet durch den Geometer Linzen. Vermutlich handelt es sich bei der Hofstelle „Wrede“ um das spätere Eigentum von Mathias Rötz. In unmittelb. Nachbarschaft befindet sich Winkelmeyers Anwesen.

 Der zweitälteste Sohn Mathias Rötz, Ackersmann und Tagelöhner, nahm ein Kaufangebot des Ernst Wrede aus Bremscheid an, erwarb ein Stück Land in der Hengespe und errichtete 1830 darauf sein Wohnhaus. Zum Kauf gehörten auch 6 ½ Morgen Wiese „in der Weide“, mit der er an der Vereinbarung über die Wiesenbewässerung durch den Hengsbecker Bach im Jahre 1847 beteiligt war, ebenso wie sein jüngster Bruder Joseph Rötz. 

 

 

Auch dieser war im Besitz von eigenem Land, welches er von Ernst Wrede in der Flur 10, die zur Steuergemeinde Eslohe gehörte, käuflich erworben hatte. Das war Ackerland im „Rorsenken“ 14.731 qm, ein Waldstück „Fülschet“ von 2.837 qm und eine Wiese von 2 Morgen (= 5.106 qm) „in der Weide“. Zusätzlich bestand sein Eigen an einer Hoffläche im „Rorsenken“, nur 38 qm groß. Hierauf wird er für sich nur eine kleine Hütte, vielleicht einen Heuschober errichtet haben. Man kann nur mutmaßen, warum er eigenes Land erwarb und dafür Schulden aufnahm, denn irgendwann packte er sein Bündel und kehrte Isingheim, seinem Geburtsort, den Rücken. 

 

 Mathias Rötz aber heiratete am 30.11.1833 in Eslohe die siebzehn Jahre junge Maria Theresia Winkelmeyer, am 05.08.1816 geborene Tochter des Einsassen Hermann Winkelmeyer und dessen Frau Wilhelmina Luig aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Aus ihrer Ehe gingen sechs Kinder hervor: 

 

1. Joseph Rötz, geb. am 03.04.1835, zog nach Hengsbeck und heiratete am 22.06.1862 die Dorothea Elisabeth Plugge, Tochter des Wegearbeiters Franz Plugge und Margaretha Voss, Schwartmecke. 

2. Ludowika (Luise) Rötz, geb. am 24.12.1837, Erbin, heiratete 21.5.1863 in Reiste den Franz Anton Hamm aus Büenfeld. Sie starb am 14.03.1889. 

 

3. Johann Rötz, geb. am 15.03.1845. Er wanderte nach Amerika aus und fand in Wayne County im US-Bundesstaat Michigan (Verwaltungssitz ist Detroit) seine neue Heimat. Er heiratete dort die aus Deutschland stammende Theresia Kranz. Die Eheleute hatten drei Kinder: Josef, geb. 1874, gest. 1921, Theresa, geb. 1876 und Oskar, geb. 1879, gest. 1956). Johann Rötz starb am 10.09.1927. 

 

4. Caspar Rötz, geb. am 02.08.1848

5. Franz Rötz, geb. am 08.10.1852

6. Maria Bernhardina Rötz, geb. am 26.12.1856, gest. 06.07.1887, heiratete am 03.10.1880 Franz Arens aus Obersalwey

 

Der Vater Mathias Rötz starb zu früh, erst 52 Jahre alt, an einer Lungenentzündung („Brustfieber“). Am 08.03.1858 war sein Todestag. Die Mutter Theresia Rötz, geb. Winkelmeyer, wurde nun mit 42 Jahren Witwe, ging aber keine neue Ehe ein. 

Das elterliche Erbe erhielt später die älteste Tochter Luise. Sie hatte in der Pfarrkirche St. Pankratius in Reiste am 21.05.1863 den 16 Jahre älteren Franz Anton Hamm gnt. Baumhöfer, Ackersmann und Tagelöhner aus Büenfeld, geb. am 13.09.1821, geheiratet. Ihre Trauzeugen waren Caspar Voss aus Immenhausen und Maria Franziska Winkelmeyer, Bremscheid. 

Luise zog zu ihrer verwitweten Mutter nach Ober-Bremscheid und übernahm mit ihrem Ehemann die Bewirtschaftung des kleinen Hofes. 

Joseph Rötz verkauft sein Land

Auszug aus dem Kaufvertrag mit Ferdinand Schulte 1885
Auszug aus dem Kaufvertrag mit Ferdinand Schulte 1885

Nachdem Joseph Rötz seine Heimat verlassen hatte, verdingte er sich als Tagelöhner. Sein Weg führte ihn schließlich nach Kraghammer, ein kleiner Ortsteil der Stadt Attendorn. Dort war damals der Standort eines Rohstahlhammers.  Auch bestanden in der Nähe Steinbrüche, woraus Schotter, Pflaster- und Mauersteine gebrochen wurden. Vermutlich hatte er in einem dieser Werke eine neue Arbeit gefunden. 

 

Joseph war ledig geblieben und jetzt im Alter suchte er die Familie seines verstorbenen Bruders in Ober-Bremscheid auf. Er hatte Schulden und deshalb erscheint er am 6.10.1884 vor dem Amtsrichter Köster in Eslohe mit der Absicht, sein im Grundbuch stehendes Eigentum zu belasten. Da dieser ihn von Person nicht kennt, wurde der Gastwirt Egon Böhmer hinzugezogen um die Identität zu klären. Joseph Rötz, der Tagelöhner als seinen Beruf bezeichnete, erklärte, dass er von dem ebenfalls als Tagelöhner tätigen Anton Altz aus Marienheide bei Gummersbach ein Darlehen über 700 Mark erhalten habe, welches er zurückzuzahlen verspreche. Er bat aber um die Erteilung eines Hypothekenbriefes mit der Absicht, seine Grundstücke zu belasten und damit die Ansprüche des Geldgebers zu sichern. 

 

Jedoch nur wenige Monate danach verkauft Joseph Rötz sein gesamtes Eigentum in Ober-Bremscheid an den Nachbarn Ferdinand Schulte gnt. Hüttemeister. Am 9. August 1885 wurde in Attendorn der Kaufvertrag unterzeichnet, den der Notar Justin Bönner aus Siegen, aufgesetzt hatte. Für 2820 Goldmark (940 Thaler) Kaufpreis erwarb der Käufer insgesamt 2,27.12 Hektar und übernahm die eingetragenen Grundschulden zu seinen Lasten. 

 

1889 war ein schicksalhaftes Jahr

 

Der Onkel Joseph Rötz fand, nun 67 Jahre alt, Unterkunft im Haus seiner Verwandten in Ober-Bremscheid. Drei Jahre später, am 18.01.1889, endet dort sein Leben. Er starb an „Miserere“, einem Darmverschluss. 

 

Aus der Ehe seiner Nichte (die Tochter des Bruders Mathias Rötz) Luise Hamm mit Franz Anton Hamm waren drei Söhne hervorgegangen: 

 

1. Franz Anton Hamm, geb. am 20.02.1864, Hoferbe, gest. 25.04.1908

2. Joseph Hamm, geb. am 29.10.1867

3. Johann Hamm, geb. am 06.02.1872

 

Im Frühjahr 1889 erkrankte die Mutter Luise an einem Leistenbruch. Sie kam nicht umhin und musste sich einer Operation unterziehen. Danach kam es zu einer Infektion. Luise Hamm starb, erst 51 Jahre alt, an hohem Fieber am 14.03.1889, vermutlich im 1852 errichteten „Ernestinischen Krankenhaus“ in Meschede. In Eslohe wurde das Krankenhaus erst 1896 eröffnet.

 

Voller Gram über die Ereignisse in ihrem Hause starb wenige Wochen später die Großmutter Theresia Rötz, geb. Winkelmeyer, im Alter von 72 Jahren. Dreißig Jahre nach dem Tod ihres Gatten schloss sie am 24.04.1889 die Augen. Im Sterbebuch trug der Pfarrer als Todesgrund ein: „Magenleiden und Altersschwäche“. 

 

 

Die nächste Generation übernimmt das Erbe

 

Nach dem unerwarteten Tod der Mutter erbte Anton Hamm als ältester Sohn das Anwesen. Ein Jahr später, am 18.11.1890 heiratete er die aus Frielinghausen stammende und am 28.10.1869 geborene Gertrud Hüllmann. Sie war die Tochter des Tagelöhners Franz Anton Hüllmann und dessen Ehefrau Bernhardine Brunert. Beide wurden während ihrer Ehe Eltern von sieben Kindern: 

 

1. Anton Hamm, geb. am 29.12.1891

2. Maria Theresia Hamm, geb. am 29.09.1894

3. Maria Hamm, geb. am 12.09.1897

4. Joseph Hamm sen, geb. am 25.02.1899, Hoferbe, starb am 21.02.1972

5. Wilhelm Hamm, geb. am 07.03.1902

6. Maria Gertrud Hamm, geb. am 01.12.1904

7. Maria Josefa Hamm, geb. am 29.08.1907

 

Josef Hamm sen. und seine Ehefrau Josefina, geb. Pletzinger
Josef Hamm sen. und seine Ehefrau Josefina, geb. Pletzinger

Eine schwierige Zeit für die Familie 

 

Ein Jahr nach der Geburt des letzten Kindes ereignete sich im Steinbruch des Anton Böhmer in Bremscheid ein tragisches Unglück. Am 25. April 1908 wurde dort eine Sprengung durchgeführt um Steingut herauszulösen. Dabei fand der dort arbeitende Anton Hamm im Alter von 44 Jahren aus nicht bekannter Ursache den Tod. Gertrud wurde mit 38 Jahren Witwe und stand nun allein mit ihren allesamt minderjährigen Kindern. Josef Bürger weiß in seinen Aufzeichnungen zu berichten, dass infolge dieses frühen und unerwarteten Todes die Familie Hamm in eine wirtschaftliche Notlage geriet. Eine schwierige Zeit war das für die Witwe, die sich aber besonders auf die Hilfe und den Beistand ihrer ältesten Kinder stützen konnte. Gertrud Hamm muss eine außergewöhnlich starke Frau gewesen sein, die ihre Situation annahm und irgendwann hinter sich lassen konnte. Ein langes Leben war ihr beschieden. Sie starb am 8. Mai 1960 im hohen Alter von 90 Jahren. 

 

Der Sohn Joseph Hamm übernahm das Hofeigentum und heiratete am 12.09.1928 Josefina Pletzinger aus Altenilpe. 

 

Vier Kinder erblickten das Licht der Welt: 

 

1. Mechthild Hamm, geb. am 25.09.1929

2. Maria Hamm, geb. am 20.02.1931

3. Josef Hamm jr, geb. am 17.05.1932, Hoferbe

4. Ewald Hamm, geb. am 13.01.1934, er starb am 11.09.1982

 

Noch heute betreibt die nächste Generation auf dem kleinen Hof im Nebenerwerb die kleine Landwirtschaft und steht in der Tradition, mit Fleiß und Genügsamkeit das Leben zu meistern. Trotz der Schicksalsschläge und dadurch bedingter wirtschaftlicher Not konnte die Familie ihren 7,29 Hektar großen Hof in seiner Gänze erhalten. Und es scheint gewiss, dass dieses auch in Zukunft so bleiben wird.  


Heuernte in Ober-Bremscheid: Das Foto aus dem Jahre 1931 (siehe auch EF II Seite 163) zeigt nachstehende Personen v.l.n.r.: Maria Berg, geb. Lübke, Richard Berg, NN, NN, Elisabeth Bremke, geb. Göbel, Franz Lübke, Maria Kökeritz, geb. Lübke, Theo Göbel, Anton Schulte-Hüttemeister [geb. am 17.09.1905], Elisabeth Bette, geb. Lübke, NN, Änne Hufnagel, geb. Lübke, davor liegend, v.l.n.r.: NN, Fritz Lübke, NN


Die Familie Blöink siedelte im Welssiepen

Noch heute besteht die Flurbezeichnung „Welssiepen“ in Ober-Bremscheid. Aber an die Menschen, die dieses Fleckchen Erde mit ihrer Hände Arbeit bewirtschafteten und dort einst ihr hartes Leben fristeten, erinnert sich schon längst keiner mehr.  Noch vor einigen Jahren waren Mauerreste im Welssiepen sichtbar; ein Zeichen ehemaliger Besiedlung. Doch wer baute und lebte hier? Grund genug für den Chronisten, sich dieser Geschichte anzunehmen und Vergessenes ans Licht zu bringen. 

 

Der Zimmermann und Tagelöhner Joseph Blöink wurde am 03.05.1796 geboren und heiratete die zwei Jahre ältere Maria Louise Ross. Diese war am 17.01.1794, vermutlich in Isingheim geboren. Weitere Erkenntnisse bestehen nicht, nur so viel, dass die Eheleute in Leckmart und später in Isingheim lebten, bis sie von einer möglichen Siedlerstelle bei Ober-Bremscheid erfuhren. So wagten sie den Schritt, im sog. „Welssiepen“ eigenes Land zu erwerben um dort dauerhaft mit ihrer Familie einen Lebensmittelpunkt zu finden. 

Von Ernst Wrede wurde Siedlerland erworben; Flächen, die einst zum Rittergut in Bremscheid gehörten. Auf nur 287 qm Hoffläche errichtete Joseph Blöink im Jahre 1829 ein kleines Haus. Dazu erwarb er wenige Äcker und Weiden und betrieb mit seiner Gattin darauf eine kleine Landwirtschaft. Doch hauptsächlich verdiente er sein Einkommen als Tagelöhner und Zimmermann. 

 

Noch in Isingheim wurde die älteste Tochter Maria Elisabeth Blöink am 28.06.1827 geboren. Sie übernahm später das Erbe des elterlichen Vermögens in Ober-Bremscheid. 

 

Die Errichtung ihres Wohnhauses im Welssiepen ging einher mit der Geburt des zweiten Kindes. Auch Maria Anna Blöink wurde am 10.02.1829 in Isingheim geboren, verstarb dort jedoch am 04.05.1829 an Brustfieber, noch bevor die junge Familie in ihr neues Heim einziehen konnte. 

 

Dort am neuen Wohnort wurde am 24.05.1830 die Tochter Theresia Blöink geboren. Diese verließ 1857 Ober-Bremscheid für immer und immigrierte nach Amerika. 

 

Es folgte die Geburt der Tochter Maria Catharina Blöink.  Sie wurde am 05.08.1832 geboren, verstarb aber als Kleinkind am 04.04.1834. Als Todesursache wird ebenfalls Brustfieber im Kirchenbuch genannt. 

 

Am 09.02.1835 wurde Maria Franziska Blöink geboren. Diese schloss sich ihrer älteren Schwester Theresia an und verließ mit ihr 1857 die Heimat. Über das weitere Schicksal der beiden Schwestern ist nichts bekannt. 

 

Die jüngste, sechste Tochter der Eheleute kam am 24.06.1837 zur Welt und wurde auf den Namen Christina Blöink getauft. Im Alter von 27 Jahren verstarb auch diese. Am 26.01.1865 erlag sie der Schwindsucht. 

 

Der Ausschnitt aus Flurkarte Gemarkung Eslohe Flur Nr. 10 und Isingheim Flur Nr. 1 vom Königlichen Katasteramt Meschede vom 10. August 1907 zeigt die kleine Hofstelle im Welssiepen (Ober-Bremscheid) in Größe von nur 287 qm (Flur 10 Nr. 190) mit anliegenden Fluren im Eigentum des Franz Berls und dessen Ehefrau Elisabeth Berls, geb. Blöink, die hier aufgewachsen war.


Zusätzlicher Landerwerb zur  eigenen Bewirtschaftung

Quittierung des Herrn Thiele für die Erben des Ernst Wrede über die Zahlung der restl. Kaufpreissumme 133 Thaler durch Joseeph Blöink am 14.11.1847
Quittierung des Herrn Thiele für die Erben des Ernst Wrede über die Zahlung der restl. Kaufpreissumme 133 Thaler durch Joseeph Blöink am 14.11.1847

Am 14. Juli 1833 war in Eslohe ein Termin anberaumt. Beim Königlich Preußischen Justiz-Kommissar und Notar Wilhelm Carpe erschienen der Schultheiß und Landwirt Anton Eickelmann aus Lüdingheim und der Tagelöhner Joseph Blöink „von Welssiepen bei Bremscheid“. Grund dieses Treffens war der Abschluss eines Kaufvertrages, da der Schultheiß die Absicht hatte, dem Blöink ein Grundstück zu verkaufen, welches ihm bis dahin erb- und eigentümlich gehörte und in der Lüdingheimer Flur am Lohe gelegen war. Das Land war Heidland und ungefähr 4 ½ Magdeburger Morgen groß. Der Verkäufer übernahm keine Gewährleistung für die Grundstücksgröße. Die Lage des Landes wurde im Vertrag ebenso wage bezeichnet, da Vermessung und Kartierung bis zu diesem Zeitpunkt nicht bestanden. So wurde schriftlich niedergelegt und beschrieben, dass dieses Grundstück ungefähr östlich an das Gut Bremscheid und südlich an das Eigentum des Adam Schulte stieß; zudem an das Giersen Heidland und an die Flur der Isingheimer Bürger Wertmann und Tewes. 

 

Der Kaufpreis, der mit 26 Talern, 27 Silbergroschen und 8 Pfennige vereinbart wurde, konnte jedoch nicht sofort von Blöink gezahlt werden, sodass Anton Eickelmann ihm Aufschub gewährte, indem zu seinen Gunsten eine Hypothek auf das Grundstück eingetragen und mit 5 Prozent verzinst werden sollte. Der Vertrag wurde unterzeichnet. Im Jahre 1842 konnte Joseph Blöink endgültig seine Kaufschulden dem Eickelmann gegenüber tilgen. 

 

Doch es blieb nicht bei diesem Kauf. Die Wiesen entlang des Hengsbecker Baches waren für die Heumahd immer wertvoll, da diese mit dem Bachwasser geflößt werden konnten und damit einen guten Ernteertrag versprachen. Sie gehörten zum Eigentum des Ernst Wrede, der diese zum Kauf anbot. Josef Blöink teilte sein Kaufinteresse mit und es kam am 7. November 1841 zu einer Verhandlung in der die Kontrahenten erneut handelseinig wurden. Durch eine Erkrankung des Ernst Wrede mit nachfolgendem Versterben im Dezember 1942 kam es vorerst nicht zur Umsetzung des Vertrages. 

 

Mit Hilfe des Kaufmanns Josef Wiethoff aus Ödingen machte Josef Blöink seinen Anspruch geltend, zu den bereits vereinbarten Konditionen nun mit den Erben des Ernst Wrede den Vertrag neu aufleben zu lassen. So kam es am 24.11.1845 in Ödingen zu einem neuen Vertragsabschluss mit dem Notar Heinrich Thiele aus Attendorn, der als Generalbevollmächtigter der Erben agierte. „Des Ankäufers Absicht geht dahin, dass an den Bestimmungen des Vertrages vom 7.11.1841 nichts geändert wird“, stellte dieser fest und stimmte zu, dass die in der Steuergemeinde Eslohe Flur 10 gelegene Wiese in Größe von 2 Magdeburger Morgen zum vereinbarten Kaufpreis zu 150 Talern nun zum wahren Eigentum des Joseph Blöink wird.    

 

Am 3. Febr. 1847 gehört Joseph Blöink als einer der Wiesenbesitzer „in der Weide“ zu den Unterzeichnern einer Vereinbarung über die Bewässerung bzw. Flößen der Talwiesen entlang des Hengsbecker Baches. 

Ein Schwiegersohn kommt ins Haus

 

Am 16.05.1850 stand die Tochter Maria Elisabeth Blöink vor dem Altar der Esloher Pfarrkirche St. Peter und Paul, im Begriff ihrem zukünftigen Ehemann ihr Ja-Wort zu geben. Der fast 28jährige Johann Franz Berls war aufgewachsen in Niederberndorf und dort geboren am 01.06.1822 als Sohn des Johann Berls und dessen Ehefrau Helena, geb. Wöstewald. Franz Berls war wie sein Schwiegervater Joseph Blöink von Beruf Zimmermann. Trauzeugen waren Burghard Bürger aus Ober-Bremscheid, der später mit seiner Familie nach Amerika auswanderte und Clemens Tillmann, Tagelöhner aus Niedersalwey. 

Am 23.12.1858 starb die Mutter Louise Blöink an Schwindsucht. Und mit dem Tod des Vaters Joseph Blöink, der Jahre später, am 26.01.1880, im hohen Alter von 83 Jahren an Altersschwäche die Augen schloss, wurde die Tochter Elisabeth Berls Eigentümerin des Anwesens. Sie hatte damit auch Schulden übernommen, die sie im Oktober 1880 mit einer privaten Geldleihe des Josef Gierse aus Isingheim über 1200 Mark tilgen konnten. Dieser erhielt sein Geld zurück mit 5 Prozent Verzinsung im November des Jahres 1902. 

 

Eine ungewisse Zukunft: Vorsorge des kinderlosen Paares für ihr Alter

Elisabeth Berls schrieb ihr Testament wenige Wochen später und bestimmte am 13.04.1880 darin vorerst, dass im Falle ihres Ablebens ihr Ehemann Franz Berls ihr Erbe sein soll. Auch dieser bemühte sich wie sein Schwiegervater darin, weiteres Land käuflich zu erwerben. Im Jahre 1882 erwarb dieser in der Steuergemeinde Isingheim, Flur 1 das Flurstück 34 von dem Schäfer Johann Schmitte aus Ober-Bremscheid ein Stück Ackerland in Größe von 2.972 qm.

Am folgenden Januar 1883  trat er als Käufer in Isingheim auf und es kam zum Vertragsabschluss mit Anton Fischer gnt. Kniffel. Dieser war Vormund des (so steht es geschrieben) "blödsinnigen" Johann Sommerhoff  aus Isingheim. Der Anbauer Franz Berls erwarb für 30 Mark ein Stück Heidland zum unwiderruflichen Eigentum. 

 

Da die Ehe zwischen Franz und Elisabeth Berls kinderlos blieb, stellten sich zunehmend die Fragen, wie es einmal weitergehen soll im Alter und wer nach ihrem Ableben das Erbe antreten könnte.

Bereits früh hegten die beiden den Wunsch, dass die „in der Weide“ eingeheiratete Nichte Helene Schulte-Hüttemeister, geborene Berls aus Niederberndorf, das Erbe antreten solle. Sie war eine Tochter des Bruders Anton Berls.

Im Jahre 1888 verließen die Eheleute ihr Anwesen und zogen auf den nicht fern gelegenen Hof Schulte-Hüttemeister. Am 25.08.1888 wurde vorerst für 12 Jahre ein Pachtvertrag mit dem Zimmermann Johann Hufnagel aus Hengsbeck  geschlossen. Gegenstand des Vertrages war das Wohnhaus mit Nebengebäude, der dazugehörige Garten, die angrenzenden und abwärtsgelegenen Wiesen und sämtliches Ackerland. Der Pachtpreis wurde jährlich mit 264 Mark vereinbart. Die zu erfolgende halbjährliche Zahlung war eine Verpflichtung des Pächters, aber auch jährlich das Düngen von 2 Scheffel Roggen. Stroh noch Dünger durfte dieser nicht verkaufen und nach Ende der Pachtung sollte dieser alles in dem Zustande wieder zurückgeben, wie es übernommen war. Alle Reparaturen bis zu 12 Mark übernahm der Pächter selbst auf eigene Kosten. Es kam letztlich zur Unterzeichnung des Vertrages, an dem als Zeuge Ferdinand Schulte-Hüttemeister beteiligt war. 

 

Am 13. Januar 1896 starb Franz Berls im Alter von 73 Jahren an Asthma. Die verwitwete Elisabeth Blöink überlebte ihren Gatten um fast zehn Jahre. Sie starb in Obhut der Familie Schulte-Hüttemeister am 13.06.1906 an der Wassersucht (Ödeme), fast 79 Jahre alt.  

Foto um 1902/1903:

Die Familie Ferdinand Schulte u. Helene Berls mit ihren Kindern. Die Witwe Elisabeth Berls, geb. Blöink, war Teil ihrer Familie geworden und durfte auf dem Familienfoto nicht fehlen. Sie war bis zu ihrem Tode am 13.6.1906  im Haushalt aufgenommen.


Das Eigentum der Verstorbenen ging nun auf die Erbin Helene Schulte-Hüttemeister, geb. Berls über. Es bestand aus dem 1829 erbauten Wohnhaus, dessen Grundmauern noch Jahrzehnte sichtbar waren. Dazu zählten Wiesen, Äcker und Wälder in den Gemarkungen Eslohe und Isingheim in Größe von fast zehn Hektar; ein Vermögen, das zwei Generationen im Welssiepen mit harter Arbeit erwirtschaftet hatten. Das Erbe wurde später mit dem Hofvermögen Schulte-Hüttemeister vereinigt und steht seitdem im Eigentum der Nachkommen. 


Die Familie Schulte-Hüttemeister "in der Weide"

Nach Josef Bürger in seinem Buch „Bremscheid früher und heute“ wurde das ursprüngliche Wohnhaus der Familie Schulte-Hüttemeister im Jahre 1826 errichtet. Diese Aussage ist nicht nachprüfbar und die Aussage über dessen Erbauer bleibt sie uns schuldig. Der Neubau fällt in die Zeit der ersten Besiedlung des Bachtales, doch die Gründung des Hofes Schulte-Hüttemeister, der heute in Größe von fast 20 Hektar besteht, folgte erst danach. Es kann davon ausgegangen werden, obwohl keine Unterlagen bestehen die einen sicheren Nachweis erbringen, dass ein späterer Übergang durch käuflichen Erwerb erfolgte. Verkäufer war ein heute nicht eindeutig nennbarer vorheriger Siedler. 

 

Der Versuch einer Rekonstruktion:

 

Nach Abgleich der preußischen Karte mit der heutigen Siedlungslage erfolgte ein Erwerb entweder von Freimuth oder Dalwig. Eintragungen in den Esloher Kirchenbüchern über die Familie Freimuth nennen einen Zimmermann namens Jakob Freimuth, verheiratet mit Theresia Risse. Die Familie wohnte „in der Hengespe“, also in Ober-Bremscheid. Freimuths bauten ihr Wohnhaus im Jahre 1828 (EF I Seite 46) und stand vermutlich zwischen den Grundstücken König [heute Haus Nr. 28] und Dalwig. Dort befindet sich heute das Wohngrundstück der Familie Schauerte, Haus Nr. 30.     

Wenn auch der Name Dalwig in der preußischen Flurkarte benannt wurde, die Familie findet sich benannt als „Dallwig“ über mehrere Generationen mit Wohnsitz in Hengsbeck und hat nicht in Ober-Bremscheid gesiedelt. Vielleicht hat sie den Grunderwerb an den Vorbesitzer zurückgegeben (vergleiche dazu die Angabe zur Errichtung eines Wohnhauses: „Herr Wrede 1833“) der es nach dem Hausbau letzten Endes wieder an einen neuen Siedler weitergab? Die Frage bleibt unbeantwortet, auch nach Sichtung umfangreicher Unterlagen im Hause Schulte-Hüttemeister. Dieser Kaufvertrag bleibt unentdeckt! Doch wer war der Erwerber? 

Caspar Hüttemester, Schuster und Kötter zu Bremscheid

Die Hofstelle Schulte-Hüttemeister "in der Weide"
Die Hofstelle Schulte-Hüttemeister "in der Weide"

Es war der um 1811 in Westenfeld bei Sundern geborene Caspar Hüttemester, welcher die Siedlerstelle „in der Weide“ käuflich erwarb. Von Beruf übte er das Handwerk des Schusters aus und betrieb, so wie es damals eher üblich war, eine kleine Landwirtschaft. Damals nannte man sie „Kötter“, weil sie einen Kotten (schlichtes kleines Haus) bewirtschafteten. 

 

Caspar Hüttemester war mit der Tochter des in Eslohe ansässigen Schusters, als Tagelöhner und Einsasse in den Kirchenbüchern bezeichneten Caspar Schmidt [geb. am 29.10.1789, gest. 12.08.1853, verh. 12.01.1817 mit Anna Catharina Becker] verheiratet. Maria Elisabeth Schmidt wurde geboren am 24.01.1818 und war die älteste Tochter ihrer Eltern. Ihr folgte die Geburt der Schwestern: Maria Theresia Schmidt [geb. am 26.03.1821, verh. 09.11.1843 mit Franz Caspar Meckel aus Serkenrode], Ludowica [geb. am 18.10.1824, gest. 11.11.1847] und Cecilia [geb. 23.07.1828, starb als Kleinkind am 05.12.1830]. Auch das Datum der Vermählung zwischen Caspar Hüttemester mit Elisabeth ist nicht bekannt. Vermutlich fand die kirchliche Eheschließung in Hellefeld bei Sundern statt. Da beide, Schwiegervater und Schwiegersohn, denselben Beruf ausübten, scheint es möglich, dass die eheliche Verbindung der jungen Leute auch dadurch mitbegründet ist. 

 

Die Eheleute Caspar und Elisabeth Hüttemester traten als Käufer der Siedlerstelle „in der Weide“ auf und erhielten den Zuschlag. Wann das geschah ist nicht bekannt. Caspar Hüttemester starb bereits im Alter von 35 Jahren an Auszehrung, ohne dass ein Nachkomme aus seiner Ehe mit Elisabeth hervorgegangen war. So wurde diese am 14. Mai 1846 im Alter von 28 Jahren zur Witwe und Eigentümerin des Hüttemesters Anwesen in Ober-Bremscheid. 

 

Die zweite Ehe der Elisabeth, geb. Schmidt, verwitwete Hüttemester

 

Am 15.10.1846 ging Elisabeth erneut eine Ehe ein mit dem gleichaltrigen Christian Bette aus Nierentrop, Tagelöhner und Sohn des Bauern Johann Bette und dessen Ehefrau Catharina, geb. Kleinsorge. 

 

Vier Kinder gingen aus dieser Ehe hervor, die jedoch ihren Vater sehr früh verloren. Christian Bette starb bereits im Alter von nur 38 Jahren an der „Roten Ruhr“, einer ansteckenden Infektionskrankheit, die im 19. Jhd. grassierte. Der 28. September 1857 war sein Todestag.  

 

1. Maria Theresia Bette, geb. am 27.09.1847, heiratete am 19.11.1872 den Nachbarn Franz Lübke (geb. am 18.08.1839, gest. 13.01.1911, Sohn des Klempners (Einsasse u. Wanderer) Peter Lübke, Ober-Bremscheid u. Elisabeth Biskoping, Cobbenrode)

2. Maria Elisabeth Bette, geb. am 14.10.1850, gest. 23.02.1911, heiratete am 16.08.1874 den „Ackerer“ Josef Schulte, gnt. Köster aus Eslohe (geb. am 19.05.1840, gest. 20.07.1927, Sohn des Ackersmann Joh. Schulte und Sophia Müller aus Eslohe)

3. Joseph Bette, geb. am 21.12.1853, erlernte das Schuhmacher-Handwerk, lebte später in Göttingen 

4. Anton Bette, geb. am 18.11.1856, war wie sein Bruder von Beruf Schuhmacher. 1880 befand er sich noch im Hause seines Stiefvaters Anton Schulte in Ober-Bremscheid und zog später nach Olpe.  

 

 

Die dritte Ehe der Elisabeth, geb. Schmidt, verwitwete Bette

 

Der Tod ihres zweiten Ehemannes war für Elisabeth ein harter Schicksalsschlag. Sie trug nun die alleinige Last für die Familie und ihre Kinder waren noch klein und ihr keine Hilfe. So ging die 40jährige Elisabeth am 29.04.1858 ihre dritte Ehe ein mit Franz Anton Schulte aus Wenholthausen. Dieser war geboren am 30.04.1827. Dessen Eltern stammten aus Visbeck: Johann Schulte und Maria Elisabeth, geb. Unger-Knappstein aus Schönholthausen. (Angaben aus dem Stammbaum der Familie Schulte-Hüttemeister)

 

Anton Schulte war von Beruf Wagner (Stellmacher) und übernahm nun auch die Bewirtschaftung der kleinen Landwirtschaft und Vaterstelle für die unmündigen Kinder seiner Angetrauten. 

Am 09.12.1859 wurde ein Sohn geboren und auf den Namen Ferdinand Schulte getauft. Er wuchs mit seinen vier, nur wenig älteren Stiefgeschwistern im Hause auf. Sein Vater Anton Schulte galt als ein sorgender Familienvater. Das lassen folgende Umstände erkennen: 

 

Eine Schuldverschreibung, die seine Frau während der Ehe mit Christian Bette am 10.09.1847 eingegangen war, tilgte Anton Schulte am 9.8.1866 und ließ die Hypothek löschen.  

 

Jahre später, am 8.2.1880, bescheinigen ihm alle vier Stiefkinder, dass sie das ihnen zustehende Kindsteil vom Stiefbruder Ferdinand Schulte in Höhe von jeweils 200 Thalern (oder 600 Mark) bereits von ihrem Stiefvater Anton Schulte erhalten haben. Der jüngste Stiefsohn Anton Bette befand sich da noch im Haushalt der Familie, sein Bruder Josef Bette hatte sich 1876 bereits in Göttingen als Schuster niedergelassen und seinem Stiefvater gebeten, im bereits 150 Mark vorzeitig auszuzahlen. Er stehe im Begriff zu heiraten und hätte das Geld jetzt nötig und stellte einen Schuldschein über den empfangenen Betrag am 1.10.1876 aus, den der Schwager Franz Lübke mit seiner Unterschrift bezeugte. 

 

Der Sohn Ferdinand Schulte wurde im Alter von fast zwanzig Jahren zum Militärdienst eingezogen. Als Musketier diente er vom 4.11.1879 bis zum 9.9.1881 bei der 3. Kompanie des 2. Hessischen Infanterie-Regiment Nr. 82 in Göttingen. In seinem Führungsattest wurde ihm bescheinigt, dass er sich während seiner Dienstzeit gut geführt hatte. 

Es ist Zeit loszulassen. 

 

Am 29. April 1884, einen Tag vor seinem 57ten Geburtstag, starb der Vater Anton Schulte an einem Magenleiden und im Bewusstsein, dass er ein Leben voller Fürsorge gegenüber seinen Anvertrauten geführt hatte. Elisabeth stand nun im Alter von 66 Jahren wieder vor einem offenen Grab und musste erneut Abschied nehmen von einem Lebenspartner. Sie war immer noch Eigentümerin des kleinen Hofes, damals nur 7 ¾ Hektar groß. Ihre Kinder aus zweiter Ehe hatten Haus und Hof bereits verlassen, geheiratet oder woanders Arbeit gefunden. Nur ihr Jüngster, der 25jährige Ferdinand Schulte, dem sie immer noch den Haushalt führte, lebte mit ihr noch unter einem Dach. Dieser hatte das Maurer-Handwerk erlernt und bewirtschaftete nebenbei den kleinen Hof. 

 

Monate später, am 1. Dezember 1884, erschien Elisabeth mit Ferdinand in Eslohe vor dem Amtsrichter Köster und unterzeichnete einen Vertrag, der die Übertragung ihres Eigentums auf ihren Sohn bedeutete. Dieser sicherte ihr zu, dass er für sie bis zu ihrem Lebensende, in gesunden wie auch kranken Tagen sorge und verpflege, ihr die nötige Kleidung gebe und ihr das bisher benutzte Zimmer im Hause nebst Ausstattung erhalte. Ein monatliches Taschengeld in Höhe von 3,00 Mark fordere sie aber erst dann, wenn sie die Haushaltsführung aufhöre. Am 13. Januar 1885 erhielt Ferdinand Schulte eine Benachrichtigung von der Katasterverwaltung in Meschede, dass insgesamt 7,7327 ha mit Wohnhaus und Scheune auf ihn zu Eigentum umgeschrieben sei.


Hofübergabevertrag zwischen der Mutter Elisabeth Schulte, geb. Schmidt  und deren Sohn Ferdinand vom 1. Dezember 1884


Die Mutter, die Witwe Elisabeth Schulte, schloss bereits kurze Zeit später für immer ihre Augen. Am 25.01.1886 erlag sie einem Lungenleiden, 68 Jahre alt. Ein hartes, aber erfülltes Leben hatte geendet. Bis zuletzt hatte sie gesorgt, doch nun traten junge Menschen an ihre Stelle.  

 

Als neuer Eigentümer war sich Ferdinand Schulte bewusst, was er den Vorfahren auf seinem Hof an Erinnerung schuldete. Seine Nachkommen sollten dem Begründer des Hofes in ihrem Namen gedenken und sich verpflichtet sehen. Seitdem nennen sich die Bewohner des Hofes mit Nachnamen Schulte-Hüttemeister. 

 

 

Ferdinand erwirbt Land und errichtet ein Nebengebäude

 

Im November 1885 nahm Ferdinand Schulte von dem Landwirt Anton Rischen aus Nieder-Bremscheid einen Barkredit von 1300 Mark entgegen, der mit 4 ½ Prozent zu verzinsen war. Sein Schwager, der Klempner Franz Lübke, mit dem die Stiefschwester Theresia Bette verheiratet war, trat als sein Bürge auf und verpflichtete sich bei Zahlungsunfähigkeit des Ferdinand Schulte, für dessen Schulden einzutreten. Das gilt als Beweis dafür, dass ein gutes und vertrautes Verhältnis zwischen den Schwägern bestand.  

Ferdinand Schulte benötigte das Geld für einen Landkauf, dessen Vertrag er am 9. August 1885 vor dem Siegener Notar Justin Bönner in Attendorn unterschrieb. Verkäufer war sein ehemaliger Nachbar Joseph Rötz mit dem er handelseinig geworden war. Dieser gab seine kleine Hofstelle mit Land in Ober-Bremscheid auf und war nun ansässig in einem kleinen Ort namens Kraghammer, südwestlich von Attendorn gelegen. Auf dessen Land von 2,27 Hektar Größe lasteten noch offene Schulden, u.a. bei der Sparkasse in Fredeburg, in die Ferdinand Schulte nun schuldnerisch eintrat und den Rest des Kaufpreises, der insgesamt mit 2.820 Mark vereinbart war, bar entrichtete. Im August 1892 zahlte Ferdinand Schulte den Bar-Kredit mit Zinsen an Anton Rischen vollständig zurück. 

 

Im Jahr 1886 errichtete Ferdinand Schulte ein „Nebengebäude“, rechts vom Wohnhaus gelegen. Für den Bau benötigte er Ziegelsteine, die er von der Ziegelei des Ferdinand Peitz aus Lochtrop bezog und die Rechnung mit Gegenlieferungen von Hafer und Heu verrechnete. Nach Einmessung des fertiggestellten Gebäudes erhielt er am 19.7.1890 Nachricht vom Königlichen Amtsgericht in Meschede über die Änderung der Flurstücks-Bezeichnung. Das Gebäude steht noch heute und wird als Pferdestall und Scheune genutzt. 

 

Eine neue Generation: Ferdinand gründet eine Familie

Ferdinand Schulte-Hüttemeister ehelichte am 28.04.1887 die Maria Helene Berls aus Niederberndorf. Die Trauzeugen waren Heinrich Harlinghausen und Anton Setz, Briefbote in Eslohe. 

Die Braut wurde in Niederberndorf am 08.01.1862 als Tochter der Eheleute Franz Anton Berls und Maria Anna Vollmer, die aus Reiste stammte, geboren. (Hinweise aus den Kirchenbüchern der Pfarrgemeinde Berghausen, die Pfarrer Hammerschmidt 1934 dort gab: „Franz Anton Berls, geb. am 12.06.1819 als Sohn der Eheleute Johann Berls und Helene Wöstewald in Niederberndorf wurde in der hiesigen Pfarrkirche am 28.05.1846 getraut mit Maria Anna Vollmer, geb. am 13.02.1823 als Tochter der Eheleute Franz Vollmer und Anna Margarete Köpper in Reiste. Franz Anton Berls starb in Niederberndorf am 27.05.1882; seine Gattin Maria Anna Vollmer starb daselbst am 13.12.1887“). 

 

Aus der Ehe gingen folgende Kinder hervor: 

 

1. Franz Schulte, geb. am 05.06.1888, gefallen am 25.10.1914 in Frankreich

2. Ferdinand Schulte jr., geb. am 27.01.1890, der spätere Hoferbe

3. Theresia Schulte, geb. am 03.04.1893

4. Elisabeth Schulte, geb. am 15.07.1894, heiratete am 31.05.1922 Theo Lubig, Niederberndorf

5. Anna Schulte, geb. am 03.03.1899

6. Anton Peter Schulte, geb. am 20.07.1900, gest. 23.08.1901 an Magenschwäche

7. Josef Ferdinand Schulte, geb. am 13.05.1904, gest. im Alter von zehn Jahren am 12.08.1914 an einem Lungenleiden

8. Peter Anton Schulte, geb. am 17.09.1905

 

Die Mutter Helene starb am 15.06.1918 im Alter von 56 Jahren an einem Herzleiden. Der Vater, Landwirt Ferdinand Schulte-Hüttemeister (sen.) überlebte sie über viele Jahre. Er starb am 31.01.1934 an Asthma, 74 Jahre alt. 

 

Foto um 1902/1903: Die Familie Ferdinand Schulte u. Helene Berls mit ihren Kindern (hi. links: Franz, hi.rechts: Ferdinand jr.). Davorstehend die Mädchen Theresia und Elisabeth, in der Mitte Anna, geb. 1899. Die ältere Frau ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Witwe Elisabeth Berls, geb. Blöink. Sie war verheiratet mit Franz Berls, der aus Niederberndorf stammte und bei Blöink in das „Welssiepen“ in Oberbremscheid einheiratete. Die Ehe blieb kinderlos, sodass die Nichte Helene Berls später das Vermögen erbte und die Witwe bis zu deren Tode am 13.6.1906 in ihren Haushalt aufnahm. Die Jungen Jos.Ferdinand und Anton waren zum Zeitpunkt des Fotos noch nicht geboren. 


Davon mit Schaden

 

In Eslohe gründete sich 1901 die „Sauerländische Schweinemetzgerei-Genossenschaft“ dem am 26. Juli 1901 Ferdinand Schulte-Hüttemeister als Genosse beitrat und zwei Geschäftsanteile zeichnete. Doch schon ein Jahr später befand sich die Genossenschaft durch entstandenen Verlust in Liquidation´. Um ein Konkursverfahren abzuwenden übergab er am 28. März 1902 an Eberhard Rischen 100 Mark. Letztlich wurde die Genossenschaft mangels Erfolgsaussicht zum Schaden der Beteiligten aufgelöst.  

 

Da stand ein hölzernes Kreuz

 

Bis vor einigen Jahren stand am Rand von Hüttemeisters Hof ein schmuckloses, hölzernes Kreuz. Dieses erinnerte an ein dramatisches Ereignis, welches sich dort ereignet hatte. Der Zeitpunkt ist unbekannt. Nach mündlicher Überlieferung fand ein Landstreicher für die Nacht Unterschlupf auf dem Heubalken des Hauses. Der Mann ging jedoch nachlässig mit Feuer um und wurde Opfer seiner Unachtsamkeit. Um dem Feuer zu entkommen sprang er aus der Dachluke und kam dabei zu Tode. Das Feuer richtete einigen Schaden an, konnte aber rechtzeitig gelöscht werden, sodass das Haus nicht vollständig abbrannte. Nach dem Wiederaufbau stellte die Familie zum Gedenken an den auf so tragische Weise ums Leben gekommenen Unbekannten ein Kreuz auf und erneuerte es auch einmal, sicher auch zum Dank dafür, dass ihre Familie ohne Schaden an Leib und Leben davongekommen war. 

Durch eine Erbschaft zum bäuerlichen Haupterwerbsbetrieb

Die Witwe Elisabeth Berls
Die Witwe Elisabeth Berls

Nicht weit entfernt von der Hofstelle Schulte-Hüttemeister bewirtschafteten im sog. Welssiepen die kinderlosen Eheleute Franz und Elisabeth Berls, geborene Blöink, einen kleinen Hof. Franz Berls war von Beruf Zimmermann und hatte auf dem kleinen Anwesen der Siedlerfamilie Blöink eingeheiratet. Er war geboren und aufgewachsen in Niederberndorf als nachgeborener Bauernsohn. Helene Schulte-Hüttemeister war seine Nichte, die, so der Wunsch der Eheleute, das Erbe über ihr Vermögen nach ihrem Ableben einmal antreten sollte.

 

1888 verpachteten sie deshalb für einige Jahre ihr Anwesen und zogen auf den Hof Schulte-Hüttemeister. Dort lebten beide bis zu ihrem Tode: Franz Berls starb im Januar 1896 und seine Frau Elisabeth im Alter von 78 Jahren im Juni 1906.

 

Danach ging ihr Vermögen auf die Erbin Helene Schulte-Hüttemeister über. Deren Hof vergrößerte sich beträchtlich auf die heute noch bestehende Größe von rund 20 Hektar. Er wurde  dadurch zu einem bäuerlichen Haupterwerbsbetrieb.   

 

Die Lebenspläne der Jungen wurden vernichtet

 

Franz Schulte-Hüttemeister war der älteste Sohn und dazu bestimmt, irgendwann den Hof zu übernehmen. Er war gerade 16 Jahre alt geworden, da erhielt er vom Königlichen Bezirkskommando in Meschede einen Gestellungsbefehl für eine vierwöchentliche Reserveübung. Er legte Widerspruch ein mit der Begründung, dass der Knecht in der Woche zuvor so sehr an einer Lungenentzündung erkrankte, dass mindestens noch vier Wochen für dessen Genesung erforderlich sei. Wegen dem herrschenden Arbeitermangel sei es auch für „schweres Geld“ unmöglich, einen Ersatz zu finden. Außerdem seien seine Brüder noch zu klein, um Hilfe zu sein. Diesmal erreichte er mit Erfolg seine Freistellung, aber die Staatgewalt, das Militär, hatte ihn nicht vergessen. 

 

Am 2. August 1914 wurde die Mobilmachung befohlen. Der erste Weltkrieg begann. Einige Reservisten und Landwehrleute, die in den kommenden Tagen „zur Fahne eilen“ mussten, nutzten den Kirchenbesuch in der Esloher Pfarrkirche zum Gebet, zur Buße und zur Einkehr. Dabei war auch der Reservist Franz Schulte-Hüttemeister und ein gleichaltriger Sohn vom Hof Schulte-Berges aus Hengsbeck. Beide haben ihre geliebte Heimat nie mehr gesehen. Sie starben schon bald den „Heldentod für das deutsche Vaterland“. Franz fiel am 25.10.1914 in Nähe der Ortschaft Vermelles beim Frankreich-Feldzug. 

Nur Ersatz für die Familie und den Hof

Franz Schulte-Hüttemeister jr mit Ehefrau Elisabeth, geb. Schauerte. Foto aus 1925 mit dem Erstgeborenen, dem Sohn Josef
Franz Schulte-Hüttemeister jr mit Ehefrau Elisabeth, geb. Schauerte. Foto aus 1925 mit dem Erstgeborenen, dem Sohn Josef

Damit wurde klar, dass der Zweitgeborene Ferdinand Schulte in der Familie die Stelle einnehmen sollte, die einst seinem älteren Bruder vorbehalten war. Hoferbe sein: Darauf war er nicht eingestellt, hatte er doch mit Erfolg und Fleiß drei Jahre lang (vom 27.06.1903 bis 27.06.1907) das Handwerk des Bäckers bei Josef Keggenhoff in Eslohe erlernt und die Gesellenprüfung am 28.8.1907 vor der Handwerkskammer in Arnsberg abgelegt. Sein Gesellenstück wurde als sehr-gute Arbeitsprobe bewertet und die theoretische Prüfung hatte er mit „gut“ bestanden.

 

Mit 18 Jahren trat er dem Kath. Gesellenverein in Neheim bei und fühlte sich wohl im Handwerk und unter den Gesellen. Einige Monate nahm er Arbeit als Geselle in der Bäckerei Anton Reckers in Werne, dessen Inhaber ihn am 8.8.1911 mit einem guten Zeugnis verabschiedete. Treue, Ehrlichkeit und vollste Zufriedenheit bescheinigte dieser und wünschte seinem scheidenden Gesellen das Beste auf dem fernen Lebensweg. 

 

Doch den Hof zu übernehmen empfand Ferdinand Schulte nicht als „das Beste“. Er haderte Zeit seines Lebens damit, tat aber seine Pflicht und übernahm die ihm vom Schicksal zugewiesene Aufgabe. 

 

Ferdinand Schulte-Hüttemeister jr. heiratete am 20.02.1924 Elisabeth Schauerte. Sie war geboren „auf der Keppel“ am 15.09.1900 als Tochter der Eheleute Franz Schauerte (geb. O-Landenbeck am 06.12.1872, gest. Keppel am 19.05.1939) und Josefine Heuel (geb. 27.01.1875 in Arpe, gest. Keppel 16.08.1940, beide verh. am 14.11.1899). Überliefert wurde, dass die junge Braut sich „in der Weide“ anfangs nicht heimisch gefühlt habe und die Trennung von ihrer, nicht fern liegenden Kinderstube „auf der Keppel“ für sie nicht einfach gewesen sei. 

 

Die Geschwister Josef und Martha Schulte (Foto 1928)
Die Geschwister Josef und Martha Schulte (Foto 1928)

Aus ihrer Ehe gingen sieben Kinder hervor:

 

1. Josef Schulte, geb. am 03.02.1925, gest. 28.05.1998, heiratete Maria Nöcker, Isingheim

2. Martha Schulte, geb. am 15.04.1926, gest. 15.10.2011, heiratete am 17.05.1955 Eberhard Fischer, Isingheim (geb. 29.08.1923, gest. 24.08.1976)

3. Otto Johannes Schulte, geb. am 27.06.1928, gest. 01.07.2002, heiratete Margret Sapp, Eslohe

4. Paul Schulte, geb. am 27.06.1928, gest. 25.12.1997, Hoferbe, heiratete am 17.10.1960 Ursula Kleine-Birkenheuer aus Fleckenberg (dort geb. am 06.04.1932, gest. 14.02.2018)

5. Johanna Schulte, geb. am 27.02.1932, gest. 06.11.2011, heiratete Franz Stratmann, Isingheim (geb. 05.10.1933, gest. 09.02.2020)

6. Ferdinand Schulte, geb. am 01.11.1934, gest. 13.03.2015, heiratete Margarethe Gerhard, Bremke

7. Rudolf Albert Schulte, geb. am 04.09.1939, gest. 29.03.1942 an Brandwunden

 

Ferdinand Schulte starb bereits am 11.12.1946 im Alter von 56 Jahren an Magenkrebs und hinterließ seine Ehefrau mit sechs Kindern im Alter zwischen 12 und 21 Jahren. 

 

Die Witwe Elisabeth Schulte-Hüttemeister, geb. Schauerte, ging keine neue Verbindung ein. Sie war eine starke Persönlichkeit und nach dem Tod ihres geliebten Mannes das unumstrittene Familienoberhaupt. Sie überlebte ihren Ehemann um 45 Jahre und starb im hohen Alter von über 90 Jahren am 09.03.1991. 

 

 

 

Paul und Ursula Schulte-Hüttemeister am Tag ihrer Hochzeit
Paul und Ursula Schulte-Hüttemeister am Tag ihrer Hochzeit

Erbe des Hofes wurde Paul Schulte-Hüttemeister, der erst achtzehn Jahre jung war, als der Vater starb. 

Paul heiratete am 17.10.1960 Ursula, die Tochter des Bauern Kleine-Birkenheuer aus Fleckenberg. Aus ihrer Ehe gingen vier Kinder hervor: 

Rudolf Schulte-Hüttemeister, der Hoferbe, und die Geschwister Marlen, Thomas und Hiltrud. 

Eine Glocke läutete zum Kirchgang

Die Geschwister Schulte-Hüttemeister, v.l.n.r.: Ferdinand, Hanne , Otto, Martha, Josef und Paul. Foto im April 1996 anlässl. d. 70ten Geburtstag von Martha Fischer, geb. Schulte
Die Geschwister Schulte-Hüttemeister, v.l.n.r.: Ferdinand, Hanne , Otto, Martha, Josef und Paul. Foto im April 1996 anlässl. d. 70ten Geburtstag von Martha Fischer, geb. Schulte

Bis zum Ende ihres Lebens ließ Elisabeth Schulte-Hüttemeister es sich nicht nehmen, eine bestehende Tradition fortzuführen: Im Hausgiebel der Familie hängt seit 1910 eine Angelus-Glocke. Sie wurde von den Siedlerfamilien „In der Weide“ gemeinsam angeschafft. Diese gut 100 Pfund schwere Bronce-Glocke wurde per Hand mittels eines Glockenseils in Bewegung gebracht.

 

Mathilde Rischen aus Nieder-Bremscheid weiß zu berichten, dass noch die Ur-Großmutter Helene, geb. Berls, einige Jahre die Glocke sonntags in aller Frühe läutete, um den Aufbruch zur 7 Uhr-Messe in die Esloher Pfarrkirche anzukündigen (veröffentlicht im Jahre 2005 in der Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes Nr. 3 Seite 145). Es war das Zeichen für alle Frauen aus dem „Oberdorf“ zum gemeinsamen, fast einstündigen Fußmarsch, der besonders bei winterlicher Dunkelheit und glattem Wege beschwerlich war.

 

Dreimal täglich wurde früher das Glöckchen zum „Engel des Herrn“ geläutet, denn seit dem Mittelalter ist es Brauch dann bei der Arbeit einzuhalten und ein Gebet zu sprechen: „Gegrüßt seist du Maria. Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft und sie empfing vom Heiligen Geist“. Elisabeths Schwiegertochter Ursula Schulte-Hüttemeister übernahm diese Aufgabe noch einige Jahre.

Heute besteht ein elektrisches Geläut. Die Tradition bleibt gewahrt.